Rheinische Post Ratingen

Uniper kämpft weiter gegen Übernahme

Der finnische Konzern Fortum gibt den Anlegern bis zum 16. Januar Zeit, ihre Aktien zu verkaufen. Uniper-Chef Schäfer rät, das vorerst nicht zu tun. Platzt der Deal, muss Eon bis zu 1,5 Milliarden Euro Ausfallgeb­ühr zahlen.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Der finnische Energiekon­zern Fortum macht ernst. Gestern schickte er ein 92 Seiten starkes Übernahme-Angebot nach Düsseldorf, das die Finanzaufs­icht zuvor abgesegnet hatte. Danach haben die Anleger bis zum 16. Januar Zeit, ihre Uniper-Aktie zu verkaufen. Fortum bietet 22 Euro pro Aktie. Die Finnen wollen das 47-Prozent-Paket, das Eon an Uniper hält, übernehmen. Weil es um mehr als 30 Prozent geht, müssen sie ihr Angebot auch allen anderen Aktionären unterbreit­en. Aktuell notiert das Papier bei 23,90 Euro, so dass sich ein Verkauf an sie nicht lohnen würde. Nachbesser­ungen soll es laut Fortum-Chef Pekka Lundmark nicht geben: „Wir haben keinerlei Pläne und sehen keinen Grund, das Angebot zu erhöhen.“

Uniper bleibt skeptisch. „Die Einschätzu­ng der Transaktio­n als solche kann sich nicht ändern, weil man die Vergangenh­eit nicht ungeschehe­n machen kann“, sagte ges- tern Finanzvors­tand Christophe­r Delbrück. Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte Fortum einen „Wolf im Schafspelz“genannt. Vorstand und Aufsichtsr­at wollen das Angebot nun prüfen und wie vorgeschri­eben in den nächsten zwei Wochen Stellung nehmen. Bis zur Vorlage der „begründete­n Stellungna­hme“rät der Vorstand den Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen.

Der Kampf um Uniper wird mit harten Bandagen ausgefocht­en. Da wird ein Brief öffentlich gemacht, in dem sich Eons Aufsichtsr­ats-Chef Karl-Ludwig Kley bei den UniperKont­rolleuren über Schäfer beklagt, noch bevor der Brief die Adressaten erreicht. Uniper dagegen schaltet Anzeigen in finnischen Tageszeitu­ngen und macht den Deal mit dem Hinweis madig, Fortum werde sich stark verschulde­n und seine grüne Strategie verwässern. Lundmark nennt das „verwirrend“, Delbrück spricht von Aufklärung.

Kein Wunder, es geht um viel Geld. Eon würde 3,8 Milliarden Euro erlösen. Der Konzern hat sich zugleich verpflicht­et, den Finnen eine Ausfallgeb­ühr von 750 Millionen Euro zu zahlen, falls der Deal platzt. Die Gebühr steigt auf bis zu 1,5 Milliarden, wenn der Kurs über 22 Euro liegt, wie gestern bekannt wurde. Uniper hält die Gebühr für rechtlich fragwürdig. „Wir behalten uns alle Maßnahmen vor, die geeignet sind, das Interesse der Gesellscha­ft zu wahren“, sagt Delbrück. Auch Aktionärss­chützer hatten die Klausel kritisiert. Diese sorgt dafür, dass eine Übernahme durch einen „weißen Ritter“, einen anderen Anbieter, teuer und faktisch unmöglich wird. Eon wies die Kritik zurück: Die Gebühr sei Teil der Vereinbaru­ng zwischen Eon und Fortum. Jeder Uniper-Aktionär könne frei entscheide­n, ob er seine Aktien behalten, an Fortum oder über den Markt verkaufen wolle.

Die Uniper-Belegschaf­t fürchtet, dass die Finnen den Düsseldorf­er Konzern mit seinen 13.000 Mitarbeite­rn zerschlage­n, die deutschen Kraftwerke an RWE oder andere verkaufen und Stellen streichen werden. Lundmark bekräftigt­e gestern: „Wir sind bereit, weitreiche­nde Zusagen zu machen, und freuen uns, diese gemeinsam mit dem Vorstand von Uniper zu formalisie­ren, um eine gute Grundlage für eine konstrukti­ve Zusammenar­beit unserer Unternehme­n zu schaffen.“

Was dann aus Klaus Schäfer und seinen Kollegen würde, ist offen. Die Spaltungs-Vereinbaru­ng mit Eon sieht vor, dass die Vorstände zwei Jahresgehä­lter ausbezahlt bekommen, wenn man sich wegen des Eigentümer­wechsels („change of control“) auf eine Trennung einigt.

Im Pulverdamp­f der Übernahmes­chlacht ging fast unter, dass das Geschäft schwierige­r verlief. Der operative Gewinn sank in den ersten neun Monaten um ein Viertel auf 952 Millionen Euro. Ursache sind wegfallend­e Einmaleffe­kte. Im Vorjahr hatte Uniper von Nachbesser­ungen bei Gazprom-Verträgen profitiert.

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FOTO: DPA Uniper-Chef Klaus Schäfer wehrt sich gegen den Verkauf.

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