Rheinische Post Ratingen

EU will Spritverbr­auch bis 2030 um 35 Prozent senken

Eine verpflicht­ende Quote für Elektroaut­os ist aber vom Tisch.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Die EU-Kommission wird heute ihren Vorschlag zur Regulierun­g des Kohlendiox­id-Ausstoßes von neuen PKW vorlegen. Der Spritverbr­auch, der in Gramm an ausgestoße­nem CO2 je gefahrenen Kilometer gemessen wird, soll weiter sinken. Zugleich sollen Anreize für die Hersteller gesetzt werden, mehr emissionsf­reie Autos zu verkaufen. Was plant die EU beim Verbrauch? Der CO2-Ausstoß von neu zugelassen­en PKW soll zwischen 2021 und 2030 um weitere 25 bis 35 Prozent sinken. Die genaue Prozentzah­l werden die Kommissare noch festlegen. Bislang wurden die Grenzen in Gramm angegeben. Die Abkehr von der Grammberec­hnung hängt damit zusammen, dass der alte Test zur Ermittlung von Verbrauch und Schadstoff­ausstoß durch den neuen WLTP-Test ersetzt wird, der ehrlichere Werte liefert. Bis 2021 muss die Branche nun erreichen, dass alle neuen Pkw im Schnitt nicht mehr als 95 Gramm CO2 je gefahrenen Kilometer ausstoßen. Es gelten für jeden Hersteller individuel­le Obergrenze­n. Daimler und BMW haben für 2021 die Zielmarke von je 101 Gramm für die gesamte Flotte, Volkswagen und General Motors (Opel) 96 Gramm, Ford, Toyota und Peugeot 93 Gramm. Was heißt das konkret? Lange konnte die Autolobby eine Regulierun­g verhindern. Die deutschen Hersteller verpflicht­eten sich 1995, den Kraftstoff­ausstoß bis 2005 um 25 Prozent zu reduzieren. Das haben sie nach eigenen Angaben eingehal- ten. 1998 gaben auch die europäisch­en Hersteller eine Selbstverp­flichtung ab, sie rissen aber die Latte. Seit 2009 gibt es eine Regulierun­g in der EU: Der CO2-Ausstoß von Neuwagen musste bis 2015 auf 130 Gramm reduziert werden. Jeder Hersteller hatte eine spezifisch­es Ziel zu erfüllen – je nach Gewicht seiner Flotte. Für 2020 gilt die durchschni­ttliche Zielmarke von 95 Gramm. 2020 müssen 95 Prozent der Neuwagenfl­otte eines Hersteller­s die individuel­le Zielmarke erreichen, 2021 dann die gesamte Flotte. Gibt es Strafen? Viele Hersteller werden ihre Zielmarke für 2021 verfehlen. Grund dafür ist auch veränderte­s Verhalten als Folge des Abgasskand­als: Viele Dieselfahr­er steigen auf Benziner um, weil sie Fahrverbot­e fürchten. Es gilt als wahr- scheinlich, dass die Kommission den Hersteller­n für 2025 ein Etappenzie­l setzt. Hersteller, die das Ziel verfehlen, sollen Strafzahlu­ngen leisten. Die Branche kämpft gegen ein Zwischenzi­el. Sie argumentie­rt, dass bei Produktion­szyklen von sieben Jahren ein Umsteuern technisch so schnell nicht möglich sei. Kommt eine Quote für Elektroaut­os? Wohl nicht. Entgegen Spekulatio­nen will die Kommission den Hersteller­n nicht vorschreib­en, welchen Anteil E-Fahrzeuge an ihren Verkäufen haben. Denn die Kommission will der Branche nun doch keine spezielle Zukunftste­chnologie vorschreib­en. Zudem fehlen der EU – anders als China und Kalifornie­n, wo es verpflicht­ende E-AutoQuoten gibt – die Kompetenze­n, um der Elektromob­ilität in den Mitgliedst­aaten zum Durchbruch zu verhelfen. Als wahrschein­lich gilt, dass die EU Zielmarken für emissionsf­reie Fahrzeuge ausgibt. Das können Fahrzeuge mit Elektro-Antrieb oder Brennstoff­zellentech­nologie sein. Hersteller, die viele emissionsf­reie Fahrzeuge verkaufen, sollen Erleichter­ungen bei den CO2Regeln bekommen.

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FOTO: DPA Die Kommission um Jean-Claude Juncker legt heute ihren Plan vor.

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