INFO Nina Raine ist Großnichte von Boris Pasternak
Autorin Nina Raine wurde 1975 in Oxford geboren und ist die Großnichte von Boris Pasternak. Am Royal Court Theatre in London absolvierte sie eine Regieausbildung, 2006 kam ihr erstes Stück „Rabbits“auf die Bühne. „Konsens“ist ihr viertes Stück, das 2016 in London uraufgeführt wurde. Ihr jüngstes Stück, „Stories“, bringt sie im Herbst in London heraus. Karten „Konsens“ist im Central am Düsseldorfer Hauptbahnhof zu erleben und dauert mit einer Pause 2 1/2 Stunden. Karten gibt es telefonisch unter: 0211 852311 erleiden, ist offensichtlich. Trotzdem zwingt dieses Stück den Zuschauer, diverse Positionen zum Thema Sex und Gewalt zu durchdenken und fordert so eine geistige Beweglichkeit und ein Maß an Empathie, das der Me-too-Debatte bisweilen fehlt.
Lore Stefanek inszeniert mit jenem Vertrauen auf die Dynamik des Texts, das sie auch schon bei „Heisenberg“mit Caroline Peters und Burghart Klaußner bewiesen hat. Das bekommt der Inszenierung gut, weil es den Abend nicht überfrachtet. Janina Audick hat ihr dazu ein Bühnenbild mit allerhand Säulen, Balkonen und einer riesigen weiß verschleierten Geisterfigur im Hintergrund gebaut. Auch im Stück geht ein Poltergeist um, fliegen Teekessel mit spiritistischer, manchmal auch schlicht wütender Energie. Doch das bleibt obskurer Zierrat. Das bestens aufeinander eingespielte Ensemble füllt den Raum jedenfalls bei wechselnden Frontlinien mit hoher Energie – und hält sie, bis selbst Torben Kessler als kühler Kopfmensch Ed in die Knie geht.
Nina Raine untersucht in „Konsens“das Spiel von Macht und Gewalt in Beziehungen. Ein uraltes Thema, das sich als höchst aktuell erwiesen hat.