INFO Die Ausstellung ist noch bis 18. März zu sehen
Ausstellung Die Schau Thomas Schütte in der Skulpturenhalle, Berger Weg/Ecke Lindenweg, auf der Raketenstation Hombroich in Neuss beginnt morgen und endet am 18. März. Geöffnet ist freitags bis sonntags, 11 – 17 Uhr, der Eintritt kostet fünf Euro. hängt er jedes Bild in museumstypischer Augenhöhe, entschuldigt er sich für die nicht wegzubekommenden Macken auf den Bildträgern aus Zinn, aber moniert auch, dass sie so viele Fingerabdrücke aufweisen.
Die unbehandelten Metallplatten sind Bilderhalter für die Skizzenbücher, die nun an den Wänden der Rotunde in der Skulpturenhalle, dem Raum im Raum, hängen, und von Schüttes Studien für architektonische, skulpturale oder zeichnerische Arbeiten erzählen. Sie umgeben eine Installation, die wie gemacht für dieses Kabinett scheint: Sechs puppengroße „Rote Glasgeister“(mundgeblasen auf Murano, wie Schütte sagt) von 2011 werden zu einer kleinen Armee vervielfacht, weil Schütte sie in einem kniehohen Achteck mit Spiegelfläche gruppiert hat. Diese acht Platten hat er ebenso wiedergefunden wie die Bildkästen mit Trägern aus Zink, die er mal für seine Skizzenbücher hat anfertigen lassen.
Sparsam, aber wirkungsvoll sind in der Skulpturenhalle Schüttes vor allem großformatige Arbeiten verteilt. Drei Engel aus rostfreiem Stahl (von 2010) schweben unter der Decke. Wirklich friedfertig sehen sie nicht aus, wie sie herabschauen auf die Gesellschaft der anderen Wesen, die dort versammelt sind: „Eierköpfe“aus Keramik und mit einem Gesicht, das nur aus Mund, Nase und Augen besteht und dennoch mal einen gequälten, mal einen entsetzten, mal einen lächelnden Ausdruck hat (von 2014). Oder der „Zombie Nr. 4“, dessen Arme, Beine, Leib und Kopf nur noch ein Knäuel sind. „Eigentlich nur eine Resteverwertung“, kommentiert Schütte die Arbeit von 2004, „da waren ein paar Arme und Beine von dem ,Großen Geist“übrig geblieben.“Die Nr. 5 der „Geist“Reihe steht nur wenige Meter entfernt gegenüber: eine rund drei Meter hohe Bronzefigur (patiniert), die ihren verstümmelten Arm wie eine Mahnung an jeden, der den Raum verlässt, in die Höhe reckt. Wovor sie mahnt? Das ist jedem selbst überlassen. Schüttes Figuren sind meist ungemütlich, oft erschreckend – aber immer berührend. Gerade in der manchmal brutalen Versehrtheit spürt der Besucher Verletzlichkeit. Auch seine eigene.
Zudem macht die Ausstellung deutlich, dass Thomas Schütte eine Reihe, ein Thema nie wirklich abschließt. Immer wieder findet er neue Ansatzpunkte, neue Interpretationen, neue Ausführungen bekannter Motive. Bestes Beispiel ist die jüngste Arbeit der Ausstellung. „Sie ist noch warm“, sagt Schütte lächelnd, kommt gerade aus der Gießerei und ist noch nicht ganz fertig: ein „Mann im Matsch“, der Schütte als Motiv schon 1982 und 1994 beschäftigt hat. Nun aber trägt er eine Fahne und steht zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.