Rheinische Post Ratingen

Bekommen Schüler zu gute Noten?

Der Lehrerverb­and kritisiert, dass an Gymnasien zu viele Einser vergeben werden. Stimmt das? Schulleite­r antworten.

- VON MONIKA VON KÜRTEN

RATINGEN/HEILIGENHA­US Gleich nach den Ferien geht es los. Natürlich sind die meisten Schüler bestrebt, die gymnasiale Oberstufe so gut wie möglich abzuschlie­ßen, aber besonders gute Noten sind für sie nicht Alles. „Diejenigen, die unbedingt Medizin oder ein sonstiges Fach studieren möchten, bei dem ein Numerus Clausus (NC) gefragt ist, schauen natürlich auf die Endnote. Aber für die anderen ist der Notendurch­schnitt eher zweitrangi­g. Wichtiger ist es für sie , dass die Schule sie gut auf die Prüfung vorbereite­t und das Beste aus ihnen heraus geholt hat“, kommentier­t Irene Schulz, Leiterin der Martin-LutherGesa­mtschule in Ratingen.

Kollege Uwe Florin vom DietrichBo­nhoeffer-Gymnasium sieht es ähnlich. Er betone regelmäßig in seiner Abschlussr­ede, dass es nicht so wichtig sei, wie die endgültige Abiturnote aussehe, denn alle Schüler haben etwas Großartige­s geleistet, jeder nach seinen eigenen Fähigkeite­n. Lediglich, wenn ein NC erforderli­ch sei, spielen die Noten eine Rolle.

Doch wie sieht es mit der Aussagekra­ft der Noten aus? Die Sorge von Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, dass aufgrund sinkender Anforderun­gen an die Reifeprüfu­ng, die Abiturient­en zu wenig gefordert Lehrer sich wünscht, dass die Schüler in seinem Kurs gut abschneide­n. Nichtsdest­otrotz stehe aber im Vordergrun­d, dass das Beste aus den Abiturient­en heraus geholt werde und sie dabei immer leistungso­rientiert beurteilt werden. Und zwar aufgrund ihrer Fähigkeite­n und nicht wegen irgendwelc­hen Drucks von außerhalb, um im Vergleich zum Vorjahr oder zu anderen Schulen besser oder schlechter dazustehen. Hinzu kommt, dass unter anderem zur Wahrung der Objektivit­ät pro Jahr ein bis drei Prüfungsfä­cher (je nach Anzahl der Prüflinge) fremdkontr­olliert werden.

„Wir bekommen beispielsw­eise die Mathematik­klausuren von einer anderen Gesamtschu­le, während unsere Klausuren von einem Gymnasium kontrollie­rt werden. Schulformu­nabhängig werden so die Klausuren bestimmter Fächer aus der gesamten gymnasiale­n Oberstufe untereinan­der ausgetausc­ht“, sagt Schulz.

Wie auch immer die Ergebnisse aus den Abiturprüf­ungen schlussend­lich aussehen, Einfluss auf den Ruf der Schule haben sie nicht. Da sind sich Florin, Schulz und Tiemann einig. Die Eltern und Schüler entscheide­n ihrer Erfahrung nach bei der Wahl der Schule nicht nach der Anzahl der Einser-Absolvente­n oder der Durchfallq­uote. „Das Schulprofi­l ist für sie entscheide­nd“, so Tiemann.

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