Oper zittert um die Bühnentechnik
Es drohen weitere Pannen, weil sich keine Firma für die Erneuerung findet. Die Oper versucht sich darauf einzustellen: Die Techniker pflegen die maroden Geräte – und Regisseure müssen auf Extras wie die Drehscheibe verzichten.
Die Rheinoper bangt um ihre Aufführungen in der kommenden Spielzeit. Weil sich keine geeignete Firma beworben hat, war die Erneuerung der Bühnentechnik verschoben worden – nun müssen die Techniker versuchen, die überalterten Geräte in Betrieb zu halten. Für Inszenierungen gelten Einschränkungen. Die Leitung drängt darauf, im Herbst eine neue Ausschreibung zu starten – damit sich wenigstens für Sommer 2019 eine Firma findet. „Wir müssen ein weiteres Jahr zittern“, so die Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown.
Betroffen ist die Steuerung für die Bühnenmaschinerie. Sie bewegt die 44 Züge, mit denen Licht und Dekoration hinabgelassen werden, und fünf Podien im Boden, die hochund runtergefahren und gekippt werden können – so lange die Steuerung nicht streikt: Kürzlich passierte das in einer Vorstellung des „Rigoletto“, die Sänger mussten vor dem Vorhang weiterspielen. Auch eine zwei Tage später folgende Aufführung von „Entführung aus dem Serail“musste dort stattfinden. Weitere „Havarien“, wie es in der Oper heißt, drohen. „Wir können das nicht vorhersehen“, sagt der technische Direktor Peter Krottenthaler. Unter Pannen leiden auch Proben und Aufbauarbeiten.
Die Technik ist elf Jahre alt und damit über der üblichen Lebensdauer. Die Politik hatte die Erneuerung für 2,5 Millionen Euro bereits befürwortet. Allerdings begann erst im Frühjahr die schließlich erfolglose Ausschreibung. Auch andere Technikbereiche machen Probleme: So muss etwa auch der Inspizient, der Leiter der Vorstellung, bangen: Kürzlich fielen Teile seiner Anlage aus. Im Sommer wird eine Übersicht zum Zustand von Technik und Gebäude erarbeitet.
Die 42 Mitarbeiter der Haustechnik improvisieren nun. Für den Inspizienten liegen Funkgeräte für den Notfall bereit, für die Steuerung hat man ein Paket mit Ersatzteilen. „Wir müssen von Fall zu Fall denken“, sagt Krottenthaler. Außerdem wird etwa darauf geachtet, dass der Steuerungskasten gut gekühlt bleibt. „Zum Glück sind unter unseren Leuten viele gute Tüftler“, sagt Geschäftsführerin Stampler-Brown. Was allen wichtig ist: Eine Gefahr für die Künstler besteht nicht.
Die Probleme betreffen auch die künstlerische Arbeit und setzen die Grenzen für neue Inszenierungen: Die Drehbühne darf nicht genutzt werden, auch die Bühnenwagen, die einen schnellen Wechsel des Büh- nenbilds erlauben, stehen nicht zur Verfügung. Die Stücke im Repertoire nutzen dagegen weiter die gesamte Technik – und werden daher zur Herausforderung, etwa „Madama Butterfly“, „Peter Grimes“oder der „Fliegende Holländer“.
Das Publikum hat bislang Verständnis gezeigt. Auch für die konzertanten Aufführungen gab es viel Applaus, betont Stampler-Brown. Die andere gute Nachricht: Auch wenn die nächste Spielzeit sogar um zwei Wochen verkürzt worden ist, um Zeit für die (dann doch nicht ausgeführten) Arbeiten zu lassen, bleibt die Zahl der Aufführungen mit rund 200 konstant. Zumindest, so lange die Technik nicht streikt. Kommentar Seite C2