Streit um Airport-Kontrollen eskaliert
Weil der Flughafen Düsseldorf wartende Passagiere mit Schildern auf den akuten Personalmangel beim Sicherheitspersonal hinwies, wurden Mitarbeiter offen beschimpft. Die Empörung ist groß.
DÜSSELDORF Die angespannte Situation an den Fluggastkontrollstellen des Düsseldorfer Flughafens hat sich weiter verschärft. Nachdem es am Wochenende erneut lange Warteschlangen an den Sicherheitsschleusen gegeben hatte, stellte der Airport gestern Schilder mit dem Hinweis auf, dass wegen Personalmangels des Sicherheitsunternehmens Kötter nur wenige Kontrollspuren geöffnet seien. „Damit wurde die Schuld für das ganze Chaos den Sicherheitsleuten in die Schuhe geschoben“, sagte Özay Tarim, Gewerkschaftssekretär von Verdi. „Die betroffenen Mitarbeiter waren entsetzt.“Der Flughafen entschied sich im Laufe des Tages, die Schilder wieder abzunehmen.
Flughafensprecher Thomas Kötter verteidigte die Maßnahme: Die Schilder seien dafür da, den wartenden Passagieren eine neutrale Einschätzung über die Wartezeiten zu geben. „Wir weisen explizit weder die Anzahl der im Einsatz befindlichen Sicherheitsmitarbeiter noch die Unterdeckung oder die voraussichtliche Wartezeit aus“, unter- strich Kötter. Überforderte Mitarbeiter beschrieben indes die Reaktion der Passagiere mit drastischen Worten: „Wir wurden von vielen Fluggästen angepöbelt und beschimpft. Manche wollten unseren Anweisungen nicht mehr Folge leisten und lachten uns aus, wenn wir was sagten“, berichtete eine Security-Kraft. Verantwortlich dafür seien eindeutig die Schilder gewesen. „Wir haben den ganzen Ärger abbekommen.“
Auch nach Ansicht von Özay Tarim hat die Aktion zu einer Eskalation der Situation beigetragen. Es müsse endlich Schluss sein mit dem Schwarzer-Peter-Spiel. „Die Mitarbeiter würden am liebsten für bessere Arbeitsbedingungen streiken. Aber das dürfen sie rechtlich nicht, weil wir uns nicht in Tarifverhandlungen befinden.“
Am Düsseldorfer Flughafen gibt es seit rund zwei Monaten lange Warteschlangen an den Sicherheitsschleusen. Regelmäßig verpassen Fluggäste deshalb ihre Maschinen. Hauptgrund für die Misere sind massive Personalengpässe bei der Sicherheitsfirma Kötter, die im Auftrag der Bundespolizei die Perso- nen- und Gepäckkontrollen betreut. Täglich fehlen in diesem Bereich bis zu 75 Kräfte. Noch mindestens bis Mitte Oktober wird die Situation anhalten.
Derart massive Probleme an den Fluggastkontrollstellen wie aktuell in Düsseldorf gibt es bundesweit an keinem anderen Flughafen. Allerdings fehlen auch am Airport Köln/ Bonn derzeit zu den Stoßzeiten 20 bis 25 Kräfte. Gelegentlich kommt es deshalb dort ebenfalls zu längeren Warteschlangen.
Auch am Flughafen Stuttgart gab es in diesem Jahr Schwierigkeiten an den Kontrollstellen. Dort mussten die Passagiere bis zu 60 Minuten länger warten, weil Personal fehlte. Das dort eingesetzte Sicherheitsunternehmen lieh sich allerdings Kräfte von anderen Unternehmen aus, um den Engpass zu beheben. Ähnliches plant derzeit auch Kötter am Düsseldorfer Flughafen.
Nahezu reibungslos laufen die Fluggastkontrollen am „Franz Josef Strauß“-Flughafen in München. Dort ist der Sicherheitsbereich in der Hand des öffentlichen Dienstes – und wird nicht wie in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg von Privatunternehmen betrieben.
Wegen langer Schlangen am Sicherheitscheck haben viele Reisende in Düsseldorf ihren Flug verpasst. Nicht wenige dürften auf Schadenersatz klagen. Das Amtsgericht Erding und das Oberlandesgericht Frankfurt haben betroffenen Passagieren in vergleichbaren Fällen schon recht gegeben. Leitartikel Seite A2