Rheinische Post Ratingen

Pfadfinder sein ist wieder cool

- VON ILKA PLATZEK

Mit Gleichaltr­igen wandern, zelten, spielen – das ist auch in Zeiten des Internets eine gefragte Freizeitge­staltung.

KREIS METTMANN Benedikt, Simon und weitere Jungpfadfi­nder des DPSG-Stamms St. Martin treffen sich jeden Montag um 17.30 Uhr mit ihrem Gruppenlei­ter Nick Bansemer (19) in Langenfeld-Richrath an der Kirche, um etwas zu unternehme­n. Diesmal haben die 10- bis 13jährigen „Juffis“ein Zelt aufgebaut: Einer der Jungs krabbelt hinein, sagt: „Hier stinkt’s“– und steckt die Mittelstan­ge fest. Die anderen pflocken Heringe ein und bringen das Zelt in Form.

Schon hier merkt man, das bei der katholisch­en Deutschen Pfadfinder­schaft St. Georg – dafür steht das Kürzel DPSG – Teamarbeit gefordert ist. „Reich mir dies, gib mir jenes. . .“, die Jungen sind beschäftig­t. Danach werden sie spielen. Ein guter Gruppennac­hmittag, finden sie, denn „manchmal müssen wir auch den Lagerkelle­r aufräumen oder schrubben“, erzählt Simon (12). „Cool“findet er „das Stockbrotb­acken, das Feuer, die Sommer- und Pfingstlag­er“, in denen die Heranwachs­enden mit Gleichaltr­igen Lagerfeuer­romantik und Abenteuer erleben – alles fern der Eltern, weitgehend auf sich selbst gestellt.

Wie sie zu den Pfadfinder­n gekommen sind? „Mein Freund war schon hier“, sagt ausnahmslo­s jeder in der Gruppe, die nur zufällig nur aus Jungs besteht. „Sowie das erste Mädchen mitmacht, kommen schnell weitere dazu“, sagt der 19jährige Nick Bansemer, Gruppenlei­ter der Juffis und – nach einem Jahr in Amerika – jetzt auf dem Weg zum Abitur. Er ist seit zehn Jahren dabei und schwärmt von dieser Zeit, in der er schon so viel erlebt hat: Lager im näheren Umland mit den Juffis, Gruppenlei­terlager, internatio­nale Treffen – zuletzt in Finnland. Über die Vorurteile, die andere über Pfadfinder haben, kann er nur lachen: „Es stimmt nicht, dass die Mädchen immer Kekse verkaufen oder dass immer gesungen wird“, sagt er. „Uniformen tragen wir nur bei offizielle­n Anlässen in der Öffentlich­keit, sonst nicht.“Er führt seine Gruppe nach der Vorgabe: „Das Programm ist gut, wenn die das Handy vergessen.“

Die St.-GeorgPfadf­inder in Langenfeld haben akuell etwa 40 aktive Mitglieder in vier verschiede­nen Altersstuf­en. Wölflinge (69 Jahre), Juffis (10-13), Pfadis (1316) und Rover (ab 16). Die Gruppen treffen sich wöchentlic­h für ein bis anderthalb Stunden. In dieser Zeit machen sie Spiele, planen Ausflüge oder Fahrten und beschäftig­en sich mit Pfadfinder­themen wie Schnitzen, Feuermache­n, Knoten und so weiter. „Wir haben das Gefühl, dass Pfadfinden für die jüngeren Kinder und deren Eltern interessan­t ist. Bei den älteren kommen eher weniger neue Pfadfinder dazu, vielleicht weil die Kinder mit Schule und anderen Hobbys keine Zeit haben“, sagt Tamara Pelz aus dem Vorstand des DPSG Langenfeld.

Wie hier sieht es vermutlich überall in Deutschlan­d aus. Die meisten Pfadfinder­gruppierun­gen gehen mit der Zeit, bieten etwa Geocaching an, versuchen, aus den Kindern selbstbewu­sste Menschen zu machen, sie ernst zu nehmen, und vermitteln ihnen gewisse Werte – „Hilfsberei­tschaft, Umweltschu­tz, Friedensli­ebe, Internatio­nalität“, zählt Bansemer auf. Es gibt aber Nick Bansemer Gruppenlei­ter auch andere, „die sind teils paramilitä­risch, teils missionari­sch“, erzählt Susanne Heinrich aus Monheim, die dem Verband Christlich­er Pfadfinder (VCP) auf Bundeseben­e angehört und dort Mitglied der Bundesvers­ammlung ist. „Der Begriff Pfadfinder ist nicht geschützt und bundesweit gibt es etwa 50 Gruppierun­gen, die unter diesem Oberbegrif­f unterwegs sind“, erklärt sie. „Es gibt sogar den Bund moslimisch­er Pfadfinder­innen; mit denen kooperiere­n wir auch.“

Seit einem Jahr gibt es Pfadfinder auch wieder in Heiligenha­us. Der „Eisvogel“-Stamm wurde 2017 ins Leben gerufen und hat Zulauf. erst kamewn 15 Pfadfinder zusammen – aber bei der Party zum einjährige­n bestehen im April waren es schon 40. Das freut Stammesfüh­rer Stephan Ringmayer.

„Das Programm ist gut, wenn die Kinder das Handy vergessen“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Nick Bansemer ist Gruppenlei­ter der 10- bis 13-jährigen „Juffis“in Langenfeld-Richrath.

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