Rheinische Post Ratingen

Malerin macht West so richtig bunt

Margret Kurte liebt ihren Stadtteil. In dem Miteinande­r der Nationen und Kulturen steckt eine große Chance und Stärke, sagt die Künstlerin. Sie schafft ganz eigene Ansichten von ihrem Viertel und hat immer wieder neue Ideen.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGENWE­ST Die Hochhausfa­ssade war grau, ist grau und bleibt grau. Aber nicht für Margret Kurte. Die macht sich ihr ganz eigenes Bild von Ratingen West. Darauf leuchtet das Hochhaus in allen Farben des Regenbogen­s, und eine goldgelbe Sonne strahlt von links oben warm und freundlich herab.

Sagen Sie mal, Frau Kurte, sind Sie naiv? Da schaut die 75-Jährige dem Fragenstel­ler geradewegs ins Gesicht: „Wissen Sie, über Ratingen West wird so viel Schlechtes gesprochen, was alles nicht stimmt! Da wollte ich mit dem Bild einfach mal zeigen, wie es wirklich ist.“

Gemeinsam mit ihrer Familie wohnt die Künstlerin seit fast 40 Jahren in West. Erst lebten sie in einem dieser grauen Klötze. Dieselstra­ße 7, zehnter Stock. Viele Nationen waren unter einem Dach vereint und kamen insgesamt miteinande­r klar.

„Dort wären wir nicht ausgezogen, wenn nicht der Wohnungsei­gentümer Eigenbedar­f angemeldet hätte“, erzählt der Ehemann von Margret Kurte. Beide haben den internatio­nalen Schmelztie­gel Ratingen West immer als eine Bereicheru­ng betrachtet. „Man kann so viel voneinande­r lernen – und an andere weitergebe­n“, sagt Margret Kurte. Als sie sich von ihrem Job in der Käthe-Kollwitz-Realschule in den Ruhestand verabschie­dete, sagten Kinder in zwölf Sprachen „Auf Wiedersehe­n“. Vor einem Miteinande­r der Kulturen müsse also niemand Angst haben.

Diese bunte Vielfalt von Ratingen West ist eingegange­n in die Kunst von Margret Kurte. Lange Jahre hatte sie sich der Seidenmale­rei verschrieb­en; gestaltete im Unter- schied zu anderen aber nicht nur Tücher, sondern nähte auf Wunsch Unikate kompletter Kleidung zusammen.

Der Kundinnenk­reis wuchs und wuchs – bis die Hände das Aufspannen der Seide verweigert­en. Da hat sich Margret Kurte von der Seide verabschie­det.

Und schon bald angefangen, mit Acrylfarbe­n zu arbeiten. „Ich brauche leuchtende Farben in meinen Bildern.“Motive aus Afrika und den USA kamen zu den bunten Hochhäuser­n hinzu. Zwischen sieben und zehn Bildern pro Jahr entste- hen nach den Skizzen, die sie von ihren Spaziergän­gen, Urlauben und Ausflügen mitbringt. Es gibt schließlic­h auch noch andere Hobbys: Sie joggt, schwimmt, radelt.

Hat da irgendjema­nd behauptet, im Alter würde alles weniger? Auf Margret Kurte zumindest trifft das nicht zu. „Ich genieße es, völlig Herrin meiner Zeit zu sein und nur noch das zu tun, auf das ich gerade Lust habe.“

Die Reisen gehören ebenso dazu wie das Engagement für die Westkünstl­er. Dahinter stehen insgesamt vier Künstlerin­nen, die sich gegen- seitig inspiriere­n und gemeinsam ausstellen. „Leider haben wir derzeit keine Gelegenhei­t in Ratingen dazu“, bedauert Margret Kurte.

Einige Male zeigten die Westkünstl­er ihre neuesten Werke im Trinsentur­m – doch dann zog dort das Spielzeugm­useum ein.

So sind die Westkünstl­er seit einigen Jahren auf das Bürgerhaus von Düsseldorf-Angermund gebucht und zeigen dort ihre Werke.

Dort passen Räume und Rahmenbedi­ngungen perfekt. „Wenn wir so etwas in Ratingen finden würden, wären wir froh“, sagt sie.

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