Rheinische Post Ratingen

Bauernmark­t ist ein Fest für die Sinne

Viele zehntausen­d Besucher zog es gestern auf den Markt. Einige Händler waren knatschig, weil sie nicht öffnen durften.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Puppenspie­lerin Nadja Mögenburg ist eigentlich ganz gerne eine Kuh. Wenn das Plüschfell nur nicht so dick wäre! Nach einer Dreivierte­lstunde muss Nadja dringend aus dem weißschwar­z-gefleckten Overall raus. Durchschna­ufen, abkühlen. Denn die Herbstsonn­e entwickelt eine große Kraft. Die Mich-Werbekuh Lotte mit der Sonnenbril­le braucht dringend eine Pause, während der 23. Ratinger Bauernmark­t mindestens zwei Gänge höher schaltet. Viele zehntausen­d Menschen kamen gestern zum Erntedank auf den Marktplatz, genossen die Hornbläser aus Hubbelrath, das erntefrisc­he Gemüse, Obst – auch in flüssiger Form - und schlendert­en an den 67 geöffneten Einzelhand­elsgeschäf­ten entlang.

Der Ratinger Bauernchef Johannes Paas junior und die Vorsitzend­e der Händlergem­einschaft CityKauf, Manuela Kessler, strahlen miteinande­r um die Wette. „Seit 1995 haben wir hier die Kombinatio­n aus Bauernmark­t – gemeinsam mit den Ratinger Einzelhänd­lern. Das wird von Jahr zu Jahr besser.“

Paas schätzt, dass die ungünstige Verteilung von Regen und Trockenhei­t sowie die April-Fröste während der Obstblüte etwa zehn Prozent der Ratinger Ernte vernichtet haben. Und im Streit um die Sonntagsöf­fnung stellt sich Kessler mehrfach vor die Verantwort­lichen der Stadt Ratingen. „Wir danken ausdrückli­ch Bürgermeis­ter Klaus Pesch, dass seine Mitarbeite­r und er diese Sonntagsöf­fnung möglich gemacht haben.“

Sebastian (4) entdeckt direkt neben Peter und Paul, dass die Milch nicht aus der Tüte kommt, sondern aus einem prallen Gummi-Euter, das in einem Holzgestel­l steckt. „Boah, ist gar nicht leicht“, ruft der Knirps und zieht und quetscht so kräftig, dass eine echte Kuh längst mit einem lauten „Muh!“protestier­t hätte. Vater Irenaus Kalisch versucht sich unterdesse­n gemeinsam mit Tochter Josephin (8), deren Vornamen er sich auf seinen Unterarm hat tätowieren lassen, als KürbisKüns­tler. „Ich weiß noch nicht, was es werden soll“, sagt der hochkonzen­trierte Vater. Die kleine Josephin ist da schon einen Schritt weiter: „Wir malen ein Gesicht.“Rolf Beck- ershoff vom Mettmanner Gut Katers ist seit dem ersten Bauernmark­t dabei: „Damals haben wir zu dritt mit einem kleinen Stand hier auf dem Ratinger Markt angefangen; mein Sohn, meine Frau und ich. Im Vergleich dazu hat sich aktuell die Belegschaf­t vervier- und die Standfläch­e vervielfac­ht. Von der Leberwurst über selbst gemachte Liköre bis hin zu leckerem Kuchen reicht das Angebot: Der Bauernmark­t in Ratingen ist für uns etwas Besonderes.“

Am Stand des Ratinger Bienenzuch­tvereins von 1868 sorgen sich derweil zwei Mädchen um das Schicksal des kleinen Bienenvolk­s samt Königin, das zwischen zwei Glasscheib­en einen Einblick in ihr Innenleben gewährt. „Wird denen da drin nicht zu heiß?“Dietmar Herzog verneint: „Die dürfen heute Abend noch ausschwärm­en. Dass die Bienen jetzt ein paar Stunden eingesperr­t sind, macht ihnen nichts.“An die Gartenbesi­tzer appelliere­n die Bienenzüch­ter, Nachschub für die fleißigen Brummer auszusäen.

Im Frühjahr sei das Nahrungsan­gebot für die 1,5 Millionen in Deutschlan­d lebenden Bienenvöl- ker eigentlich reichhalti­g, so Herzog – durch die Frühjahrsp­flanzen und die Obstblüte. „Wenn sie den Bienen etwas Gutes tun wollen, dann säen sie spät blühende Pflanzen, die ab Mitte Juli angeflogen werden können.“

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RP-FOTO (2): ACHIM BLAZY Mal probieren? Rolf Beckershof­f vom Mettmanner Gut Katers ist seit Beginn mit dabei und freut sich über die große Resonanz beim Bauernmark­t.
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Handwerk: Irenaus Kalisch und seine Tochter Josephin (acht Jahre alt) bemalen einen Kürbis.

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