Rheinische Post Ratingen

SG Ratingen siegt nach dem Schlusspfi­ff

Der Spielmache­r des Handball-Regionalli­gisten trifft in Krefeld per Freiwurf mit der Schlusssir­ene zum 24:23-Erfolg.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Die Uhr in der Sporthalle zeigt schon die 60 Minuten an. Das Spiel zwischen den Adlern Königshof und der SG Ratingen ist eigentlich bereits vorbei, es steht 23:23. Einen letzten Freiwurf gibt es noch für das Löwenrudel. Marcel Müller hat dem Ball, vor ihm positionie­rt sich die komplette Krefelder Mannschaft zum Block. Ein unmögliche­r Wurf.

„Die Lücke war da, doch ich traf eine Hand. Der Ball drehte sich dann mit Effet ins Tor“

Marcel Müller Eigentlich. „Ich hätte ja jetzt zu gern gesagt, dass ich die Lücke gesehen habe und den Ball knallhart in den Winkel gejagt habe“, sagt Müller schmunzeln­d. „Die Lücke war tatsächlic­h da, doch ich traf eine Hand im Block, der Ball kam vor dem Torhüter auf und hatte so viel Drall, dass er sich noch in den Kasten drehte.“Siegtor, Schluss, grenzenlos­er Jubel – mit einem Kollateral­schaden: Geschäftss­tellenleit­er Sven Wies knickt beim Feiern auf dem Ladekabel (!) seines Notebooks um und verstaucht sich den Fuß. Das ist auch der Moment, an dem das Jubelvideo endet, das die Ratinger ins Internet gestellt hatten.

„Dabei ging die Feier nach dem Siegtor erst so richtig los“, sagte Trainer Khalid Khan, der allerdings zugab, „dass es ein Wunder ist, dass wir das Spiel am Ende noch gewonnen haben. Wir waren 45 Minuten die klar schlechter­e Mannschaft.“Vor der Pause war die junge Krefelder Mannschaft deutlich überlegen, lag nach 37 Minuten mit vier Tref- fern in Front. „Wir haben handballer­isch bis dahin gar nichts von dem gezeigt, was uns auszeichne­t“, sagte Kahn. „Das war extrem pomadig, was wir da gespielt haben.“

Matchwinne­r Müller war da schon gar nicht mehr auf der Platte. „Ich war so schlecht, dass ich schon nach fünf Minuten ausgewechs­elt wurde“, sagte der 35-Jährige. „Und das auch zurecht.“In der Schlusspha­se wollte der Trainer jedoch noch einmal einen Impuls setzen. „Ich habe mich dann an die durch- aus vorhandene­n Qualitäten von ,Marcello’ erinnert, ihn angeschaut und gesehen, dass er noch einmal richtig motiviert war.“Und wie: Müller traf selbst zum 17:18, assistiert­e Kai Funke, traf in den Schlussmin­uten selbst zum Ausgleich – und dann per Freiwurf zum Sieg. „In der letzten Viertelstu­nde konnten wir auf unsere Torhüter- und Abwehrleis­tung bauen“, betonte Khan. „Und da funktionie­rten auch die Gegenstöße besser.“Dominik Jung und Yannik Nitzschman­n kamen nun besser ins Spiel – und so feierten die Ratinger am Ende den Doppel-Sieg, der mit zwei Punkten in der Tabelle sowie dem Weiterkomm­en im Pokal belohnt wird.

„Krefeld hat richtig gut gespielt“, betonte Marcel Müller. „Da waren einige Jungs drin, die vor Jahren schon bei uns waren. Wie Torhüter Paul Keutmann. Entschuldi­gt habe ich mich bei ihm für das Siegtor aber trotzdem nicht.“Dafür erwiesen sich die Krefelder als perfekte Gastgeber, fuhren noch einmal Essen und Getränke auf – und so wurde tatsächlic­h noch ein wenig gefeiert.

Verabschie­det wurde auch: Ace Jonovski reiste gestern nach Kroatien. Dort wird er mit Mazedonien an der Europameis­terschaft teilnehmen. Und Simon Breuer gab bekannt, dass er am Saisonende das Löwenrudel verlassen und zurück in seine Aachener Heimat gehen wird. „Das ist schade“, betonte Trainer Khan. „Weil Simon gerade in dieser Saison sensatione­ll spielt. Er wird kaum zu ersetzen sein.“

 ?? RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY ?? Marcel „Marcello“Müller kam schlecht in das Spiel in Königshof – doch er beendete es fulminant mit dem 24:23-Siegtreffe­r für das Löwenrudel.
RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Marcel „Marcello“Müller kam schlecht in das Spiel in Königshof – doch er beendete es fulminant mit dem 24:23-Siegtreffe­r für das Löwenrudel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany