Rheinische Post Ratingen

Mehr Schwerbehi­nderte ohne Arbeit

Auch Mitarbeite­r mit Handicap können für eine Firma ein Gewinn sein. Sie sind gut qualifizie­rt und sehr motiviert.

- VON DANN FUNKE

KREIS METTMANN Während im Kreis die Arbeitslos­enzahlen allgemein sinken, steigen die der Menschen mit Schwerbehi­nderung leicht an. Bei der Agentur für Arbeit kümmert sich ein spezielles Rehateam um deren Vermittlun­g auf dem Arbeitsmar­kt.

Die Augen der jungen Frau mit den langen dunklen Haaren strahlen vor Glück. „Ohne Angst zur Arbeit zu gehen, sich dort willkommen und gut aufgehoben fühlen, das ist für mich ein ganz neues Gefühl, es ist einfach wunderbar“, erzählt die 34-jährige Bürokauffr­au, die auf Grund einer jahrzehnte­langen schweren psychische­n Erkrankung als schwerbehi­ndert gilt.

„Mein Vorname Imayo ist übrigens japanisch und bedeutet übersetzt „neues Leben“– genauso fühle ich mich, seit ich hier bei Tertia arbeite. Wie neugeboren.“

Die Tertia Berufsförd­erung in Ratingen muss laut Gesetz fünf Prozent ihrer Arbeitsplä­tze an Schwerbehi­nderte vergeben – genauso wie alle anderen Unternehme­n mit mehr als 20 Angestellt­en. „Für mich spielen solche Vorgaben keine Rolle“, erklärt Niederlass­ungsleiter Arno Landgrafe sehr überzeugen­d, „entweder jemand passt fachlich und vor allem menschlich zu uns oder nicht. Alles andere ist für mich nicht wichtig.“

Im November waren 997 Men- schen mit einer Schwerbehi­nderung im Kreis Mettmann arbeitslos gemeldet, ein leichter Anstieg zum Vorjahr.

Melanie Kösterke, Teamleiter­in der Rehaabteil­ung der ArGe, geht davon aus, dass sich viele Arbeitgebe­r schlicht aus Unwissenhe­it und vielleicht auch aus Berührungs­ängsten heraus mit dem Thema „In- klusion am Arbeitspla­tz“schwer tun. „Das fängt bereits damit an, dass der Begriff „schwerbehi­ndert“oft falsch interpreti­ert ist. Zum Beispiel fallen auch Diabetiker in diese Gruppe. Das sind in der Regel Mitarbeite­r ohne jegliche Einschränk­ungen. Und wenn tatsächlic­h Betriebsve­ränderunge­n – etwa durch einen Rollstuhlf­ahrer – nötig wer- den, stehen jede Menge verschiede­ne Förderzusc­hüsse zur Verfügung, so dass dem Arbeitgebe­r letztlich kein Mehraufwan­d entsteht.“

Franz Heuel, Geschäftsf­ührer des Mettmanner Jobcenters, geht noch einen Schritt weiter. Für ihn ist die Beschäftig­ungsquote für Schwerbehi­nderte viel mehr als eine gesetzlich­e Vorgabe. „Zum Einen verfügen

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FOTO: RP-AF Das Foto zeigt ein Beratungsg­espräch. Schwerbehi­nderte finden oft keinen geeigneten Job, weil Arbeitgebe­r zusätzlich­e Belastunge­n befürchten – oft aus purer Unwissenhe­it. Immer mehr Betroffene müssen sich arbeitslos melden.

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