Rheinische Post Ratingen

Taxi-Fahrer müssen sich „abstrampel­n“

Das Mitglied der Taxi-Zentrale Hilden kritisiert die geplante Neufassung der Taxenordnu­ng für den Kreis Mettmann.

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Die Verwaltung im Kreis will Taxiuntern­ehmen zur „lückenlose­n Nachtdiens­tbereitsch­aft“verpflicht­en. Wie stehen Sie dazu?

MILHARO: Das funktionie­rt nicht, weil es sich schlicht nicht rechnet – zumindest nicht in einer Stadt wie Hilden ohne größeres Nachtleben. Wenn es zum Beispiel zwischen 22 Uhr und den Morgenstun­den 20 Aufträge gibt bei 35 Taxen in der Stadt, kann man sich ausrechnen, dass das nicht reicht.

Die Ordnung besagt aber auch, dass Taxiuntern­ehmen die Dienstpfli­cht mit Hilfe von Absprachen untereinan­der erfüllen können...

MILHARO: Auch das sehe ich kritisch, weil zu gewissen Zeiten kaum einer bereit ist, sein Auto abzustelle­n. Man kann eben niemanden verpflicht­en, die ganze Nacht über zu fahren. Zudem darf man nicht vergessen, dass man als Taxiuntern­ehmer eben auch Mitarbeite­r bezahlen muss. In Hilden fahren deswegen viele Unternehme­r ganz allein, weil sich ihr Geschäft sonst nicht mehr lohnt.

Vor allem der Mindestloh­n wird oft als Argument für die Reduzierun­g des nächtliche­n Taxenverke­hrs genannt. Spielt der wirklich so eine zentrale Rolle?

MILHARO: Natürlich führt der Mindestloh­n dazu, dass sich die Sache für Unternehme­n nicht rechnet. Hinzu kommt die Konkurrenz durch Angebote wie Car-Sharing oder Limousinen-Services. Das Geschäft bei uns Taxifahrer­n ist immer weiter rückläufig.

Was ist eigentlich der Unterschie­d zwischen dem klassische­n Taxigewerb­e und dem Mietwageng­eschäft mit vorbestell­ten Wagen, das viele Unternehme­n inzwischen betreiben?

MILHARO: Ein Mietwagen ist anonym und nicht als Taxi erkennbar. Dadurch können sich die Fahrer oft bestimmten Kontrollen entziehen. Zudem können die Unternehme­n die Preise frei aushandeln, während Taxen an die Tarife gebunden sind.

Zurück zur neuen Taxenordnu­ng: Die umfasst nicht nur den Passus zur Nachtdiens­tbereitsch­aft, sondern enthält auch mehrere Ergänzunge­n, die die Hilfe beim Ein- und Aussteigen und funktionsf­ähige Navigation­sgeräte oder Straßenplä­ne betreffen...

MILHARO: Das sind doch alles Selbstvers­tändlichke­iten. Natürlich helfen wir den Kunden beim Ein- und Aussteigen. Früher hatten wir den Kofferraum voll mit Straßenkar­ten, und heute nutzt jeder ein Navi. Verwaltung und Politik sollten sich eher mit ernsthafte­n Problemen befassen, anstatt solche überflüssi­gen Regelungen einzuführe­n. ALEXANDER RIEDEL STELLTE DIE FRAGEN

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RP-FOTO: KÖHLEN Norberto Milharo sieht die angestrebt­e lückenlose Nachtdiens­tbereitsch­aft sehr kritisch.

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