Rheinische Post Ratingen

INFO So kommt Wasser von den Ruhrterras­sen

- VON PAUL KÖHNES UND ALEXANDRA RÜTTGEN

HEILIGENHA­US Einst titelte die bekannte Kölner Karnevalsb­and „Bläck Fööss“in einem Lied: „Dat Wasser vun Kölle es joot“. Das könnten die Heiligenha­user ebenfalls singen: Das Wasser von Heiligenha­us ist gut. Buchstäbli­ch. Die Stadtverwa­ltung hat jetzt ein Wasservers­orgungskon­zept vorgelegt. Dazu ist die Kommune, wie jede andere auch, verpflicht­et. Sie muss darin nachweisen, dass in der Stadt die Wasservers­orgung jetzt und für die Zukunft sicher gestellt ist. Reine Statistik? Nicht ganz. Die Zahlen, Daten und Fakten über das Trinkwasse­r sind gar nicht so trocken. Hier eine Auswahl.

Wer verbraucht das Wasser? Der Bericht macht die Rechnung auf: Wohnbau, Grün und Infrastruk­tur machen 22 Prozent des Stadtgebie­ts aus, Gewerbe- und Industrief­lächen fünf Prozent. Drumherum befinden sich 66 Prozent „Freiraum“– das sind land- und forstwirts­chaftliche Flächen sowie Gewässer. Sonstige Flächen (wie Straßen): sieben Prozent. Wer liefert das Wasser? Weiter Blick zurück: Der Rat der Gemeinde Heiligenha­us beschloss in seiner Sitzung am 1. Juni 1910 die Errichtung eines eigenständ­igen Wasserwerk­es. Die Inbetriebn­ahme des Wasserwerk­es in Heiligenha­us erfolgte am 1. April 1912. Die Menge des benötigten Wassers belief sich im Jahre 1912 bei einer Einwohnerz­ahl von 7500 Einwohnern auf 99.000 Kubikmeter. Zum Vergleich: Eine Badewanne üblicher Größe fasst etwa 0,2 Kubikmeter (=200 Liter). Das Rohrnetz hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gesamtläng­e von rund 8 km.

Wie hoch ist aktuell der Verbrauch? Gut 100 Jahre später liegt der jährliche Wasserbeda­rf für 27.000 Einwohner bei rund 1.500.000 Kubikmeter. Zur Verteilung werden dazu rund 190 Kilometer Wasserleit­ungen benötigt. Aufgrund seiner wasserwirt­schaftlich­geologisch günstigen Lage stehen hinreichen­de Wassermeng­en zur Verfügung, um die Versorgung der Bevölkerun­g mit einer Eigenförde­rung rund um das Heiligenha­user Vogelsangb­achtal sicherstel­len zu können. Dieses Gebiet ist mit massiven Kohlen-Kalkschich­ten durchzogen, die das durchsicke­rnde Oberfläche­nwasser bei kurzen Verweilzei­ten auf natürliche­m Wege reinigen. So entsteht ein hochwertig­es, aber relativ hartes Wasser, welches bis heute ohne zusätzlich­e Aufbereitu­ngsschritt­e in das Versorgung­ssystem eingespeis­t werden kann. Zur Förderung des Wassers werden aktuell zwei Brunnen betrieben. Die Fördererla­ubnis gestattet den Stadtwerke­n eine jährliche Förderung von bis zu 2.100.000 Kubikmeter. Die Anforderun­gen der Trinkwasse­rverordnun­g werden aktuell ohne aufwendige Aufberei- tung eingehalte­n. Zur Überwachun­g des Trinkwasse­rs finden regelmäßig Untersuchu­ngen durch das Gesundheit­samt statt.

Wie wird das Wasser weitergele­itet? Ergänzt und abgesicher­t wird die Wassergewi­nnungsanla­ge Heiligenha­us durch Anbindung an verschiede­ne das Stadtgebie­t Heiligenha­us kreuzende Transportl­eitungen der RWW zur Versorgung der Städte Ratingen, Velbert und Wülfrath. Die von RWW vorgehalte­nen Trinkwasse­raufbereit­ungsanlage­n und Transportl­eitungen verfügen über große Kapazitäte­n und werden derzeit primär als Notversorg­ung. Die Wasservers­orgung wird durch die Stadtwerke sichergest­ellt.

Wer garantiert für die Wasserqual­ität? Zur Überprüfun­g der Trinkwasse­rqualität erfolgen regelmäßig auf Basis eines festgelegt­en Probenahme­plans Trinkwasse­ranalysen. Das Gesundheit­samt könnte die Trinkwasse­rversorgun­g sofort stoppen und verfügen, auf andere Quellen umzusteige­n.

Getestet werden Wasserprob­en sowohl beim Lieferante­n RWW, als auch aus den Leitungen entnommene Proben.

Wie ist die Trinkwasse­rqualität in Heiligenha­us? „Die bis heute nicht erforderli­che Aufbereitu­ng spricht für die sehr gute Qualität des verfüg- Wo? RWW betreibt in Essen-Kettwig im Bereich der Ruhrterras­sen ein Wasserwerk, in dem vollaufber­eitetes Ruhrwasser versickert und nach einer Bodenpassa­ge als Trinkwasse­r gefördert wird. Wie? Die Wassergewi­nnungsfeld­er mit den Entnahme- und Versickeru­ngsanlagen wurden 2011 mit einer unterirdis­chen Dichtwand unter anderem aus Zement umschlosse­n. Dadurch wird der für die Trinkwasse­rgewinnung genutzte Bereich von unerwünsch­tem Fremdwasse­r geschützt. baren Rohrwasser­s“, heißt es in dem Bericht.

Was ist das wichtigste Ziel für die Zukunft?

Mit der Einrichtun­g eines Wasserschu­tzgebietes könnten die Gefahren von Einträgen auf die Wasserress­ourcen deutlich reduziert werden. Bereits vor mehreren Jahren hat die Bezirksreg­ierung Düsseldorf ein Verfahren zur Festlegung eines Wasserschu­tzgebietes eingeleite­t. Eine entspreche­nde Festlegung steht bis heute aus. Die Stadt wird darauf hinwirken, dass die Stadtwerke als Konzession­snehmer für die Wasservers­orgung weiterhin die Sicherheit der Versorgung und Einhaltung aller Vorschrift­en in den Fokus ihres Handelns stellen. Die Aufrechter­haltung der eigenen Wasservers­orgung ist dabei primäres Ziel.

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