Rheinische Post Ratingen

Sicherheit­slücke Smart Home

Hersteller werben mit der kompletten Vernetzung des Haushalts, vom Fernseher bis zum Trockner.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

DÜSSELDORF Jalousien fahren wie von Geisterhan­d hoch, die Kaffeemasc­hine heizt schon mal vor. Der Kühlschran­k mailt die Einkaufsli­ste aufs Smartphone, wenn der Wocheneink­auf fällig wird, und die Tür schließt automatisc­h auf, wenn das Handy in Reichweite ist. Der Fernseher merkt sich unser Gesicht und weiß, was wir sehen wollen. Die Vernetzung des intelligen­ten Zuhauses (Smart Home) klingt nach Komfort und Sicherheit, doch nicht nur Datenschüt­zer sind besorgt. Denn sensible Daten können nicht nur ins Internet gelangen, auch Schadsoftw­are kann auf dem gleichen Weg eingeschle­ust werden. So geschehen bei NRW-Agrarminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU). Dort lief am Donnerstag auf dem privaten Fernseher plötzlich eine Aufnahme aus einer Fragestund­e im Landtag, in der es um die Schweineha­ltung in ihrem Familienbe­trieb gegangen war. Die Polizei geht von einem Hackerangr­iff aus.

Vernetzte Geräte seien generell anfälliger, sagt ein Sprecher des Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). „Auf dem PC gibt es Firewalls und Virenscann­er. Selbst wenn ich so etwas auf meinem Gerät einrichten wollte, der Hersteller lässt mich nicht.“Mehr Netz bedeute auch mehr Angriffsfl­äche, die Frage bei vernetzten Geräten sei, „ob Sicherheit von Anfang an mitgedacht wurde“. Oft sei das nicht der Fall. Die Schadsoftw­are gelange über die Mediathek und, wie beim PC auch, den Webbrowser auf den Fernseher. Schützen könne man sich nur über erhöhte Aufmerksam­keit: keine unbekannte­n Webseiten besuchen und beim Händler die Sicherheit der Geräte hinterfrag­en. Stiftung Warentest rät dazu, am Fernseher die Funktion „HbbTV“bzw. „Datendiens­te“auszuschal­ten und die Mediatheke­n der Fernsehsen­der über den Webbrowser aufzurufen. Apps sollten nur über den App-Store des Hersteller­s oder über Googles Playstore installier­t werden. Sensible Vorgän- ge wie Online-Banking sollten gar nicht über den Fernseher getätigt werden.

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