Dieser Blödsinn lässt manchen fassungslos zurück
Ein richtiges Stück ist das nicht. Eher eine Abfolge von Szenen, die urplötzlich umschwenken und zunächst keinerlei Zusammenhang erkennen lassen. „Die wollen nur spielen“wird vollmundig als „philosophisch-theaterwissenschaftlichtheologisch-dialogische Spurensuche von Jürgen von der Lippe“angekündigt. In Wahrheit schwappt blühender Blödsinn über die Bühne. An ihm scheiden sich im „Theater an der Kö“die Geister.
Bei der Premiere lacht sich ein Teil des Publikums scheckig, während der andere das Geschehen distan- ziert bis fassungslos verfolgt. Durchweg zu loben sind die drei Schauspieler Astrid Kohrs, Nina Vorbrodt und Thomas M. Held. Sie schmeißen sich bravourös ins Zeug, versuchen mit komödiantischer Kraft und viel Schwung, die dünnen Texte und platten Witze des Meisters mit Leben zu erfüllen. Und Jürgen von der Lippe? Der spielt nicht. Der ist ganz einfach Jürgen von der Lippe. Dessen Hang zu schlüpfrigem Humor muss man dringend mögen, um an diesem Abend sein Vergnügen zu haben. Viele tun das und werden von dem Komödianten und seiner munteren Schar dann auch ordentlich bedient.
Anfangs tritt Jürgen von der Lippe in einer psychiatrischen Praxis als berlinernder Gott auf, plappert unentwegt vor sich hin über Himmel und Hölle. Danach wird er als reicher Mann mit Theaterfimmel vorgestellt. Zwei Schauspieler, Mara und Paul, dürfen seine Villa bewohnen und müssen dafür seine dürftigen selbstgeschriebenen Einakter aufführen. Ihre Rebellion gegen den Quark verpufft, schon wieder wird ein neues Stück erstellt, in dem es um Adam und Eva geht.
Mit der robusten Lara gesellt sich ein Vollweib dazu: „Ich bin promisk, nymphoman und Vegetarierin.“Hinfort sind Sex und Wurstbrote das zentrale Thema. Flott werden die Mädels untereinander getauscht. Wenn von der Lippe als Gottlieb bei der Liebe versagt, ist er in der „Nudelkrise“, die hier „Panne di Penne“heißt.
Die Handlung holpert nicht nur, sie ist abstrus. Das darf sie natürlich auch sein bei einem Schwank. Doch hier wird allzu deutlich, dass kein versierter Autor mit Gespür für dramaturgische Raffinessen am Werk war. Als ansonsten feinsinniger Kenner von Literatur müsste Jürgen von der Lippe das eigentlich auch erkennen. War die Verlockung zu groß, sich mit einem eigenen Stück Theaterruhm zu verschaffen?
Mit Regisseur Axel Beyer hat Jürgen von der Lippe sein Werk nach der Uraufführung 2013 noch einmal neu bearbeitet und war damit zuletzt auch erfolgreich. Sofern das Düsseldorfer Aufgebot an Jürgenvon-der-Lippe-Fans stark genug ist, dürfte dies im „Theater an der Kö“ebenfalls gelingen und als harmlosleichter Sommerspaß durchgewunken werden.
Trotz des vielen Gelächters blieb der Beifall bei der Premiere relativ verhalten. Info „Die wollen nur spielen“wird bis 17. Juni aufgeführt. Karten: Tel. 322333, www.theateranderkoe.de