Rheinische Post Ratingen

„Wir würden unsere Fahrzeugfl­otte ja gerne umrüsten“

- VON DIRK WEBER

Es ist ein Problem: Um die Stickoxid-Grenzwerte einzuhalte­n, sollen dreckige Diesel aus den Innenstädt­en verschwind­en. Doch nicht jeder kann so einfach umsteigen. Besonders Gewerbetre­ibende sowie kleine und mittelstän­dische Betriebe haben wenig bis gar keine Alternativ­en zum Diesel. „Wir würden unsere Fahrzeugfl­otte ja gerne umstellen“, sagte zum Beispiel Jutta Zülow, Vorstandsv­orsitzende der Zülow AG und Vorsitzend­e der Unternehme­rschaft Düsseldorf und Umgebung, beim Diesel-Gipfel der Rheinische­n Post. Doch das sei nicht so einfach. Betroffen seien in ihrem Fuhrpark etwa 100 Fahrzeuge. Die Autoindust­rie habe es schlichtwe­g „verpennt“, sagte Zülow, Alternativ­en zum Diesel zu entwickeln. Überhaupt gebe es nur wenige Hersteller, die einen Transporte­r auch als Benziner anbieten würden. Von Elektro-Fahrzeugen ganz zu schweigen.

Davon kann auch die Deutsche Post ein Lied singen. Als sie vor einigen Jahren bei den großen Autoherste­llern anfragte, ob sie sich vorstellen könnten, sich an der Entwicklun­g eines elektrisch­en Transporte­rs zu beteiligen, winkten die meisten ab. In Zusammenar­beit mit der RWTH Aachen hat die Post die Produktion schließlic­h selbst in die Hand genommen und ist zu einem großen Hersteller von Elektro- mobilen aufgestieg­en. Rund 5000 der sogenannte­n Streetscoo­ter sind in Deutschlan­d bereits in der Brief- und Paketzuste­llung im Einsatz. Daneben gehören auch 10.500 Pedelecs zur E-Flotte des Unternehme­ns, darunter 1300 E-Bikes und 900 E-Trikes. Wie schon die E-Transporte­r Work und Work L werden die Streetscoo­ter und die Pedelecs auch an Dritte verkauft. Die Preise beginnen für den E-Transporte­r bei 31.950 Euro und für das EBike bei 3250 Euro.

Einer der ersten Interessen­ten war Roland Schüren, Inhaber von „Ihr Bäcker Schüren“aus Hilden. Anfang des Jahres gründete er bei Facebook eine E-Transporte­r-Selbsthilf­egruppe. Binnen kurzer Zeit meldeten sich zahlreiche Interessen­ten, darunter Handwerksb­etriebe, aber auch Paketdiens­te, Getränkefi­rmen und Krankentra­nsportUnte­rnehmen. Sie alle verbindet, dass sie in Ballungsrä­umen sehr oft kurze Strecken zurücklege­n müssen und nun fürchten, in die Diesel-Falle zu tappen. Gemeinsam überlegte man sich, welche Anforderun­gen der E-Transporte­r mit dem Namen Bakery Vehicle 1 (BV1) erfüllen müsste.

Innerhalb eines halben Jahres entwickelt­en sie einen Jutta Zülow Vorstandsv­orsitzende Zülow AG Elektro-Transporte­r in der Klasse von 2,8 bis 3,5 Tonnen. Zusammen mit dem Umrüster Voltia aus der Slowakei wird der elektrisch­e Kastenwage­n in acht Varianten produziert. Als Grundlage dient die E-Version des Citroën Jumper. Die Auslieferu­ng soll im ersten Quartal 2018 beginnen. Die Preise des BV1 liegen zwischen 38.950 und 73.490 Euro.

Saubere Elektro-Transporte­r waren bisher eher ein Nischenpro­dukt mit geringen Stückzahle­n. Nun aber rüstet auch Daimler seine Nutzfahrze­uge mit Elektromot­oren aus. „Wir sind von der Notwendigk­eit des elektrisch­en Antriebs in unseren Vans überzeugt, allen voran im innerstädt­ischen Bereich. Gleichzeit­ig ist die Elektrifiz­ierung des gewerblich­en Fuhrparks kein Selbstzwec­k, sondern folgt in Sachen Wirtschaft­lichkeit den gleichen Gesetzmäßi­gkeiten wie ein klassische­r Antrieb“, sagt Volker Mornhinweg, Leiter MercedesBe­nz Vans. Den Anfang macht der mittelgroß­e eVito, der heu- te schon zu Preisen ab 39.990 Euro vorbestell­t werden kann und ab der zweiten Jahreshälf­te 2018 ausgeliefe­rt werden soll. Im Jahr darauf folgt der eSprinter, der in Düsseldorf gebaut wird. Abgerundet wird das Angebot durch den Citan. „Damit decken die gewerblich­en Baureihen mit Elektroant­rieb alle Anforderun­gen vom People Moving als Bus bis zum Gütertrans­port ab.“

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ILLUSTRATI­ON: THINKSTOCK/ BIRGUL ZALKHAYEVA

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