NRW will Warnhinweise für Apps
Zusatzprogramme wie „Whatsapp“prägen den Smartphone-Alltag. Aber die niedlichen Icons auf dem Startbildschirm täuschen: Viele Apps spionieren ihre Nutzer unbemerkt aus. Die Landesregierung will das nicht länger dulden.
DÜSSELDORF Die NRW-Landesregierung geht gegen den unbemerkten Datenklau von Smartphone-Apps vor. Ähnlich den GesundheitsWarnhinweisen auf Zigarettenpackungen sollen Anwendungsprogramme wie die Jogger-App „Runtastic“oder das SMS-Programm „Whatsapp“künftig mit prominent platzierten Datenschutz-Warnhinweisen versehen werden.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sagte unserer Redaktion: „Über Smartphone-Apps stellen Millionen Verbraucher den Anbietern ihre Fotos, Chat-Nachrichten, Adressbücher, Bewegungsprofile und Gesundheitsdaten zur Verfü- Peter Biesenbach (CDU) NRW-Justizminister gung. Viele wissen das gar nicht, und noch weniger wissen, was anschließend mit diesen Daten geschieht.“
Biesenbach will die Anbieter zu mehr Transparenz zwingen: „Viele dieser Apps sind nur scheinbar kostenlos. Die Nutzer zahlen nicht mit Geld, aber mit ihren Daten.“Deshalb müsse der „Datenpreis“auf den Apps genauso plakativ ausgewiesen werden wie sonst die Preisschilder auf herkömmlichen Verkaufswaren.
Die oft kleingedruckten Datenschutz-Hinweise in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der App-Anbieter sind aus Sicht des NRW-Justizministers weder plakativ noch verständlich genug. Konkret fordert Biesenbach: „Wir wollen die Anbieter von Apps zu einem Daten-Button verpflichten, der an zentraler Stelle und schon vor dem Vertragsabschluss in übersichtlicher Runtastic Facebook Greift auf Telefonnummern von Nutzern und sonstige Kontakte im Handy-Adressbuch zu* Greift auf die gelaufenen Strecken, Pulsfrequenz, Trainingsintervalle, Freundschaften und Fotos zu* Greift zu auf Foto-Standort, ErstellungsDatum einer Datei, Infos über Personen und Gruppen, mit denen die Nutzer verbunden sind, Kreditkartennummern, Informationen zu Betriebssystem, Hardware-Version, Dateiund Software-Namen, Gerätestandorte, Name des Mobilfunkanbieters, Zeitzone, Mobilnummer und IP-Adresse* und verständlicher Form über sämtliche Daten informiert, die das jeweilige Programm bei dem Nutzer einsammelt.“
Für die verpflichtende Einführung des Daten-Buttons will Biesenbach über eine Bundesratsinitiative das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ändern. Dazu sei er bereits in Gesprächen mit seinen Amtskollegen Guido Wolf (CDU, Baden-Württemberg), Winfried Bausback (CSU, Bayern) sowie mit der hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU). Er sei „sehr zuversichtlich, dass wir unser BGB zeitnah gemeinsam einem Update unterziehen“.
Dass sich ausländische App-Anbieter einer solchen Regelung entziehen könnten, sieht Biesenbach nicht. Entscheidend sei nicht der Sitz des Anbieters sondern dessen Angebot in Deutschland: „Rechtlich können die App-Anbieter über das deutsche Vertragsrecht im BGB problemlos zu solchen DatenschutzHinweisen gezwungen werden. Das müsste jeder Anbieter von Apps in Deutschland beachten“, so der Justizminister.
Die Daten-Gier der Apps ist ein weit verbreitetes Phänomen. Die Stiftung Warentest hat seit 2012 mehr als 500 Apps auf Datenschutz getestet. Die Prüfer stufen mehr als 40 Prozent der getesteten Zusatzprogramme als „kritisch“oder als „sehr kritisch“ein, weil sie Daten sammeln, die für ihre eigentliche Bestimmung nicht notwendig sind.
Mit den eingesammelten Mobilfunknummern, Fotos und Standortdaten können professionelle Datensammler zum Beispiel Rückschlüsse auf das Alter und das Konsumverhalten der Nutzer ziehen und ihnen personalisierte Werbebotschaften zuspielen. So greift beispielsweise die bei Freizeitjoggern beliebte App „Runtastic“nicht nur auf die gelaufenen Strecken und damit zusammenhängende Informationen wie Pulsfrequenz und Trainingsintervalle zu, sondern erfasst je nach
„Wir wollen die Anbieter von Apps zu einem Daten-Button verpflichten“