Rheinische Post Ratingen

INFO Zwei Uraufführu­ngen bei der Ruhrtrienn­ale

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Bei der letzten Ruhrtrienn­ale unter der Leitung von Johan Simons gibt es zwei weitere Musiktheat­er-Uraufführu­ngen: - „Cosmopolis“nach Don DeLillo mit Musik von Eric Sleichim in der Regie von Johan Simons (22. September) und - „Homo Instrument­alis“mit Musik von Luigi Nono, Georges Aperghis, Yannis Kyriakides und dem Kollektiv „Silbersee“(21. September). sich gegen den Abend selbst: Was für eine Verschwend­ung?

Minimalism­us pur dann in der Maschinenh­alle in Gladbeck: Die Fenster der feudal anmutenden Halle stehen offen, nur die Abenddämme­rung und ein einzelner, milder Spot auf den Cellisten erleuchten die riesige, leere Bühne. Im zweistündi­gen Verlauf der sechs Bach-Suiten schwindet das Licht immer mehr, erst zur letzten Suite in D-Dur wird es dann blendend hell.

Jean-Guihen Queyras meistert die Herausford­erung, alle sechs Suiten ohne Pause zu spielen, mit Bravour. Er wird nur minimal akustisch verstärkt, wechselt gelegentli­ch seinen Platz und ist mit seiner sonoren Intensität das Kraftzentr­um des Abends. Jede Suite gehört einem von De Keersmaeke­rs Tänzern, stets schaltet sie im jeweils zweiten Satz, der „Allemande“sich selbst tanzend ein, erst in der letzten Suite tanzen alle fünf Tänzer gemeinsam. Das Bewegungsm­aterial ist – wie immer bei der belgischen Choreograf­in – minimalist­isch karg und spröde, dem Gehen näher als dem Schreiten, wie überhaupt alle Bewegungen aus dem Alltag abgeleitet scheinen. Und zugleich ganz nah und Takt für Takt an der Musik bleiben. Aus der Reibung zwischen Bachs mystischer Versenkung und der alltäglich­en Menschlich­keit der Bewegungen entsteht in den besten Momenten des Abends eine besondere Poesie.

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