Dirk Lenzen dolmetscht für Hunde und Menschen
Sein erster Hund war ein Pudelmix, und wenn er könnte, würde er sich bei ihm entschuldigen. „Ich habe auch viel falsch gemacht“, sagt Dirk Lenzen – mittlerweile erfolgreich als Hundetrainer für Film und Fernsehen und in seiner eigenen Hundeschule tätig. In seinem neuen Buch „Wenn Hunde sprechen könnten und Menschen richtig zuhören“geht es um die Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Herrchen. Das Besondere an Lenzens neuem Buch: In diesem kommen die Hunde zu Wort. Der Hundetrainer taucht in die Problemsituationen ein und interpretiert das Verhalten des Hundes. Ein Beispiel: Ein Hund bellt, sein Herrchen ermahnt ihn. Der Hund schweigt und bekommt dafür ein Leckerli. Was wie gut funktionierende Erziehung klingt, ist laut Hundeexperte Dirk Lenzen, ganz falsch. „Das Herrchen signalisiert dem Hund so, dass er nach dem Bellen belohnt wird“, sagt der 54-Jährige. Hund und Herrchen „sprechen“also aneinander vorbei. Im Buch thematisiert Lenzen die Probleme, mit denen viele Hundebesitzer zu ihm in die Hundeschule kommen: Hunde wollen nicht Autofahren, fressen alles vom Boden, können nicht alleine sein oder ziehen ständig an der Leine. „Ich wollte den Tieren eine Stimme geben“, sagt Lenzen. „Der Hund kann seinem Herrchen nicht sagen, dass er sich unwohl fühlt. Wie bei einem Menschen kann man auch von einem Hund nicht verlangen, dass er täglich die gleiche Leistung bringt.“In jedem Abschnitt, in dem ein Problem behandelt wird, erklärt zunächst ein fiktiver Halter sein Problem, dann äußert sich der Hund und schildert seine Sicht der Dinge. Lenzen übernimmt die Rolle des Paartherapeuten und führt als neutraler Vermittler die Sichtweisen zusammen. Er analysiert, wie das Problem entstehen konnte, und liefert eine Lösung. Neben der Erörterung der 20 typischen Mensch-HundProbleme stellt Lenzen in seinem Buch die aus seiner Sicht klassischen Hundehaltertypen vor. Es ist das zweite Buch des 54-Jährigen. Sein Erstes habe polarisiert, weil es die übliche Hundeerziehung infrage stellt. „Jeder Hund kann Gehorchen lernen: Schluss mit der Leckerchen-Lüge und 22 weiteren Irrtümern der Hundeerziehung“lautet der Titel – dieser Ratgeber erschien vor fünf Jahren. In ihm macht Lenzen deutlich, was er von Leckerchen, Spielzeug und Co hält. „Ich finde, dass viele Leute viel zu viel für ihre Hunde kaufen und die Hunde mitschleppen. Sie ziehen ihnen Mäntelchen an oder nehmen sie mit zum Joggen“, sagt Lenzen. „Im echten Leben würden Hunde viel mehr ruhen und statt mit dem Frisbee zu spielen, würden sie dann Hasen jagen.“Viele Hunde seien deswegen total überdreht – was seinem Geschäft aber zugutekomme. Seit über 20 Jahren hat er in Düsseldorf seine eigene Hundeschule. Zu ihm kommen auch die Problemhunde. „In der Basiserziehung komme ich ganz ohne Leckerchen aus. Bei mir bekommt der Hund Streicheleinheiten“, sagt Lenzen. Er selbst musste das „richtige“Erziehen aber auch erst lernen. Seinen ersten Hund hatte er mit 23 Jahren. „Bei der Erziehung habe ich auch gravierende Fehler gemacht“, sagt er. „Damals war ich kein Hundeexperte. Das war für mich neu, ich bin nicht mit Hunden groß geworden.“Irgendwann hatte er den Dreh aber raus. Das bewies er auch, als er zufällig bei Dreharbeiten zuschaute. Ein Hund hörte nicht auf die Befehle, die man ihm gab. Lenzen verstand, was der Hund hatte und wurde gleich von einem der Regieleute angesprochen, ob er nicht bei Dreharbeiten als Hundetrainer helfen könne. Das war Mitte der 90er Jahre. Seitdem macht er Hunde für Film und Fernsehen – zum Beispiel für den Tatort – fit und hat zudem eine Filmtier-Castingagentur.
Elena Erbrich