„Wir würden unsere Fahrzeugflotte ja gerne umrüsten“
Es ist ein Problem: Um die Stickoxid-Grenzwerte einzuhalten, sollen dreckige Diesel aus den Innenstädten verschwinden. Doch nicht jeder kann so einfach umsteigen. Besonders Gewerbetreibende sowie kleine und mittelständische Betriebe haben wenig bis gar keine Alternativen zum Diesel. „Wir würden unsere Fahrzeugflotte ja gerne umstellen“, sagte zum Beispiel Jutta Zülow, Vorstandsvorsitzende der Zülow AG und Vorsitzende der Unternehmerschaft Düsseldorf und Umgebung, beim Diesel-Gipfel der Rheinischen Post. Doch das sei nicht so einfach. Betroffen seien in ihrem Fuhrpark etwa 100 Fahrzeuge. Die Autoindustrie habe es schlichtweg „verpennt“, sagte Zülow, Alternativen zum Diesel zu entwickeln. Überhaupt gebe es nur wenige Hersteller, die einen Transporter auch als Benziner anbieten würden. Von Elektro-Fahrzeugen ganz zu schweigen.
Davon kann auch die Deutsche Post ein Lied singen. Als sie vor einigen Jahren bei den großen Autoherstellern anfragte, ob sie sich vorstellen könnten, sich an der Entwicklung eines elektrischen Transporters zu beteiligen, winkten die meisten ab. In Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen hat die Post die Produktion schließlich selbst in die Hand genommen und ist zu einem großen Hersteller von Elektro- mobilen aufgestiegen. Rund 5000 der sogenannten Streetscooter sind in Deutschland bereits in der Brief- und Paketzustellung im Einsatz. Daneben gehören auch 10.500 Pedelecs zur E-Flotte des Unternehmens, darunter 1300 E-Bikes und 900 E-Trikes. Wie schon die E-Transporter Work und Work L werden die Streetscooter und die Pedelecs auch an Dritte verkauft. Die Preise beginnen für den E-Transporter bei 31.950 Euro und für das EBike bei 3250 Euro.
Einer der ersten Interessenten war Roland Schüren, Inhaber von „Ihr Bäcker Schüren“aus Hilden. Anfang des Jahres gründete er bei Facebook eine E-Transporter-Selbsthilfegruppe. Binnen kurzer Zeit meldeten sich zahlreiche Interessenten, darunter Handwerksbetriebe, aber auch Paketdienste, Getränkefirmen und KrankentransportUnternehmen. Sie alle verbindet, dass sie in Ballungsräumen sehr oft kurze Strecken zurücklegen müssen und nun fürchten, in die Diesel-Falle zu tappen. Gemeinsam überlegte man sich, welche Anforderungen der E-Transporter mit dem Namen Bakery Vehicle 1 (BV1) erfüllen müsste.
Innerhalb eines halben Jahres entwickelten sie einen Jutta Zülow Vorstandsvorsitzende Zülow AG Elektro-Transporter in der Klasse von 2,8 bis 3,5 Tonnen. Zusammen mit dem Umrüster Voltia aus der Slowakei wird der elektrische Kastenwagen in acht Varianten produziert. Als Grundlage dient die E-Version des Citroën Jumper. Die Auslieferung soll im ersten Quartal 2018 beginnen. Die Preise des BV1 liegen zwischen 38.950 und 73.490 Euro.
Saubere Elektro-Transporter waren bisher eher ein Nischenprodukt mit geringen Stückzahlen. Nun aber rüstet auch Daimler seine Nutzfahrzeuge mit Elektromotoren aus. „Wir sind von der Notwendigkeit des elektrischen Antriebs in unseren Vans überzeugt, allen voran im innerstädtischen Bereich. Gleichzeitig ist die Elektrifizierung des gewerblichen Fuhrparks kein Selbstzweck, sondern folgt in Sachen Wirtschaftlichkeit den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie ein klassischer Antrieb“, sagt Volker Mornhinweg, Leiter MercedesBenz Vans. Den Anfang macht der mittelgroße eVito, der heu- te schon zu Preisen ab 39.990 Euro vorbestellt werden kann und ab der zweiten Jahreshälfte 2018 ausgeliefert werden soll. Im Jahr darauf folgt der eSprinter, der in Düsseldorf gebaut wird. Abgerundet wird das Angebot durch den Citan. „Damit decken die gewerblichen Baureihen mit Elektroantrieb alle Anforderungen vom People Moving als Bus bis zum Gütertransport ab.“