„Der jetzige Islam wird nie zu Deutschland gehören“
Der CSU-Generalsekretär gilt anders als seine Vorgänger nicht als Scharfmacher. Im Interview spricht er über Islam und Integration.
Herr Blume, die CSU ist ein gutes Stück vom Ziel der absoluten Mehrheit in Bayern entfernt. Warum zieht der neue Frontmann Markus Söder nicht richtig?
BLUME Ihre Wahrnehmung ist falsch. Wir waren bei der Bundestagswahl deutlich unter 40 Prozent. In der Phase des Übergangs von Horst Seehofer zu Markus Söder teilweise bei 37 Prozent. Jetzt erreichen wir wieder Zustimmungswerte von 43 Prozent und mehr.
Die CSU sagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Die Bundeskanzlerin hat in ihrer ersten Regierungserklärung der neuen Amtszeit genau das Gegenteil gesagt. Was gilt?
BLUME Es kann nur zu Deutschland gehören, was dieses Land auch geprägt hat. Das trifft auf den Islam nicht zu. Er ist nicht Teil unserer christlich-abendländischen Kultur. Deshalb war es für mich auch ein Akt von Selbstvergewisserung, dass Horst Seehofer gesagt hat, was nötig war: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Immer verbunden mit dem Hinweis, dass Muslime selbstverständlich zu diesem Land gehören.
Kann der Islam in Zukunft zu Deutschland gehören?
BLUME Die Frage ist doch: Unter welchen Voraussetzungen ist der Islam in Deutschland denkbar – in unserer freiheitlichen Gesellschaft und liberalen Demokratie? Dazu braucht der Islam ein Konzept der Aufklärung, der Europäisierung, der Liberalisierung mit allem, was dazugehört: Toleranz gegenüber anderen Religionen und Andersdenkenden, entschiedene Ablehnung von Antisemitismus, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Unterscheidung von Staat und Religion. In seiner heutigen Form wird der Islam nie zu Deutschland gehören.
Wie viel Integration sollte man Zuwanderern abverlangen?
BLUME Wer bei uns lebt, muss sich integrieren und an unsere Spielregeln halten. Integration heißt nicht Beliebigkeit. Integration ist zwingend und hat eine Richtung: zu unserer Leitkultur. Wir leben in einem Zeitalter gravierender Veränderungen, da braucht es klare Ordnungskonzepte. Die grassierende Selbstverleugnung unserer christlichabendländischen Wurzeln halte ich für gefährlich. Sie sendet falsche Signale auch an diejenigen, die sich bei uns gerne integrieren wollen. Darf im Kindergarten noch Osterbasteln stattfinden. oder muss es besser Frühjahrsbasteln genannt werden? Diese Debatte wird meist von übertoleranten Deutschen geführt, die mit der Religion schon immer auf Kriegsfuß standen. Kreuze ab, Schweinefleisch vom Speiseplan – das ist doch absurd. Da wünsche ich mir auch eine klare Positionierung der Kirchen.
Warum stehen Teile von CDU und CSU auf der Bremse, wenn es um die Einführung eines gemeinsamen Europäischen Währungsfonds geht?
BLUME Ein neuer Aufbruch für Europa kann doch nicht einfach neues Geld bedeuten. Europa muss effizienter und besser werden, nicht teurer. Klar ist: Wir müssen den Kurs der Stabilitätsunion beibehalten, das heißt: keine Transferunion, keinen europäischen Finanzminister, keine neuen Fonds und auch keine europäische Arbeitslosenversicherung. Wir müssen aufpassen: Macron spricht zwar von mehr Europa, denkt aber auch an Frankreich zuerst. Es darf keine Schieflagen zulasten Deutschlands bei Interessen in Europa geben. K. DUNZ, H. MÖHLE UND E. QUADBECK FÜHRTEN DAS INTERVIEW.