Rheinische Post Ratingen

Die Landesgrup­pe Nordrhein-Westfalen liegt in der Sachfrage eher auf Linie der CSU

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Die wichtigste und größte Landesgrup­pe der CDU im Bundestag, die aus Nordrhein-Westfalen, hält es sich offen, ob Bundeskanz­lerin Angela Merkel für ihre Flüchtling­spolitik weiterhin Rückendeck­ung bekommt. Auf eine entspreche­nde schriftlic­he Anfrage unserer Redaktion reagierten lediglich zehn von 42 Abgeordnet­en, wovon einige erklärten, an der Umfrage nicht teilnehmen zu wollen.

Unter ihnen ist auch Gesundheit­sminister Jens Spahn, der am vergangene­n Donnerstag eine gemeinsame Abstimmung der CDU/ CSU-Fraktion über die Asylpoliti­k hatte herbeiführ­en wollen. Damit war er allerdings bei den CDU-Abgeordnet­en gescheiter­t. Sie verhindert­en die Abstimmung, die gegen Merkel hätte ausgehen können.

Die Frage unserer Redaktion lautete: „Sollte Deutschlan­d künftig an der Grenze in einem anderen EULand registrier­te Flüchtling­e zurückweis­en, wenn eine europäisch­e Lösung nicht bis Ende Juni gelingen sollte?“Eine Wenn-dann-Frage, der Politiker gerne ausweichen. Dass die Wahrschein­lichkeit hoch ist, diese Frage am 1. Juli beantworte­n zu müssen, bestreitet wiederum kaum jemand.

In der CSU wird die Frage nach den Zurückweis­ungen auch ohne europäisch­e Lösung mit einem eindeutige­n Ja beantworte­t. Die Kanzlerin ihrerseits hatte am Montag erklärt, dass es in dieser Frage „keinen Automatism­us“gebe. Einige CDU-Ab- geordnete schlossen sich der Haltung der Bundeskanz­lerin an. Nur eine Abgeordnet­e, Sylvia Pantel aus Düsseldorf, schickte ein klares „Ja“als Antwort. Sie ist also dafür, dass die von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) geplanten Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze dann auch ohne Einigung mit den europäisch­en Partnern umgesetzt werden. Klar dagegen sprach sich niemand aus.

Die Bundestags­abgeordnet­e Sabi- neWeiss begründete ihre Nicht-Teilnahme an der Umfrage mit dem Hinweis, dass ein klares Ja oder Nein „nur dem Populismus“Raum biete. Der Abgeordnet­e Jürgen Hardt verwies darauf, dass er den von Seehofer beabsichti­gten Masterplan Migration nicht kenne.

Die Stimmung in der nordrhein-westfälisc­hen CDU-Landesgrup­pe liegt dem Vernehmen nach in der Sachfrage eher auf Linie der CSU. Wobei durchaus die Hoffnung herrscht, man könne mehr Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze in eine europäisch­e Lösung integriere­n.

Dass sich die Mehrheit der Fraktion und auch der CDU-Landesgrup­pe trotz teils inhaltlich anderer Ansichten hinter die Kanzlerin stellt, wird auch dem Auftreten der Schwesterp­artei zugeschrie­ben. Die Schärfe ihrer Argumentat­ion setze die Schwesterp­artei CSU ins Unrecht, heißt es. Ob es so bleibt, dass sich die nordrhein-westfälisc­hen Abgeordnet­en hinter Merkel versammeln, ist offen. Die Mehrheit der Landesgrup­pe erwartet eher, dass sie sich in der Frage der Zurückweis­ungen bewege.

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