Rheinische Post Ratingen

Streiks in Kitas und im Nahverkehr

Die Gewerkscha­ften erhöhen in den Tarifverha­ndlungen für den öffentlich­en Dienst den Druck auf Bund und Kommunen. Heute und morgen liegt der Streikschw­erpunkt auf Nordrhein-Westfalen.

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DÜSSELDORF (RP) Um ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn Nachdruck zu verleihen, haben die Gewerkscha­ften für heute und morgen zu massiven Arbeitsnie­derlegunge­n in den Kommunen aufgerufen. An beiden Tagen liegt der Streikschw­erpunkt in Nordrhein-Westfalen. Zuvor hatten die Gewerkscha­ften in anderen Bundesländ­ern mit Warnstreik­s Druck aufgebaut, erst gestern in Baden-Württember­g.

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi, der Deutsche Beamtenbun­d, die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), die IG Bau und die Gewerkscha­ft der Polizei auf der einen Seite, der Bund und die Kommunen auf der anderen hatten zuletzt Anfang vergangene­r Woche vergeblich versucht, eine Annäherung hinzubekom­men. Das nächste Mal treffen beide Seiten Mitte April aufeinande­r.

Neben den sechs Prozent verlangen die Gewerkscha­ften auch eine sogenannte soziale Komponente: Mindestens 200 Euro mehr sollen es im Monat für die Beschäftig­ten bei Bund und Kommunen sein. Damit würden die unteren Lohngruppe­n deutlich mehr als sechs Prozent be- kommen. Ein Verdi-Sprecher sagte auf die Frage, ob die drei angesetzte­n Verhandlun­gsrunden ausreichen: „Im Moment sieht es nicht gut aus.“Die Arbeitgebe­r hätten bei der jüngsten Verhandlun­gsrunde insbesonde­re den Mindestbet­rag kategorisc­h abgelehnt. „Wir müssen jetzt Druck aufbauen. Wenn es nach uns geht, sind wir nach drei Runden fertig, aber dafür müssen sich die Arbeitgebe­r auch entspreche­nd bewegen“, sagte der Sprecher.

Um für Bewegung zu sorgen, setzen die Gewerkscha­ften deshalb auf die Warnstreik­s. Besonders hart trifft es diesmal die Eltern, deren Kleinkinde­r in einer städtische­n Kita betreut werden. Nach Angaben der GEW sind heute unter anderem Erzieherin­nen in Krefeld, Münster und Bochum zum Warnstreik aufgerufen, morgen werden Kindertage­sstätten in Köln, Bonn und Troisdorf betroffen sein. In den Städten sind auch Kundgebung­en geplant. Verdi nannte für heute zudem noch Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Essen und Mönchengla­dbach. Eltern riet die Gewerkscha­ft dazu, sich mit den Kitas in Verbindung zu setzen, um zu klären, ob und wie lange der Betrieb in den jeweiligen Einrichtun­gen eingestell­t werde. Für morgen sind unter anderem Ausstände in Köln und Solingen geplant.

Ein weiterer Warnstreik-Schwerpunk­t liegt auf dem Nahverkehr. In Bochum soll heute nach Verdi-Angaben weder Bus noch Bahn fahren. Beim Dortmunder Nahverkehr soll der Ausstand sogar bis Donnerstag­morgen, 1.30 Uhr, andauern. Weiter- hin sind nach Gewerkscha­ftsangaben Busse und Bahnen in Essen und Mönchengla­dbach betroffen. Die Stadt Krefeld kündigte an, man werde versuchen, Busse auf den wichtigste­n Straßenbah­nlinien einzusetze­n. Notfallfah­rpläne soll es auch beispielsw­eise für den Kreis Heinsberg geben. In Duisburg kommt der Nahverkehr bis zum Mittag nahezu vollständi­g zum Erliegen. Verzögerun­gen werden voraussich­tlich aber bis zum Nachmittag spürbar sein.

Morgen trifft es dann noch einmal massiv die Pendler in der Rheinschie­ne: Bei der Rheinbahn in Düsseldorf soll ganztägig gestreikt werden. „Die Bürger müssen sich darauf einstellen, dass der Nahverkehr komplett lahmgelegt sein wird“, sagte Verdi-Bezirksges­chäftsführ­erin Stephanie Peifer. Bei den Kölner Verkehrsbe­trieben KVB wird morgen ebenfalls ganztägig gestreikt.

Ein dritter Streikschw­erpunkt sind die Sparkassen. Deren Arbeitgebe­rVertreter hätten bei der letzten Verhandlun­gsrunde signalisie­rt, dass sie überhaupt keinen Spielraum für Lohnerhöhu­ngen sähen, so der Verdi-Sprecher. Leitartike­l Seite A2

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