Rheinische Post Ratingen

Streit ums Schwimmen

Die Eltern eines 14 Jahre alten, gehbehinde­rten Mädchens fühlen sich diskrimini­ert. Der TV Ratingen verweist darauf, dass man zahlreiche Alternativ­angebote gemacht habe.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Inklusion von Menschen mit Handicap im Breitenspo­rt ist kein Problem – solange es um Sonntagsre­den geht. Die Praxis erweist sich manchmal als komplizier­ter. Seit knapp einem halben Jahr streiten die Eltern der 14 Jahre alten, gehbehinde­rten Laetitia Eschke und die Leitung des TV Ratingen miteinande­r. Nach dem Willen ihrer Eltern soll Laetitia an einem Schwimmkur­s teilnehmen, den der Inklusions­manager des Vereins, Tobias Pollap, empfohlen hatte. Der Leiter der Schwimmabt­eilung, Ralf Kastner, hält diesen Kurs für nicht geeignet.

Ein Ziel des Kurses sei das Erreichen des goldenen Schwimmabz­eichens. Die 15 anderen Teilnehmer­innen und Teilnehmer im jugendlich­en Alter müssten um Laetitia herumschwi­mmen, so der Übungsleit­er. Seither hat der TV Ratingen dem Elternpaar mehrere Alternativ­vorschläge­n gemacht. Doch mal passten die Zeiten einer eigens eingericht­eten, neuen Trainingsg­ruppe im Lintorfer Schwimmbad nicht, denn Laetitia geht in Mönchengla­dbach zur Schule und hat einen langen Heimweg nach Ratingen. Mal waren die Kinder einer Alternativ­gruppe zu jung.

Kurzum: Verein und Eltern sind bisher nicht zusammenge­kommen. Das liegt auch daran, dass in der Kommunikat­ion miteinande­r einiges schief gelaufen zu sein scheint. So erzählt die Mutter, dass gleich beim ersten Probetermi­n am 8. September 2017 eine Schwimmgru­p- penleiteri­n gesagt habe: „Dies hier ist nichts für solche Jugendlich­en.“Dabei seien Anführungs­zeichen in die Luft gemalt worden. Auch sei ein Gespräch mit Schwimmabt­eilungslei­ter Kastner aus Sicht der Eltern in einer Konfrontat­ion geendet. Kastner sagt, die Mutter habe nicht zuhören wollen. In einem Schlichtun­gsgespräch Anfang Dezember in großer Runde mit allen Beteiligte­n, dem Inklusions­manager Tobias Pollap und der Vorsitzend­en des TV Ra- tingen, Marions Weißhoff-Günther, legte der TV den Eltern die Alternativ­en vor und bot darüber hinaus an, für Kontakte zu gleichaltr­igen Mädchen zu sorgen. Darauf gingen die Eltern aus den bereits genannten Gründen nicht ein.

Das Fazit der Eltern fällt für den TV Ratingen alles andere positiv aus: „Ich denke, dass unsere Tochter da ganz klar diskrimini­ert wird. Sie kann jetzt durch diese Entscheidu­ng, die man nicht zurücknehm­en will, keinen Sport machen“, so Mutter Kerstin Eschke gegenüber der RP. Sie überlegt derzeit, politische Hilfe zu erbitten.

Die Vorsitzend­e des TV Ratingen, Weißhoff-Günther, verweist auf die zahlreiche­n Angebote, die der Verein gemacht habe. Der TV setze sich sehr für Inklusion ein.“„Doch so langsam gehen mir die Alternativ­en aus. Im Interesse des Mädchens hoffe ich aber immer noch, dass wir zu einer Lösung kommen.“

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FOTO: RP-ARCHIV Themenbild: Schwimmzei­ten sind generell rar. Zwischen den Eltern eines 14 Jahre alten, gehbehinde­rten Mädchens und dem TV Ratingen gibt es einen Streit um die Teilnahme in einem konkreten Schwimmkur­s im Angerbad.

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