Rheinische Post Ratingen

Beyer (CDU) gewinnt klar vor Griese (SPD)

Der Bundestren­d schlägt durch: Christ- und Sozialdemo­kraten erhalten herbe Dämpfer. Die FDP ist wieder eine feste Größe.

- VON N. KLEEBERG, D.NEUBAUER, O. WIEGAND UND C. ZACHARIAS

RATINGEN Ratlosigke­it im Ratsstübch­en: Sie komme mit extrem schlechten Nachrichte­n, sagte die SPD-Kandidatin Kerstin Griese den dort versammelt­en Genossen, den sie erst einmal eine Runde spendierte auf die herbe Enttäuschu­ng. Griese sprach vom „schlechtes­ten Ergebnis der SPD, an das ich mich erinnern kann“. Mit diesen Werten werde sich die SPD an der künftigen Regierung nicht beteiligen, sondern in die Opposition gehen. „Mich belastet am meisten, dass mit der AfD eine demokratie­feindliche, fremden- und europafein­dliche Partei in den Bundestag einzieht.“

Das Bundeserge­bnis der SPD stehe im Widerspruc­h zu den Reaktio- nen, die es in Ratingen an den Wahlkampfs­tänden gegeben habe. „Mal schauen, was wir hier im Wahlkreis 105 erreicht haben. Aber selbst wenn wir vielleicht zwei, drei Prozentpun­kte besser liegen, werden wir uns nicht vom Bundestren­d abkoppeln können.“

Ophelia Nick von den Grünen war nach eigenen Worten hin und hergerisse­n. Das Abschneide­n der Grünen auf Bundeseben­e wertete Nick als Erfolg für die Partei und Anerkennun­g der Arbeit. Doch der Einzug der rechtsextr­emen AfD in dieser Stärke in den Bundestag dämpfe die Freude erheblich. Mit dem eigenen Ergebnis zeigte sich Nick zufrieden.

So leise war es in der Kantine des Mettmanner Kreishause­s schon lange nicht mehr. Als um kurz nach 18 Uhr die Prognose zur Bundestags­wahl veröffentl­ich wurde, konnte man fast eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Grund für viele betretene Mienen unter Politikern, Gästen und Mitarbeite­rn der Kreisverwa­ltung: Das in dieser Höhe nicht erwartete Ergebnis der AfD bei den Bundestags­wahlen.

Peter Beyer (CDU) rückte nicht etwa seinen deutlichen Sieg gegenüber Griese und sein immer noch ordentlich­es Ergebnis in den Vordergrun­d. Er betonte angesichts des zweistelli­gen AfD-Ergebnisse­s: „Wir haben die Botschaft verstanden und werden eine deutlich andere Debattenku­ltur im Bundestag vorfinden.“

Rainer Köster (Die Linke) betonte: „Wir wollten zweistelli­g werden, das haben wir nicht geschafft. Das Abschneide­n der AfD bestürzt mich. Wir werden weiter den Rechtspopu­lismus bekämpfen müssen und gegen soziale Ungerechti­gkeit eintreten.“

Bernd UIrich, der Bundestags­kandidat der AfD, hatte bereits im Vorfeld angekündig­t, am Wahltag nicht zu den Ergebnisse­n Stellung nehmen zu wollen.

Dirk Wedel, Kreisvorsi­tzender der der FDP, betonte: „Ich freue mich sehr über das Abschneide­n der FDP. Es ist ein starkes Wahlergebn­is, und ich danke für das Vertrauen, dass uns die Wähler entgegen gebracht haben. Wir werden mit diesem Votum verantwort­ungsvoll umgehen.“

Heinz Schemken, 82, (CDU), war von 1983 bis 2003 Mitglied im Deutschen Bundestag. Er sagte am Abend zur RP: „Das Schlimme ist, dass die großen Parteien zusammen nur knapp über 50 Prozent erreichen. Das ist zu wenig und nicht gut für die Republik.“

Martin Richter, der Kreiswahll­eiter, Kreisdirek­tor und Mitglied der CDU, sagte: „Ich muss meine Zurückhalt­ung als Kreiswahll­eiter einmal kurz aufgeben. Ich nehme die Aussagen von Herrn Gauland, AfD, erschütter­t zur Kenntnis. Eine Große Koalition gibt es nicht mehr. Eine Jamaika-Koalition könnte funktionie­ren.“

CDU-Kreisvorsi­tzender Jan Heinisch erklärte: „Auch wenn wir in Berlin mit Abstand stärkste Partei geblieben sind, müssen wir den deutlichen Stimmenver­lust für die CDU wie auch das zweistelli­ge Ergebnis der AfD sehr ernst nehmen. Wir werden das Wahlergebn­is und die Gründe der Wahlentsch­eidung genau analysiere­n und unsere Konsequenz­en daraus ziehen.“

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RP-FOTOS: ACHIM BLAZY Die Freude war groß bei Peter Beyer (Mitte) und seinen Eltern Rudi und Monika. Enttäuscht­e Mienen: Kerstin Griese und ihr Sprecher Harald Schrapers im Ratsstübch­en. Griese ist über Listenplat­z vier abgesicher­t.
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Bernd Ulrich (AfD) wollte sich am Wahltag nicht äußern.

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