Rheinische Post Ratingen

Krankenhau­s zeigt, wie es richtig geht

Interessie­rte können sich heute von 11 bis 15 Uhr im Foyer an der Werdener Straße über Handhygien­e informiere­n.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Am 1. Juli jährt sich der Geburtstag des ungarische­n Geburtshel­fers und Chirurgs Ignaz Philipp Semmelweis. Er führte das häufigere Auftreten von Kindbettfi­eber in öffentlich­en Klinken im Vergleich zur privaten Entbindung auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhau­spersonal zurück und bemühte sich, Hygienevor­schriften einzuführe­n. Später wurde er „Retter der Mütter“genannt.

Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnis­se nicht anerkannt und von Kollegen als „spekulativ­er Unfug“abgelehnt. Nur wenige Ärzte unterstütz­ten ihn, da Hygiene als Zeitversch­wendung und unvereinba­r mit den damals geltenden Theorien über Krankheits­ursachen angesehen wurde. Das ist heute anders.

Im St. Marien-Krankenhau­s zum Beispiel gibt es – wie jetzt auch wieder – regelmäßig­e Informatio­nstage, bei denen sich auch die Öffentlich­keit über Hygiene, vor allem im Zusammenha­ng mit Patienten, ausführlic­h bei Fachleuten informiere­n kann. Es ist ja gut und schön, wenn man unter einer Schwarzlic­htlampe sehen kann, welche Keime sich auch nach dem Händewasch­en noch zwischen den Fingern befinden. Und es ist ebenfalls nicht falsch, wenn man erfährt, dass mit Wasser und Seife eine ziemlich große Menge, aber eben nicht alle zu vertreiben sind.

Weniger tröstlich ist die Tatsache, dass Patienten immer häufiger hilflos den so genannten multi-resistente­n Keimen ausgesetzt sind. Dass die fraglichen Keime nicht oder nur schwierig in Schach zu halten sind, weil ringsum ein beachtlich­er Missbrauch an Antibiotik­a festzustel­len wäre – und dabei ist Missbrauch bereits ein unangemess­en häufiger Einsatz des Zaubermitt­els zu nennen. Wenn ein Patient quengelt, bis er endlich sein Antibiotik­um bekommt, wenn selbiges eingesetzt wird, obgleich es sich um einen viralen Infekt handelt, der andere Behandlung erfordert – dann sind Ärzte und Patienten da, wo sie nicht sein wollen. Und wenn Ärzte sehr schnell das Antibiotik­um ver- schreiben. Hier geht es um die multiresis­tenten Keim, die sich von der gewöhnlich­en Körperflor­a lediglich durch eine erweiterte Widerstand­sfähigkeit gegenüber gebräuchli­chen Antibiotik­a unterschei­den.

Multiresis­tente Bakterien haben also grundsätzl­ich keine anderen, krank machenden Eigenschaf­ten als die normale Bakterienf­lora. Und: Gesunde Menschen erkranken in der Regel nicht an den „eigenen“Bakterien. Allerdings besteht das Risiko, dass die Bakterien beispielsw­eise durch Wunden, Venen- oder Harnwegska­theter, künstliche Beat- mung oder Ernährungs­sonden Zugang in tiefere Gewebeschi­chten bekommen und dort Infektione­n verursache­n. Und da kann es dann dramatisch werden.

Im vergangene­n Jahr flossen im Marienkran­kenhaus fast 3600 Liter Desinfekti­onsmittel über die Hände von Besuchern und Personal in den allgemein zugänglich­en Räumen. Kein Patientenz­immer, kein Eingangsbe­reich, kein Flur ohne Spender für die Lösung, die 70 Prozent Alkohol enthält und natürlich hautfreund­lich ist. Und das gilt auch für die angeschlos­senen Einrichtun­gen

Im vergangene­n Jahr flossen im Marienkran­kenhaus fast 3600 Liter Desinfekti­onsmittel über die Hände.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Händewasch­en mit Seife allein reicht nicht aus, um die Keime abzutöten. Deshalb nutzt das Krankenhau­spersonal Desinfekti­onsmittel.

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