Oscar-Gewinner jetzt auf DVD
Film Marina und Orlando sind ein glückliches Paar. Sie arbeitet als Kellnerin, tritt als Sängerin auf und hat den älteren Orlando, der ein Textilunternehmen leitet, verzaubert. Für Marina hat er seine Familie verlassen, dass seine Lebensgefährtin eine Transgender-Frau ist, macht die Sache nicht leichter. Doch dann geschieht die Katastrophe: Orlando stirbt – und Orlandos Familie wittert die Chance, den letzten Lebensabschnitt des Familienoberhaupts vergessen zu machen. So beginnt für Marina nicht nur eine Zeit, in der sie mit ihrer Trauer fertig werden muss. Sie muss für ihr Recht kämpfen, überhaupt um ihren Geliebten trauern zu dürfen. Der Chilene Sebastián Lelio hat seinen Spielfilm während eines Stipendiumaufenthalts in Berlin entwickelt – und gerade den Auslandsoscar für sein feinfühliges Drama gewonnen. Daniela Vega ist eine großartige Hauptdarstellerin, die dem Film seine stille, rebellische Kraft gibt.
Dorothee Krings „Eine fantastische Frau“, Chile/USA/ Deutschland/ Spanien 2017, Laufzeit 104 Min. auf Spanisch mit deutschen Untertiteln nen, sie würden unabhängig voneinander das Neue suchen und finden, und man meint das hier bereits zu spüren. Sie mischen Standards der 1940er und 50er Jahre mit offeneren Komposition. „On Green Dolphin Street“steht neben „So What“. Und der größte Moment ist jener in Paris, als Coltrane in „So What“sein Solo beginnt. Davis soll, so steht es im ausführlichen Booklet, bei der Gelegenheit wie stets die Bühne verlassen haben. Und so zersägt Coltrane die Komposition alleine. Er spielt mehrere Noten zugleich, rau und frei, und er ist eine Wucht. Er lässt sich forttragen, und man hört schon Spuren des Stücks „Impressions“, an dem er damals arbeitete und das er erst 1962 veröffentlichte. „Darf man so spielen?“, werden Jazz-Magazine später fragen. Das Publikum raunt; man kann unmittelbar nachvollziehen, wie die Leute da gerade Unerhörtes erleben.
Auf dieser Tournee begann die Zukunft, und sie klingt verflixt gut.
Philipp Holstein