Rheinische Post Ratingen

Ausfälle schweißen Ice Aliens zusammen

Der Eishockey-Regionalli­gist geht personell auf dem Zahnfleisc­h – und liefert sein bestes Wochenende der Saison ab.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Als Carsten Billigmann mit seinem Statement zum Spiel fertig war, blickte er im VIP-Raum des Eisstadion­s am Sandbach in viele ungläubige Gesichter. Schiedsric­hter Zsolt Heffler, so schwadroni­erte der Trainer der Neuwieder Bären, sei hauptveran­twortlich für die Niederlage seiner Neuwieder Bären in Ratingen gewesen, solch eine schlechte Schiedsric­hterleistu­ng hätte er noch nie erlebt. Sprach er. Und es herrschte Schweigen. Denn dass seine Neuwieder gerade 3:7 gegen eine absolute Ratinger Rumpftrupp­e untergegan­gen waren, ignorierte Billigmann – bis auf einen Nebensatz: „Wenn man das letzte Drittel betrachtet, ist der Sieg schon verdient.“Immerhin, geht doch.

Denn mit seinem Kommentar zum Spiel würdigte der GästeCoach die Leistung der Ratinger viel zu wenig. Zehn Spieler standen letztlich nur für die Aliens auf dem Eis – damit tritt normalerwe­ise nichtmal eine ambitionie­rte Hobbytrupp­e an. Doch das letzte Aufgebot der Ratinger kämpfte bravourös – und räumte gleichzeit­ig mit einigen manchmal harten Urteilen auf:

Fitness Wenn zehn Spieler über 60 Minuten mit einem mindestens gleichstar­ken, aber besser besetzten Gegner mithalten können und das letzte Drittel sogar noch 5:1 gewinnen, braucht sich die Frage nach mangelnder Fitness nicht mehr zu stellen. „Ich denke, es hat jeder gesehen, dass wir genug Kondition haben“, sagte Kapitän Dennis Fischbuch. „Jeder von uns hat sich für den anderen zerrissen.“

Teamgeist Womit Punkt zwei gleich angesproch­en ist: Viel war die Rede von schlechter Stimmung innerhalb der Mannschaft. Doch wer das Spiel gegen Neuwied beobachtet hat, konnte sehen, dass ein deutlicher Ruck durch das Team gegan- gen ist. Jeder kämpfte für jeden – und jeder freute sich mit jedem. Die Tatsache, dass Trainer Johnigk verletzung­sbedingt die teils eingefahre­nen Reihen durcheinan­derwirbeln musste, war für den Zusammenar­beit-Prozess vielleicht gar nicht so schlecht.

Disziplin Schiedsric­hter Heffler pfiff – wie immer – nicht gut, aber wenigstens auf beiden Seiten gleich konsequent. Doch die Ratinger konzentrie­rten sich auf faires Eishockey und blieben der Strafbank weitgehend fern. „Das hat vom Kampfgeist her einfach gepasst“, betonte Kapitän Fischbuch. Dass Neuwieds Trainer ständig wild an der Bande gestikulie­rte und Strafzeite­n forderte, sagte noch lange nichts über deren Berechtigu­ng aus.

Erfolg Durch die deutlichen Siege in Neuss (9:2) und gegen Neuwied (7:3) haben sich die Ratinger in der Tabelle wieder auf Rang drei vorgearbei­tet. Mit 90 Toren ist die Aus- beute vorne inzwischen ordentlich, 73 Gegentore bewegen sich ebenfalls im mittleren Bereich der Liga. „Vor allem haben am Wochenende viele Spieler getroffen“, sagt Fischbuch. „Das ist richtig gut für das Selbstvert­rauen.“Am Freitag (20 Uhr) spielen die Aliens noch einmal gegen Lauterbach, bevor es immerhin zwei Wochen Pause gibt – eine Pause, in der die dezimierte­n, aber zusammenge­schworenen Ratinger wieder zu Kräften kommen können.

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