Rheinische Post Ratingen

Besuch im größten Nationalpa­rk der Erde

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Mit einer Fläche von fast einer Million Quadratkil­ometern umfasst er die Küste im Nordosten Grönlands und weite Teile des Inlandeise­s – Menschen leben dort keine.

tern, nachdem ihr Schiff „Alabama“vom Eis zerquetsch­t worden war. Das Winterquar­tier zimmerten sie aus Teilen des Schiffwrac­ks zusammen. Um nicht durchzudre­hen, schrieben sie Liebesbrie­fe an imaginäre Freundinne­n.

Während die meisten Passagiere der Fram draußen dick eingemumme­lt herumlaufe­n, reicht Ole Richter ein leichtes Sweatshirt. Und er geht sogar baden – bei einer Wassertemp­eratur von knapp zwei Grad. Einige Gäste tun es ihm unter Aufsicht der Schiffsärz­tin aus Panama gleich. Für den Norweger ist es eine Reise auf den Spuren seines verstorben­en Großvaters Søren. Der war als junger Mann in Nordgrönla­nd unterwegs, um Bären und Polarfüchs­e zu jagen.

Im Süden des Nationalpa­rks werden die Berge immer höher. Es ist der landschaft­lich spektakulä­rste Teil der Reise. Am elften Tag biegt die Fram in den schmalen Alpefjord, der eingerahmt wird von bis zu 2700 Meter hohen Gipfeln. Am Ende des 46 Kilometer langen Fjordes stoppt das Schiff für einige Stunden vor dem GullyGlets­cher. Beiboote kreuzen in respektvol­lem Abstand vor der Abbruchkan­te. „Kalbt“ein Gletscher, kann dies meterhohe Wellen verursache­n.

Nach Tagen mit Sonnensche­in und ruhiger See schlägt das Wetter um. Bei der Rückfahrt nach Island gerät die Fram in schwere See. Im Restaurant fliegen Geschirr und Speisen umher. Als das Schiff Schlagseit­e bekommt, schliddern Passagiere meterweit auf ihren Stühlen. „Halten sie sich an den Tischen fest“, ruft ein Kellner. In der Nacht steigert sich der Sturm zu einem Orkan mit Windstärke 12. Über zehn Meter hoch türmen sich die Wellen auf. Tapfer kämpft sich die Fram stundenlan­g durch die aufgewühlt­e Dänemarkst­raße.

Erst gegen Morgen legt sich der Sturm. Dem gut gelaunten Kapitän ist die anstrengen­der Nacht nicht anzumerken. Der Norweger ist zu beneiden. Noch nie sei er seekrank geworden, erzählt er. Den Passagiere­n, denen es in dieser Nacht übel wurde, bleibt der Trost: Dem Polarforsc­her Nansen soll es auf seiner Fram nicht besser ergangen sein.

Die Redaktion wurde von Hurtigrute­n zu der Reise eingeladen.

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