Rheinische Post Ratingen

Schüler sprechen mit Zeitzeugen

Die Terroransc­hläge vom 11. September 2001 sind noch immer im Gedächtnis. Ein Projekt arbeitet die Geschehnis­se auf.

- VON MONIKA VON KÜRTEN

RATINGEN Für die derzeitige Schülergen­eration ist dies Geschichte – etwas, was sie nur aus Erzählunge­n, Büchern und Reportagen kennen. 13 Schülerinn­en und Schüler der Jahrgangss­tufen acht und neun der Käthe-Kollwitz-Realschule am Standort Lintorf (KKS) wollten mehr wissen. Sie haben sich freiwillig für ein Gemeinscha­ftsprojekt mit dem Lintorfer Heimatvere­in (VLH) gemeldet und die Gelegenhei­t ergriffen, mit Zeitzeugen von damals über das Thema zu reden.

Die Initiative zu diesem Projekt ging vom Heimatvere­in aus. „Für den 11. September 2018 hatten wir einen Vortrag geplant. An solch ei- Sabine Münz Lehrerin für Deutsch und Geschichte nem Tag mit denkwürdig­en Ereignisse­n mit enormen weltbewege­nden Folgen wollten wir aber etwas ganz Besonderes bieten“, sagte Walburga Fleermann-Dörrenberg vom VLH. Sie sprach die Realschule an, da eine Intensivie­rung der Kontakte zu den ortsansäss­igen Schulen angestrebt wird, und sie fragte nach, ob Interesse an einem Gemeinscha­ftsprojekt bestehe.

Geplant sei, dass die Schüler Interviews mit Zeitzeugen führen. Die dabei erhaltenen Informatio­nen sollen dann von ihnen in der Schule zu einer Präsentati­on verarbeite­t werden, die am 11. September im ehemaligen Sitzungssa­al des alten Lintorfer Rathauses als Vortrag des VLH vorgestell­t wird. In der Realschule fand der Vorschlag sofort Zustimmung. „Es ist eine Möglichkei­t, Geschichte einmal greifbarer zu machen und zwar außerhalb des regulären Schulunter­richts, mit Spaß und ohne Notendruck“, meinte Deutsch- und Geschichts­lehrerin Sabine Münz. Zu Beginn wurden die teilnehmen­den Schüler in einem Workshop auf das Thema vorbereite­t.

Unterstütz­t wurde Münz dabei von Sylvia Kleimann vom VLH. Dann trafen sich die Schüler mit den Zeitzeugen, die sich auf einen Aufruf des Heimatvere­ines hin gemeldet hatten. Sie erfuhren nun aus erster Hand, was damals wirklich geschehen war und was die Leute gedacht und gefühlt hatten. Eine Mutter erzählte von den Sorgen um ihren Sohn, der zu dem Zeitpunkt an der Ostküste an einem Schüleraus­tausch teilgenomm­en hatte, eine Frau erzählte von ihren ge- meinsamen Erlebnisse­n mit einer Amerikaner­in, die am 11. September bei ihr in Lintorf zu Besuch war. Ein anderer Zeuge berichtete von seinen Freunden in New York und wie er bei späteren Besuchen in der US-Metropole die Aufräumarb­eiten am „Ground Zero“verfolgte. „Die Schüler lernen hier nebenbei auch, zu hinterfrag­en, woher Informatio­nen kommen und ob sie vertrauens­würdig sind“, erzählte Münz. Ein Schüler hatte beispielsw­eise im Internet in einem Film gesehen, dass es angeblich gar keine Flugzeuge gewesen seien, die in die Zwillingst­ürme des World Trade Centers geflogen waren. Zeitzeuge Michael Remmert konnte aber diese Meldung widerlegen.

Er hatte die Anschläge mit eigenen Augen gesehen, denn er war am 11. September als Journalist für die ARD in New York tätig. „Mir hat es viel Spaß gemacht, mit den Schülern zu arbeiten. Sie wurden pädagogisc­h sehr gut auf das Thema vorbereite­t und zeigten großes Interesse daran. Sie haben viele intelligen­te Fragen gestellt“, sagte er. Auch die Schüler waren mit großem Enthusiasm­us dabei. „Es war ganz anders als Unterricht in der Schule. Wir konnten uns viel intensiver mit dem Thema beschäftig­en, es wurde nicht nur so grob angerissen. Es war sehr interessan­t, aus erster Hand zu erfahren, was damals wirklich geschah. Ich selbst war da ja noch gar nicht auf der Welt gewesen“, meinte Neuntkläss­ler Kevin. Neben dem Vortrag beim Heimatvere­in werden die Projekterg­ebnisse übrigens auch beim Tag der offenen Tür am Ende dieses Jahres in der Schule vorgestell­t.

„Es ist eine Möglichkei­t, Geschichte greifbarer zu machen“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Michael Remmert war am 11. September 2001 in New York. Der Journalist, der für die ARD dort tätig war, hatte die Anschläge mit eigenen Augen gesehen. Nun sprach er mit Schülern über seine Erlebnisse.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Michael Remmert war am 11. September 2001 in New York. Der Journalist, der für die ARD dort tätig war, hatte die Anschläge mit eigenen Augen gesehen. Nun sprach er mit Schülern über seine Erlebnisse.

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