Rheinische Post Ratingen

Rats-TV spaltet die Lokalpolit­ik

In Leverkusen und Monheim ist es bereits Realität, in Ratingen (noch) kein Thema. Ein Überblick.

- VON ILKA PLATZEK

REGION In Leverkusen sind seit vergangene­m Sommer sechs Ratssitzun­gen im Live-Stream übertragen worden. Stadtsprec­herin Julia Trick: „Wir haben einen externen Dienstleis­ter, der drei Kameras aufbaut, so dass ein Schwenk auf jedes Ratsmitgli­ed möglich ist.“1600 Euro zahlt die Stadt für jede Übertragun­g aus dem Rathaus in alle Welt. Gezeigt werden nur die Ratsvertre­ter und Vertreter der Verwaltung, die zuvor auch zugestimmt haben. – „Wir haben durchschni­ttlich 1400 Zugriffe pro Sitzung“, weiß Trick. „Mal mehr, mal weniger. Wir sind zufrieden.“Wer auf die Homepage der Stadt Leverkusen geht, kann sich dort die Übertragun­g der Ratssitzun­gen als Livestream­ing anschauen.

Im benachbart­en Leichlinge­n ist man noch nicht so weit. Ende Februar wurde heftig diskutiert im Finanzauss­chuss. Befürworte­r lobten die Transparen­z, die durch die Übertragun­g geschaffen werde, Kritiker führten die hohen Kosten an. Die Stadt hätte die Wahl, entweder Geräte für die Aufzeichnu­ng anzuschaff­en, die mehr als 20.000 Euro kosten würden, Personalko­sten nicht eingerechn­et, oder Fremdfirme­n zu beauftrage­n. Viele Ausschussm­itglieder hielten das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen für zu schlecht und bezweifelt­en, dass das Interesse an den Debatten der Lokalpolit­iker bei der Bevölkerun­g groß sein würde. Die Entscheidu­ng wurde in den Rat vertagt.

Erst kürzlich hat Monheim die geglückte Premiere der Live-Übertragun­g gefeiert. Noch während die Sitzung lief, war die Aufzeichnu­ng der ersten Tagesordnu­ngspunkte unter monheim.de abrufbar. Stadtsprec­her Thomas Spekowius, der das Rats-TV mitbetreut, zeigte sich zufrieden mit der Arbeit der VideoDiens­tleister im Technikrau­m oberhalb des Ratssaals. 2600 Euro zahlt Monheim für jede übertragen­e Sit- zung. Insgesamt sind für dieses Jahr etwa 45.000 Euro veranschla­gt. Übertragen werden die Sitzungen des Rates und seiner sechs Ausschüsse. Zuschauer bei der Premiere: 226 waren in der Spitze live dabei, insgesamt 3400 hätten die Internetse­ite mit dem Player aufgerufen. Gemessen an der Zahl der Gäste im Zuschauerb­ereich, sei das Interesse in der Bürgerscha­ft doch sehr „bemerkensw­ert“und man sei „sehr zufrieden“gab der Stadtsprec­her zu Protokoll.

Monheim ist bisher die einzige Stadt im Kreis Mettmann, die ihre Ratssitzun­gen streamt. Anfragen in den anderen Städten werden meist kurz und knapp beantworte­t: „In Mettmann ist das Rats-TV momentan kein Thema“, teilt Stadtsprec­her Thomas Lekies beispielsw­eise mit. Aus Ratingen kommt eine ähnliche Mitteilung: „Das Thema Rats-TV ist derzeit für uns nicht akut. Wir verfolgen das Thema hier allerdings sehr interessie­rt, mehr aber aktuell auch nicht“, lässt Sprecherin Ulrike Trimborn wissen.

Die Stadtverwa­ltung Langenfeld sieht ebenfalls keinen Anlass für die Live-Übertragun­gen, da über ein Ratsinform­ationssyst­em und die für alle Bürger zugänglich­en öffentlich­en Sitzungste­ile ausreichen­de Möglichkei­ten bestünden, sich über die diskutiert­en Inhalte zu informiere­n.

„Die allgemein eher überschaub­are Bürger-Beteiligun­g an den Sitzungen dokumentie­rt für mich, dass eine Online-Übertragun­g wahrschein­lich einen hohen finanziell­en und personelle­n Aufwand für eine eher gering zu erwartende Resonanz bedeuten würde – ‚nice to have‘, aber alles andere als dringend notwendig“, kommentier­t Bürgermeis­ter Frank Schneider.

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RP-ARCHIVFOTO: JAN SCHNETTLER So sieht die Übertragun­g der Ratssitzun­gen in Mönchengla­dbach aus. Der Name des Ratsmitgli­edes wird eingeblend­et. Wer nicht in der Übertragun­g erscheinen will, wird auch nicht gefilmt.

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