Krankenhaus zeigt, wie es richtig geht
Interessierte können sich heute von 11 bis 15 Uhr im Foyer an der Werdener Straße über Handhygiene informieren.
RATINGEN Am 1. Juli jährt sich der Geburtstag des ungarischen Geburtshelfers und Chirurgs Ignaz Philipp Semmelweis. Er führte das häufigere Auftreten von Kindbettfieber in öffentlichen Klinken im Vergleich zur privaten Entbindung auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen. Später wurde er „Retter der Mütter“genannt.
Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnisse nicht anerkannt und von Kollegen als „spekulativer Unfug“abgelehnt. Nur wenige Ärzte unterstützten ihn, da Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde. Das ist heute anders.
Im St. Marien-Krankenhaus zum Beispiel gibt es – wie jetzt auch wieder – regelmäßige Informationstage, bei denen sich auch die Öffentlichkeit über Hygiene, vor allem im Zusammenhang mit Patienten, ausführlich bei Fachleuten informieren kann. Es ist ja gut und schön, wenn man unter einer Schwarzlichtlampe sehen kann, welche Keime sich auch nach dem Händewaschen noch zwischen den Fingern befinden. Und es ist ebenfalls nicht falsch, wenn man erfährt, dass mit Wasser und Seife eine ziemlich große Menge, aber eben nicht alle zu vertreiben sind.
Weniger tröstlich ist die Tatsache, dass Patienten immer häufiger hilflos den so genannten multi-resistenten Keimen ausgesetzt sind. Dass die fraglichen Keime nicht oder nur schwierig in Schach zu halten sind, weil ringsum ein beachtlicher Missbrauch an Antibiotika festzustellen wäre – und dabei ist Missbrauch bereits ein unangemessen häufiger Einsatz des Zaubermittels zu nennen. Wenn ein Patient quengelt, bis er endlich sein Antibiotikum bekommt, wenn selbiges eingesetzt wird, obgleich es sich um einen viralen Infekt handelt, der andere Behandlung erfordert – dann sind Ärzte und Patienten da, wo sie nicht sein wollen. Und wenn Ärzte sehr schnell das Antibiotikum ver- schreiben. Hier geht es um die multiresistenten Keim, die sich von der gewöhnlichen Körperflora lediglich durch eine erweiterte Widerstandsfähigkeit gegenüber gebräuchlichen Antibiotika unterscheiden.
Multiresistente Bakterien haben also grundsätzlich keine anderen, krank machenden Eigenschaften als die normale Bakterienflora. Und: Gesunde Menschen erkranken in der Regel nicht an den „eigenen“Bakterien. Allerdings besteht das Risiko, dass die Bakterien beispielsweise durch Wunden, Venen- oder Harnwegskatheter, künstliche Beat- mung oder Ernährungssonden Zugang in tiefere Gewebeschichten bekommen und dort Infektionen verursachen. Und da kann es dann dramatisch werden.
Im vergangenen Jahr flossen im Marienkrankenhaus fast 3600 Liter Desinfektionsmittel über die Hände von Besuchern und Personal in den allgemein zugänglichen Räumen. Kein Patientenzimmer, kein Eingangsbereich, kein Flur ohne Spender für die Lösung, die 70 Prozent Alkohol enthält und natürlich hautfreundlich ist. Und das gilt auch für die angeschlossenen Einrichtungen
Im vergangenen Jahr flossen im Marienkrankenhaus fast 3600 Liter Desinfektionsmittel über die Hände.