Die Rückkehr der Boybands
Gleich zwei Musicals widmen sich dem Phänomen: In Manchester erzählt das von Take That auf die Bühne gebrachte Stück „The Band“von den weiblichen Fans, in München geht es Thomas Hermanns mit „Boybands Forever“um die Hits.
MANCHESTER Nostalgie zieht immer, weil der Blick zurück die Verhältnisse gnädig verklärt. Und sich alle Beteiligten wieder jung fühlen dürfen. Ob Nierentisch, Dolomiti-Eis oder Vinyl-Platte – Retro liegt im Trend. Auch zwei Musicals setzen gerade auf den Faktor Erinnerung: „The Band“und „Boybands Forever“arbeiten sich thematisch am Phänomen Boygroup ab. Einer musikalischen Erscheinung also, die wie alle Moden längst vergessen schien, aber offensichtlich einen festen Platz im Herzen ihrer Fans hat. Letztere stehen auch im Mittelpunkt von „The Band“, das gestern in Manchester Premiere feierte, ausgetüftelt von Take That, einer der erfolgreichsten Boybands aller Zeiten.
Von den fünf Jungs, die ab 1990 als Take That die Charts stürmten und vor allem weibliche Herzen eroberten, bilden heute noch drei den harten Kern: Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald. Robbie Williams tritt nur gelegentlich mit auf, durfte aber bei der Entwicklung des Musicals in allen strittigen Punkten mit entscheiden. Wobei es nicht um die Geschichte von Take That geht, sondern um die von fünf Freundinnen, die 1993 eine Boyband anhimmeln, gemeinsam ein Konzert besuchen und sich ewige Freundschaft schwören – was nicht funktioniert, wie ein Sprung in die Gegenwart zeigt. Garniert wird das Ganze mit reichlich Boygroup-Hits – vorzugsweise alten Take-That-Songs.
Der deutsche Entertainer Thomas Hermanns („Quatsch Comedy Club“) geht da geradliniger vor und entschlackt das Thema von unnöti- gem Beiwerk. In seiner Revue „Boybands Forever“, die am 4. Oktober im Münchner Theater am Marientor uraufgeführt wird, stehen die Lieder etlicher Jungs-Combos im Mittelpunkt. Nebenbei wird die typische Geschichte einer Boygroup erzählt. Es gebe ja dabei immer einen mit Sixpack, den Sunnyboy, den Bad Boy, ein Sweetheart und den Fünften. Der müsse alles können, aber an den könne sich keiner erinnern, sagte Hermanns in einem Interview. Ihm geht es vor allem darum, das Lebensgefühl von damals wieder aufzufrischen, inklusive aller Rituale. So dürfen die Zuschauer in seiner Show gerne Kuscheltiere auf die Bühne werfen oder auch mal in Ohnmacht fallen.
Tatsächlich waren die Fans der Boybands eher weiblich, entsprechend wurden die Gruppen auf den Markt zugeschnitten. So rangierten bei den Sängern die optischen vor den stimmlichen Qualitäten, dazu mussten alle tanzen können. Diese Faktoren machten auch den (Definitions-)Unterschied zu Bands aus, deren Musiker auf der Bühne ein Instrument spielen – in Boybands wird gesungen, getanzt und gut ausgesehen. Am besten bei den Backstreet Boys, findet Thomas Hermanns. Die hochkarätigeren Songs hätten allerdings Take That gehabt, die angesichts ihrer rund 50 Millionen verkauften Tonträger und ihrer genreprägenden Wirkung gerne mit den Beatles verglichen werden.
Was wohl arg hochgegriffen ist. Gab es doch mit den Monkees, den Village People und den Bay City Rollers doch bereits in den 60ern und 70ern erfolgreiche Boyband-Vorläufer inklusive Heerscharen weibli-