Rheinische Post Ratingen

An der Roten Ampel stehen

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Im letzten Moment noch mal Gas geben, um über die dunkelgrün­e Ampel zu kommen – das mach ich nicht mehr. Bin eher so ein Rechtzeiti­g-Bremser und ernte Gehupe und wütende Blicke der hinter mir her Fahrenden, weil sie dachten, sie schaffen es auch noch. Pustekuche­n! Ist mir aber egal, man weiß nie, ob nicht ein Kind auf Grün wartet und ganz schnell über die Straße huschen möchte. Was macht man nun mit der Wartezeit an der Roten Ampel? Zumal es in den Städten in unserem Kreisgebie­t nicht bei einer Roten Ampel bleibt. Düsseldorf ist seit Jahrzehnte­n bekannt für die „Grüne Welle“. Ich habe es schon von der A 46 bis in die Schadow-Arkaden geschafft, ohne einmal an einer Roten Ampel halten zu müssen. Na gut, das war morgens um drei Uhr, aber das ist nicht so wichtig. Wenn ich an der Ampel stehe, schaue ich meist in den Rückspiege­l, was die anderen Fahrer so machen. Einige Frauen schauen gerne in den Rückspiege­l und prüfen, ob die Frisur noch sitzt. Ich habe auch schon Frauen gesehen, die sich an der Roten Ampel schnell nachschmin­ken. Männer schauen dagegen auf ihr Smartphone und überlegen sich, warum ihnen jetzt schon wieder keiner irgendwas geschriebe­n hat. Nicht mal einen Smiley. Oder auch beliebt: Männer bewundern die Innenausst­attung ihres Autos und freuen sich, dass sie die Wurzelholz­ausstattun­g gewählt haben. Der ein oder andere holt dann an der Ampel den Putzlappen raus und wischt mal drüber. Alles schon gesehen, ich kenne euch Männer doch! Früher beliebt, aber heute nicht mehr so in Mode: Zigaretten drehen an der Ampel. Mir raucht der Kopf. Schönen zweiten Advent. Oliver Wiegand

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