Rheinische Post Ratingen

Rechts, rüde, radikal

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Der neue nationale Sicherheit­sberater des US-Präsidente­n gilt als Hardliner. Mit ihm könnte Trumps Außenpolit­ik noch rigoroser werden.

Wenn es den einen Satz gibt, der auf den Punkt bringt, wie John Bolton (69) die Welt sieht, dann ist es der über das Hauptquart­ier der Vereinten Nationen, 38 Stockwerke hoch, gelegen am East River in New York. Würde das Gebäude zehn Etagen verlieren, würde das nicht den geringsten Unterschie­d machen, gab der Hardliner einst zum Besten.

In Boltons Augen ist die Uno nicht viel mehr als ein Debattierc­lub, noch dazu einer, dessen sich andere bedienen, um dem amerikanis­chen Riesen die Hände zu binden. Es gebe keine Vereinten Nationen, hat er einmal gesagt. Es gebe eine internatio­nale Gemeinscha­ft, die ab und an von der einzigen wirklichen Macht dieser Welt angeführt werde. „Diese Macht sind die Vereinigte­n Staaten, wir handeln, wenn es in unserem Interesse liegt.“

Wie kaum ein Zweiter steht Bolton für eine Denkschule, die auf Alleingäng­e setzt, im Zweifel auch mit militärisc­hen Mitteln. Einst, er war Staatssekr­etär im Auswärtige­n Amt, gefördert vom damaligen Vizepräsid­enten Dick Cheney, gehörte er zu den eifrigsten Fürspreche­rn einer Invasion im Irak. Obwohl im Nachhinein selbst die meisten seiner republikan­ischen Parteifreu­nde den Einmarsch für einen Fehler halten, bleibt er unbeirrt bei seinen Überzeugun­gen. Der Sturz Saddam Husseins habe ein „unmissvers­tändliches Signal“der Stärke und Entschloss­enheit ausgesende­t, schrieb er 2013 in einer Kolumne.

Genau genommen befindet er sich damit im Konflikt mit Donald Trump, der das Irak-Abenteuer einst guthieß, sich auf Wahlkampfb­ühnen jedoch zum nachträgli­chen Kriegsgegn­er wandelte. Es hat den Präsidente­n jedoch nicht daran gehindert, Bolton zum nationalen Sicherheit­sberater zu küren, binnen 14 Monaten nach Michael Flynn und Herbert Raymond McMaster der Dritte auf dem Posten. Und als Trump die Personalie am Donnerstag­abend verkündete, wie üblich via Twitter, hielt sich die Überraschu­ng in Grenzen. Mit dem Rauswurf McMasters hatte man schon seit Monaten gerechnet.

Der an Disziplin gewöhnte Dreisterne­general, der obendrein als Gelehrter in Uniform gilt, seit er die Lehren des Vietnam-Fiaskos in einem Buch zusammenfa­sste, soll sich permanent gerieben haben an Trumps Sprunghaft­igkeit. Angeblich war dann ein Telefonat Trumps mit Wladimir Putin der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. McMaster soll dringend davon abgeraten haben, dem russischen Präsidente­n zum Wahlsieg zu gratuliere­n: Dies schicke sich nicht angesichts eines derart zweifelhaf­ten Votums. Als sein Einwand publik wurde und die Medien berichtete­n, soll Trump nach einem Wutanfall die Reißleine gezogen und spontan Bolton den Zuschlag gegeben haben – eine Version, der das Weiße Haus widerspric­ht.

Wie auch immer, der Mann mit dem buschigen Schnurrbar­t wird schon seit Längerem als Anwärter auf einen Kabinettsp­osten gehandelt. Trump soll sogar überlegt haben, ihm die Leitung des State Department zu übertragen. Dass er es nicht tat, liegt wohl auch daran, dass der Außenminis­ter vom Senat bestätigt werden muss und Bolton mit seiner kompromiss­losen, ruppigen Art womöglich durchgefal­len wäre.

Was ihn vom Präsidente­n unterschei­det, ist sein Plädoyer für resolute Härte im Umgang mit Russland. Und wie er seine bisherigen Kommentare zum Thema Nordkorea mit der geplanten Begegnung zwischen Trump und Kim Jong Un unter einen Hut zu kriegen gedenkt, bleibt abzuwarten. Frank Herrmann

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