Testflug Richtung Mars
Gestern Abend hob mit der Falcon Heavy eine der antriebstärksten Raketen ab, die jemals gebaut wurden. An Bord der Rakete waren ein Elektroauto des Unternehmers Elon Musk und der Traum von einer Landung auf dem Mars.
DÜSSELDORF Sie ist 70 Meter hoch und stand bis gestern auf dem Startfeld 39A des Kennedy Space Center in Florida. Die Falcon Heavy hob damit von historischem Grund ab und machte so deutlich, welches Erbe sie antritt. Von dort sind vor knapp 50 Jahren auch die Saturn-VRaketen gestartet, mit denen die Apollo-Astronauten zum Mond flogen. Elon Musk, Chef des Raumfahrtunternehmens SpaceX, hatte in der Vergangenheit mehrmals gesagt, dass er nicht verstehen könne, warum wir danach aber stehengeblieben und niemals weitergegangen sind.
Das möchte er ändern und eine neue Ära der Raumfahrt einläuten. Und die sollte gestern beginnen: Zu den Klängen von David Bowies „Space Oddity“zündeten 27 MerlinTriebwerke – vergleichbar mit der Leistung von 18 Jumbo Jets, deren Maschinen mit voller Kraft laufen. Nach der Saturn-V ist es die zweitstärkste Rakete, die je von Menschen gebaut wurde.
Die 27 Triebwerke beförderten Elon Musks eigenen Tesla Roadster ins All. Hinterm Steuer des Elektroautos sitzt ein Dummy namens
Zu den Klängen von David Bowies „Space Oddity“zündeten die Triebwerke der Falcon Heavy
Starman in einem SpaceX-Druckanzug. Das wirkt albern und macht keinen Sinn. Allerdings ist es ein Jungfernflug einer neuen Rakete. Vieles kann schief gehen. Und wenn der Tesla dabei zerstört werden sollte, sei es laut Musk kein großer Verlust. Er hat da von der Europäischen Weltraumagentur ESA gelernt. Die wollte 1996 beim Jungfernflug der Ariane 5 sofort eine wertvolle Fracht ins All schießen. Der Start ging schief und vier Satelliten im Wert von mehreren Hundert Millionen US-Dollar wurden zerstört.
Unternehmer Elon Musk geht es nicht um den schnellen kommerziellen Erfolg. Er will zeigen, dass die Falcon Heavy funktioniert. Später soll sie in der Lage sein, mit einem Start bis zu 63,8 Tonnen in einen erdnahen Orbit zu befördern. Dafür wären früher drei Space-ShuttleFlüge erforderlich gewesen. Noch interessanter indes ist für Elon Musk: Die Falcon Heavy kann auch bis zu 16,8 Tonnen Nutzlast zum Mars transportieren. Zumindest wäre es möglich, wenn man die Antriebsstufen nicht aus wirtschaftlichen Gründen widerverwenden möchte. Dann sinkt die Nutzlast, weil Treibstoff für die Landung der einzelnen Stufen abgezogen werden muss.
An die Maximalleistung kam die Rakete gestern bei ihrem Start nicht heran. Er simuliert einen Flug zum Mars und soll einen Orbit erreichen, den man auch für einen Transit zum Nachbarplaneten anstreben würde. Beim Start setzt die Falcon Heavy dafür auf drei Antriebs-Stufen der bereits erfolgreichen Falcon-9-Rakete: An eine zentrale TriebwerksEinheit sind zwei Seitenbooster montiert. Diese Booster sollen nach der ersten Flugphase abgekoppelt werden und zum Startplatz zurück- kehren – etwas, dass SpaceX in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich geschafft hat. Die zentrale Triebwerkseinheit dagegen soll im Ozean auf einer Plattform landen. Die Heavy selbst dagegen soll zunächst in einer erdnahen Umlaufbahn auf den nächsten Schritt warten. Die zweite Stufe wird ihr Triebwerk zünden und die Rakete in den eigentlichen Transferorbit zum Mars befördern – ohne aber unseren Nachbarplaneten tatsächlich zu erreichen.
Der Flug dient als Beweis für die Einsatzfähigkeit. Auch wenn es für die kommerzielle Raumfahrt derzeit keinen Bedarf für die Heavy gibt. Der schwerste Kommunikationssatellit, den eine Ariane 5 befördert hat, war 2009 der Terrestar-1 mit 6,9 Tonnen. Die Heavy scheint dafür überdimensioniert.
Aber das ist auch nicht das Ziel. Abgesehen von Flügen für das USMilitär, das durchaus interessiert ist an den Möglichkeiten der Heavy für eine neue Generation von Spionagesatelliten, geht es um etwas anderes: SpaceX empfiehlt sich als Partner für die US-Weltraumbehörde Nasa. Die arbeitet derzeit an ihrer