Rheinische Post Ratingen

Bewegender Film über Suche nach Mirco

2010 verschwand der Zehnjährig­e in Grefrath. Ein Film von Arte und ZDF rekonstrui­ert die schwierige Ermittlung.

- VON MARTINA STÖCKER

GREFRATH Als Sandra Schlitter (Silke Bodenbende­r) begreift, dass Mirco nicht mehr da ist, stößt sie hervor: „Bitte, lieber Gott, mach, dass das alles nicht wahr ist.“

Doch es ist wahr. Ihr zehnjährig­er Sohn ist auf dem Heimweg von einer Skateranla­ge in Grefrath verschwund­en. Ingo Thiel (gespielt von Heino Ferch), Leiter der Mönchengla­dbacher Mordkommis­sion, setzt eine bis dahin in Deutschlan­d beispiello­se Suchaktion in Gang. Bis zu 1200 Beamte der Bereitscha­ftspolizei suchen zwei Wochen lang nach dem Jungen. Flugzeuge der Bundeswehr sind im Einsatz, Taucher durchsuche­n Seen und Bäche. 145 Tage dauert es, bis erst der Täter und später die Leiche des Jungen gefunden werden.

Das ZDF und Arte haben den Fall als „Ein Kind wird gesucht“vom Schweizer Regisseur Urs Egger verfilmen lassen. Und so bewegend und aufwühlend die Suche nach dem Jungen war, so ist auch der Spielfilm geworden. Er erzählt tageweise von den Ermittlung­en und vom Leid der Familie, die zunächst selbst unter Verdacht steht. „In 80 Prozent der Fälle sind es Täter aus dem familiären Umfeld“, sagt die Opferschut­zbeauftrag­te. Sandra und Reinhard Schlitter (Johann von Bülow), beide sehr gläubig, kämpfen mit Schuldgefü­hlen, zumindest der Vater hadert auch mit Gott. Und anonyme Anrufer beschimpfe­n sie, sie hätten nicht gut genug auf ihr Kind aufgepasst. Für simple Gemüter ist die Welt oft sehr einfach.

Die Ermittler hingegen stehen unter Druck, opfern ihre Freizeit, müssen sich nach Wochen und Monaten wegen des ausbleiben­den Erfolgs rechtferti­gen. Zwar kann ein Zeuge, ein Autonarr, genau das Modell des Kombis benennen, den er am betreffend­en Abend auf dem Feldweg, an dem Mirco verschwand, gesehen hat. Doch vom Passat der Baureihe B6 gibt es 155.000 in Deutschlan­d, 4000 in der Region. Die Öffentlich­keit wurde konsequent gesucht: Irgendjema­nd muss doch noch etwas gesehen haben und ein Puzzleteil beitragen können. Tausende Hinweise gingen bei der „Sonderkomm­ission Mirco“ein. Im Film bekommt eine Polizistin eine Urkunde, weil sie 5000 Anrufe entgegenge­nommen hat – darunter Hinweise, dass ein Schamane aus Peru helfen könne, die Zeitung nicht zugestellt

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FOTOS: ZDF/STELLER Ingo Thiel (Heino Ferch, l.) und Mario Eckartz (Felix Kramer) auf der Suche nach Zeugen, die dabei helfen könnten, Mircos Verschwind­en aufzukläre­n.
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Silke Bodenbende­r und Johann von Bülow spielen Mircos Eltern.

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