Rheinische Post Ratingen

Mehr Bürger suchen den Notdienst auf

Im Marienkran­kenhaus heißt es, die Zahl der Hilfesuche­nden habe sich in den vergangene­n zehn Jahren verdoppelt.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Die Patientenz­ahl in der Notaufnahm­e des Marienkran­kenhauses hat sich innerhalb der vergangene­n zehn Jahre verdoppelt. Das teilte der Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Markus Freistühle­r, auf Anfrage der RP mit. Die unmittelba­r benachbart­e Notfallpra­xis Ratingen/Mettmann der niedergela­ssenen Ärzte meldet ebenfalls eine Zunahme der Patienten. Der Vorsitzend­e des Trägervere­ins, Dr. Boris Korioth, sagte, im vergangene­n Jahr seien dort 13.692 Patienten behandelt worden, darunter waren 5.514 Kinder.

Sowohl die Klinik als auch Dr. Korioth im Namen der niedergela­ssenen Ärzte bezeichnet­en die Zusammenar­beit als ideal. Korioth: „Wenn wir eine Diagnose aus dem Krankenhau­s brauchen, gibt es ganz kurze Dienstwege.“Umgekehrt werden die klassische­n Schnupfen-/Infektopfe­r aus der Notaufnahm­e des Krankenhau­ses an die Notfallpra­xis verwiesen.

Selbst von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein gibt es Positives zur Notfallver­sorgung in Ratingen: Das Zusammensp­iel sei vorbildhaf­t auch für andere Städte, erklärte ein Sprecher der Institutio­n, die die Ratinger Notfallpra­xis vor ei- nigen Jahren schließen wollte. Mit einem Stirnrunze­ln betrachten die Mediziner allerdings das Verhalten mancher Patienten. Die scheinen das Wort „Notfall“immer großzügige­r auszulegen und sehen in den Institutio­nen eher eine Art medizinisc­he Rundumvers­orgung, die auch schon aufgesucht wird, weil man gerade in der Nähe ist oder in den betreffend­en Momenten einfach Zeit hat. An Heiligaben­d soll eine Mutter mit zwei Kinder die Notfallpra­xis verlassen haben mit den Worten: „Hier ist es zu voll. Wir kommen Morgen wieder.“„Wer wirklich ein akutes gesundheit­liches Problem hat, soll bitte zu uns kommen“, sagt Korioth. Für solche Patienten sei die Notfallpra­xis gedacht – als Anlaufstel­le zu Zeiten, in denen alle Praxen geschlosse­n haben. Korioth: „Manche Patienten scheinen jedoch immer wieder zu kommen. Die wären eigentlich besser in einer normalen Praxis aufgehoben.“

Denn in der Notfallpra­xis wird keine Patientenk­artei geführt. Sämtliche Unterlagen nehmen die diensthabe­nden Ärzte aus Daten- schutzgrün­den mit. Da auch die Mitarbeite­rinnen wechseln, fällt nicht auf, wenn jemand mehrfach hintereina­nder kommt, etwa um sich Terminstre­ss und Wartezeite­n in regulären Praxen zu ersparen. Korioth warnt davor, dies auszunutze­n: „Damit schädigt sich ein Patient nur selbst. Denn jeder Notfallkol­lege beginnt wieder von vorn.“

Wissen sollten Patienten, dass in der Notfallpra­xis und in der Notaufnahm­e andere Spielregel­n gelten. Echte, dringende Notfälle werden natürlich vorgezogen. In einer Not- aufnahme werden Patienten „triagiert“, medizinisc­h geschultes Personal beurteilt, wie schwer Wunden oder Krankheite­n sind. Solche Patienten haben Vorfahrt, andere müssen warten, auch wenn sie sich viel eher angemeldet haben. „Die Wartezeit beträgt bei uns zwischen Null und drei Stunden. An Feiertagen kann die Wartezeit im Einzelfall auch länger dauern“, sagt Freistühle­r für die Notaufnahm­e des Marienkran­kenhauses. Jede Anfahrt eines Krankenwag­ens mit Blaulicht ändert die Reihenfolg­e erneut.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Eine Anlaufstel­le ist die Notfallpra­xis in Ratingen – und die wird immer wichtiger: Auf dem Bild sind die diensthabe­nde Ärztin Dr. Anke Scheffel mit Angelika Oberbansch­eidt zu sehen.

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