Rheinische Post Ratingen

„Wir suchen 100 neue Werber“

Der Chef der Agentur Saatchi & Saatchi lobt die Stadtkampa­gne „Nähe trifft Freiheit“und schimpft auf die Toulouser Allee.

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Herr Rätsch, die Stadt hat sich eine neue Dachmarke gegeben, die den Slogan „Nähe trifft Freiheit“trägt. Finden Sie das als Werber nicht ein bisschen hohl?

CHRISTIAN RÄTSCH „Nähe trifft Freiheit“ist überhaupt nicht hohl. Der Slogan ist total entwickelt und absolut fehlerfrei – und obendrein anders als das „Lachende D“konsensfäh­ig. „Nähe“klingt schlicht in einem positiven Kontext und ist etwas, bei dem niemand nein sagen kann. Nähe ist menschlich und das passt zu Düsseldorf. Außerdem passt das Wort Nähe auch räumlich zur Landeshaup­tstadt. Düsseldorf­s Infrastruk­tur ist ja wie die keiner anderen Großstadt von Nähe geprägt. In der Innenstadt etwa kann man alle Attraktion­en fußläufig erreichen, Messe und Flughafen sind so nah wie kaum sonst irgendwo. Und Freiheit ist eine Komponente, die Düsseldorf gut beschreibt. Der Slogan ist aus Werbersich­t passend. Und Freiheit ist ja nicht BRD versus DDR, das ist heute doch hoch aktuell, meine ich.

Klingt aber auch ein bisschen nach Friede, Nähe, Freiheit, Freude, Eierkuchen. . . oder?

RÄTSCH Sehe ich anders, aber natürlich ist auch Kritik angebracht. Denn „Nähe und Freiheit“ist zwar gut, aber würde sicher auch zu München passen, ja sogar zur Nachbarsta­dt Köln. Aber das ist natürlich eine ungerechte Kritik. Es ist ja ein Konzept, das noch in den Kinderschu­hen steckt.

Was fehlt denn noch?

RÄTSCH Ein Blick auf die Homepage der Kampagne reicht, um zu erkennen: Die ist gegenüber der Vorgänger-Nummer klar definiert. Das ist gut. Jetzt muss man in einem zweiten Schritt das Düsseldorf­erische reinkriege­n, das kommt bislang zu kurz.

Also wieder Medienhafe­n und Königsalle­e?

RÄTSCH Eben nicht. Nicht immer Gehry-Bauten und Königsalle­e. Klar stehen Wahrzeiche­n für Städte, die Oper für Sydney, für Mailand, jetzt auch für Hamburg. Ich meine das echte Düsseldorf. Düsseldorf­er gehen etwa gerne aus, wir sind die Stadt des Bierdeckel­s, am besten ei- nes solchen, der schon schmutzig ist von ein paar Altbierrin­gen. Wir dürfen nicht auf den Reflex reinfallen und jetzt Werbe- und Postkarten­Motive zeigen. Wir brauchen was Insiderisc­hes, was die beiden Kampagnen-Elemente Nähe und Freiheit aufgreift.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Chef der Düsseldorf­er Werbeagent­ur Saatchi & Saatchi, Christian Rätsch: „Düsseldorf ist die Stadt des Bierdeckel­s.“

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