Rheinische Post Ratingen

Knabber-Fische zur Fußpflege

In Hilden hat jetzt ein Fish-Spa eröffnet. Die Tiere mögen abgestorbe­ne Hautschupp­en.

- VON ISABEL KLAAS

KREIS METTMANN Roland und Stefanie Bartsch haben 300 Mitarbeite­r auf 70 Quadratmet­ern. Trotzdem ist es sehr still am gemeinsame­n Arbeitspla­tz. Niemand rebelliert jemals gegen die Arbeitgebe­r. Denn dazu müssten die fleißigen Arbeiter reden können. Und das können die Kangal-Fische aus der Türkei nicht, die im neu eröffneten Fish-Spa am Axlerhof 8 die Füße der Kunden anknabbern. Natürlich sind sie nicht so rabiat wie ihre berühmten Artgenosse­n, die Piranhas, sondern ganz sanft und vorsichtig. „Wie ein ganz feines, angenehmes Kribbeln muss man sich das vorstellen“, sagt Stefanie Bartsch.

Die beiden bringen sieben Jahre Erfahrung aus Mallorca mit, wo sie lange ein deutsches Beauty-Studio mit Fish-Spa hatten. Jetzt sind sie – ein Fußpfleger und eine Schönheits-Expertin – zurück in der Heimat und lassen ihre Fischchen in Wuppertal – und seit voriger Woche auch in Hilden – Menschenfü­ße bearbeiten. Kunde Klaus Herchentöt­her ist regelmäßig im Spa zu Besuch. „Ich bin vom Fisch-Fußbad sehr begeistert. Meine Durchblutu­ng an den Füßen ist viel besser geworden. Außerdem fühlen sie sich jetzt viel weicher an“, sagt er. „Es gibt wenige Orte, wo man noch gut entspannen kann“, sagt Roland Bartsch, „aber hier, wenn man die Beine baumeln lässt, geht das.“

50 Fische pro Becken zupfen sämtliche tote Hautschupp­en vom Fuß. „Mindestens 20 Minuten lang stressfrei­e Zeit für den Menschen, in der er nicht weglaufen kann“, sagt Bartsch. Es herrscht eine Hygiene wie im Schwimmbad. Vor dem Eintauchen ins Aquarium werden die Füße gewaschen, desinfizie­rt und vom Experten begutachte­t. „Nagelund Fußpilze kommen uns hier nicht rein“, sagen die beiden.

Innerhalb von zehn Stunden dürfen die hungrigen Fischchen – übrigens eine Barben-Sorte – maximal fünf Paar Füße bearbeiten. Dann müssen sie sich erholen. „Das ist für die Fische wie für uns Schnitzel essen“, sagt Bartsch. Und das sollte man bekanntlic­h auch nicht unentwegt. Regelmäßig wird ein Fischschwa­rm auch mal für Wochen in Pause geschickt und lebt dann ausschließ­lich vom Fischfutte­r. Dann steht am Bassin ein entspreche­ndes Schild: „Wir machen Urlaub“. Denn schließlic­h behandelt Bartsch seine Mitarbeite­r gut, so dass sie mindestens fünf bis acht Jahre alt werden. „Die fühlen sich so wohl hier, dass sie in unseren Becken sogar schon Junge gekriegt haben“, sagt er stolz.

Die Auflagen für ein Fish-Spa in Deutschlan­d seien streng, erklärt der der Spa-Inhaber. Denn hier hat außer dem Gesundheit­samt das Veterinära­mt ein strenges Auge auf die Haltung der Tiere. Auch wenn sie klein wie Stichlinge sind, sollen die Kangal-Fische ein angemessen­es Leben führen können. Selbst wenn sie ihr Leben lang nichts als hornige Fußsohlen statt Algen und Korallen sehen, vermissen sie nichts, versichert Bartsch, „weil sie schon in Gefangensc­haft geboren werden.“Während man auf Malle gut und gerne 80 bis 90 Knabber-Fische in ein Becken setzen darf, finden das die deutschen Veterinäre zu eng. 50 Tiere sind die Obergrenze.

Hält man einen Finger ans Bassin, kommen die kleinen Vielfraße schon in Erwartung ihres „Schnitzels“angeschwom­men. Im Becken selbst können sie sich jederzeit zum Verdauen in eine Röhre zurückzieh­en. Dort gibt es eine UV-Lichtanlag­e. Das Wasser ist 30 Grad warm und wird mehrmals von einer Pumpanlage gereinigt. Und im Raum selbst gibt es einen Luftentfeu­chter. Übrigens soll der Fish-Spa der letzte Schrei für den Junggesell­en-Abschied sein. Während die Fische mümmeln, wird außerhalb des Aquariums vorgeglüht. Dazu gibt es schöne Musik. Und Kinder-Partys im und am Fischbecke­n seien auch sehr beliebt, sagt das Ehepaar. „Die kleinen Gäste kreischen vor Vergnügen. Besonders die Mädchen.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Im Hildener Fisch-Spa betreut Stefanie Bartsch Kunden, die sich trauen, ihre Füße ins Fischbecke­n zu tauchen.

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