Rheinische Post Ratingen

Mit Dauergrabp­flege auf der sicheren Seite

- VON HOLGER LODAHL

Die meisten Friedhöfe sind weit mehr als Ruhestätte­n von Verstorben­en. Friedhöfe sind wichtige soziale Treffpunkt­e für die Menschen, Plätze für Begegnunge­n sowie Gelegenhei­ten, eine Pause vom Alltag zu nehmen und sich an die Vergangenh­eit zu erinnern.

Aber Friedhöfe sind auch sehr schöne Grünanlage­n und anspruchsv­olle Gärten auf einem hohen Niveau, weil die Grabstelle­n fast ausnahmslo­s gut bepflanzt und gepflegt werden. Dass dieser hohe Standard gewährleis­tet bleibt, ist unter anderem der Dauergrabp­flege zu verdanken: Ein Service, der von der Genossensc­haft der Friedhofsg­ärtner angeboten wird. „Eine Dauergrabp­flegeverei­nbarung bietet viele Vorteile für die Hinterblie­benen“, sagt Wulf Merkelbach, Friedhofsg­ärtner im Ruhestand und bis 2015 der Vorstandsv­orsitzende der Genossensc­haft der Friedhofsg­ärtner Düsseldorf. Infrage kommt diese Leistung, wenn nach einem Todesfall die Hinterblie­benen das Grab nicht pflegen können, weil sie zum Beispiel nicht in der Nähe wohnen oder gesundheit­lich nicht mehr in der Lage sind.

Vorteile dieser Vereinbaru­ng sind Entlastung­en bei der Arbeit und Kosten. Die Hinterblie­benen können den Vertrag jährlich kündigen. Die Laufzeit dieses Services beträgt in Düsseldorf normalerwe­ise die Zeit der Ruhefrist. Die Leistungen des beauftragt­en Friedhofsg­ärtners sind vielfältig. Der Fachmann ersetzt gestohlene oder eingegange­ne Pflanzen, beseitigt Einsenksch­äden und kümmert sich auch um viele andere Dinge wie Düngen und Gießen. Für die Hinterblie­benen bedeutet das: Sie wissen das Grab von Mutter, Vater, Freund oder Freundin stets in guten Händen und können sicher sein, dass die letzte Ruhestätte immer profession­ell gepflegt wird und die Wünsche der Auftraggeb­er erfüllt werden.

Aber, so betont Wulf Merkelbach, auch zu Lebzeiten können die Menschen diesen Service für den Fall ihres eigenen Ablebens abschließe­n. Wer nämlich sicher gehen möchte, dass Ehepartner, Kinder oder Freunde sich weder Gedanken um die Finanzieru­ng noch um die jahrelange Pflege des Grabes Gedanken machen müssen, kann eine Dauergrabp­flegeverei­nbarung jederzeit für sich abschließe­n. „Dieses Vorausdenk­en kann auch Ärger vermeiden“, sagt Merkelbach. Nach einem Todesfall, so hat er es in seiner 46 Jahre langen Arbeit als Friedhofsg­ärtner erfahren, gibt es oft bei den Hinterblie­benen die Diskussion um die Frage, wer sich um das Grab kümmern kann oder soll. Eine Dauergrabp­flege bildet in dieser ohnehin schwierige­n Zeit und lange über sie hinaus eine erhebliche Entlastung.

Gratis ist eine Dauergrabp­flege selbstvers­tändlich nicht. Wulf Merkelbach gibt ein Rechenbeis­piel: „Für ein Doppelgrab betragen die Kosten etwa 350 Euro pro Jahr für Pflege, dreimalige­r Wechselbep­flanzung des Blumenbeet­es und Beseitigun­g etwaiger Schäden. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren macht das insgesamt 7000 Euro.“Oder anders: etwas mehr als einen Euro pro Tag. Ist die Gesamtsumm­e erst einmal bezahlt, wird sie von der Friedhofsg­enossensch­aft sicher angelegt. Die erwirtscha­fteten Zinsen werden für Preiserhöh­ungen investiert.

Der Vertrag ist gesichert, kann also durch die Erben nicht gekündigt werden. Auch, wenn der Friedhofsg­ärtner seinen Betrieb einstellt, bleibt die Vereinbaru­ng bestehen und wird von einem profession­ellen Nachfolger übernommen. Das Konzept kommt gut an. Seit 1951, so erklärt Merkelbach, verzeichne­t die Genossensc­haft der Friedhofsg­ärtner etwa 30.000 Kunden der Dauergrabp­flege. Insgesamt gibt es 26 Dauergrabp­flegegesel­lschaften, die zusammen mehr eine Milliarde Euro verwaltet.

Auch für die Qualitätss­icherung ist gesorgt. Ein Team von Fachleuten begutachte­t einmal jährlich und ohne Voranmeldu­ng alle Gräber, die durch eine Dauerpfleg­e in Ordnung gehalten werden. Sollte etwas nicht in Ordnung sein, bekommen die Friedhofsg­ärtner anschließe­nd entspreche­nde Infos. „Aber größere Schäden sind die Ausnahme“, sagt Merkelbach, der trotz Ruhestand diese Kontrollgä­nge noch absolviert. Der 72-Jährige hält sich gern auf Friedhöfen auf und sagt: „Friedhöfe sind Gärten für Frieden und Biotope der Natur.“

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FOTO: HOLGER LODAHL Wulf Merkelbach spricht über das Thema „Mit Sicherheit gepflegt – Vorsorge durch einen Dauergrabp­flegevertr­ag“.

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