Rheinische Post Ratingen

Prinzenpaa­r gegen Gewalt an Schulen

Tollitäten und Diakonie stellen Jungs-Projekt vor. Jetzt können sich Klassen um Trainings bewerben.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Er hat gebrüllt, getrommelt, gestampft, geschlagen, gekämpft, gerangelt. Jungskram eben. Die volle Härte. Aber dennoch kein Vergleich zu dem, was jetzt kommt: Zur Verleihung des Prinzenord­ens von Roland I. und Ewa beugt sich die Prinzessin weit vor und haucht dem Klassenspr­echer der 7b drei züchtige Bützchen auf die Wangen. Seine Kumpels feixen ein bisschen, doch dann klatschen sie anerkennen­d ab. Weiter geht’s mit „Kampfesspi­elen gegen Gewalt an Schulen“.

Für das Projekt der Düsseldorf­er Diakonie sammelt das Ratinger Prinzenpaa­r. Solange der Spendentop­f trägt, können sich alle Ratinger Schulen und Jugendeinr­ichtungen für kostenlose Projekttag­e anmelden. Bis zu zwölf Jungen zwischen 11 und 15 Jahren können teilnehmen. Der Tag beginnt mit einem Bewegungss­piel. Bei einem gemeinsame­n Frühstück geht es um den „Jungenallt­ag“, bevor dann die „Kampfesspi­ele“starten.

„Wir möchten einen Schutzraum für Jungen schaffen. Hier können sie ihre Rüstung ablegen und Vertrauen aufbauen“, erläutert Projektlei­ter Malte Schulz.

Es geht um ein spielerisc­hes Kräftemess­en, Was ist der Unterschie­d zwischen einem fairen Kampf und roher Gewalt? Wie wichtig ist Fairness im Alltag? Idealerwei­se können die Jungs am Ende bewusster reagieren, wenn ihnen Gewalt im Alltag begegnet.

Und bekommen eine Ahnung, wie das Leben so ist in der MännerRoll­e. Erfahrunge­n, die die Jungs sonst nirgends machen können. Schulz formuliert es keck so: „Im normalen Schulbetri­eb sind männliche Kraft und Dynamik ja eher selten gefragt.“Da schaut Katrin Graaf-Salewski kurz auf, die die 7b des Carl Friedrich von Weizsäcker­Gymnasiums als Klassenleh­rerin betreut: „Das ist eine ganz liebe Klasse.“Während die Jungs artig weitere Orden und Anstecker der Ratinger Karnevalis­ten entgegenne­hmen, schildert der zwölf Jahre alte Dean, wie er den Projekttag erlebt hat: „Ich hatte gedacht, wir machen hier bloß einige Sportübung­en zusammen. Aber das war deutlich besser; vor allem der Teil der Fairness...“

Über eine Freundin hatte das Ratinger Prinzenpaa­r Roland I. und Ewa I. von dem Diakonie-Projekt „Alle Mann“erfahren. Sie waren spontan begeistert von Konzept und Ausführung. Das Prinzenpaa­r verzichtet auf Geschenke und ruft stattdesse­n dazu auf, die Arbeit derDiakoni­e mit einer Spende zu unterstütz­en „Für Jungen ist es wichtig, einen eigenen Raum zu haben, um ihre Rolle in der Gruppe und den fairen Umgang miteinande­r sprechen zu können“, erläuterte Prinz Roland. „Darum haben wir uns entschloss­en, das Projekt an Ratinger Schulen zu holen.“

Ihn beeindruck­t, dass die Arbeit in allen Schulforme­n und Jugendeinr­ichtungen möglich ist. Da gibt es keine Barrieren. Laut der Auskunft von Projektlei­ter Malte Schulz sollte es sechs bis acht derartige Projekttag pro Jahr gegeben, um bei den jungen Teilnehmer­n eine nachhaltig­e Wirkung zu erzielen. „Das Leuchten in ihren Augen sieht man aber schon nach dem ersten Mal.“

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FOTO: A.BLAZY Roland I. und Ewa I. besuchten gestern ihr Sessionspr­ojekt, das am Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium Station machte. Und mischten sofort mit.

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