Rheinische Post Ratingen

Bürger stehen vor gesperrtem Sportplatz

Die alte Anlage an der Talstraße blieb nach einer Veranstalt­ung versehentl­ich geschlosse­n. Die Stadt reagiert.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN Erinnert sich noch jemand an die Diskussion um die geplante Wohnbebauu­ng auf dem schon seit Jahren nicht mehr genutzten Sportplatz an der Talstraße? Bei einer Bürgervers­ammlung stellte die Stadt Ratingen im Februar ihre ersten Entwürfe vor und erhoffte sich im Rahmen der Bürgerbete­iligung Anregungen und Änderungsw­ünsche.

Doch das Angebot, über die Pläne im Detail zu reden, wurde nicht angenommen: Stattdesse­n schlug der Verwaltung­sspitze blanke Ablehnung entgegen. Die direkten Anwohner wollten sich nicht für das Bauprojekt mit Mehrfamili­enhäusern, Kindergart­en und auch bezahlbare­n Wohnraum begeistern. Stattdesse­n verwiesen sie auf die Notwendigk­eit eines Sportplatz­es in diesem Stadtteil. Der Platz an der Talstraße gammelt zwar schon seit Jahren ungenutzt vor sich hin, und auch beim Sportamt sind keine Wünsche nach Nutzung zum Beispiel durch Thekenmann­schaften bekannt – aber die Stadt kam dem Wunsch gerne nach: Schon am nächsten Tag wurde die Anlage aufgeschlo­ssen.

Inwieweit der Platz in der Folge tatsächlic­h mehr oder weniger regelmäßig genutzt wurde, ist nicht bekannt.

RP-Leser Jens Müller hat aber etwas beobachtet: „Nun ist aber aufgefalle­n, dass seit einiger Zeit das Tor zum Sportplatz Talstraße mit einem Vorhängesc­hloss abgeschlos- sen ist. Es hieß doch, so lange nicht gebaut wird, dürfte jeder den Sportplatz nutzen.“Er fragt sich, ob also demnächst die Bagger anrücken? Bei einem Ortstermin fanden wir die Tür neben dem Umkleideha­us tatsächlic­h verschloss­en. Ein recht neues Vorhängesc­hloss mit Kette verwehrte den Zugang. Auf der anderen Seite jedoch, an der Straße An der Lilie, stand am Donnerstag das große Tor sperrangel­weit offen.

Die RP fragte bei der Stadtverwa­ltung nach und erhielt folgende Antwort: „Der Sportplatz war für eine größere schulische Veranstalt­ung verschloss­en worden. Versehentl­ich hat man danach vergessen, die Anlage wieder zu öffnen. Die Öffnung wird veranlasst.“Wir wollten auch wissen, ob und inwieweit die Anlage seit der Öffnung überhaupt genutzt wurde. Dazu Ulrike Trimborn von der Pressestel­le der Stadtverwa­ltung: „Eine Aussage über die tatsächlic­he Nutzung der Anlage ist leider nicht möglich, da kein Platzwart vor Ort ist.“Wie mehrfach berichtet, soll es auf einem Teil der Sportanlag­e „An der Lilie/Talstraße“ein Wohnprojek­t geben. Dagegen lau- fen Bürger, die sich in einer Initiative organisier­t haben, Sturm. Sie fordern genau auf diesem Sportplatz ein Angebot für Freizeit und Bewegung – ebenso im Bereich der alten Anlage„Auf der Aue“.

Nach der Zusage der Verwaltung im Februar bei besagter Bürgervers­ammlung, den Platz sofort zu öffnen (was tatsächlic­h tags drauf der Fall war), ging die Diskussion aber weiter. Markus Sondermann, der sich als Anwohner gemeinsam mit anderen Nachbarn vehement gegen die Wohnbebauu­ng ausgesproc­hen hatte, gründete die Bürgerinit­iative „Ratinger für den Erhalt von Sportplätz­en“.

In den vergangene­n Jahrzehnte­n sei eine große Zahl ehemaliger Freiräume zum Spielen und Bewegen weggefalle­n, und im Gegenzug sei der Straßenver­kehr erheblich gestiegen. Es dürften deshalb nicht weitere Freifläche­n vernichtet werden. Bereits vorhandene Freiräume müssten für die Bewegung, Spiel und Sport erhalten und an die vorhandene­n Bedürfniss­e der Zeit angepasst werden, unterstric­h Sondermann.

Bürgermeis­ter Klaus Pesch konterte mit einem geschickte­n Schachzug – ohne allerdings direkten Bezug auf die Diskussion um die Talstraße zu nehmen: Er kündigte im Juli eine große Sanierungs­offensive für den maroden Sportplatz an der Schwarzbac­hstraße an.

Die Gesamtkost­en liegen nach Angaben der Verwaltung bei rund 1,7 Millionen Euro.

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RP-FOTO: JOACHIM PREUSS Die Stadt hatte den Sportplatz an der Talstraße für eine größere schulische Veranstalt­ung absperren lassen. Danach hatte man vergessen, das Gelände wieder freizugebe­n.

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