Ratsfrau kümmert sich um Höseler Rehe
Nicole Mielke mischt derzeit im Komitee „800 Jahre Hösel“mit. 33 Rohlinge werden bemalt und versteigert.
RATINGEN Das, was Emma im vergangenen Jahr war, das galt 1971 für Nicole – die beiden Namen führten jeweils die Charts der beliebtesten Mädchen-Vornamen an. Hier aber geht es nicht um die Schülerin, die da 1982 (als der Vorname schon auf den vierten Platz gerutscht war) mit weißer Gitarre und „Ein bisschen Frieden“den Eurovision Song Contest gewonnen, hat, sondern um eine Ratinger BU-Ratsfrau, um Nicole Mielke.
Sie war noch nicht Ratingerin, aber bei der Geburt Duisburgerin. Später zog die Familie – Eltern und Bruder – nach Essen. Wie das so ist, wenn man dem beruflichen Weg des Vaters folgt. Danach fand die junge Frau ihre Heimat in Hösel. Inzwischen hatte sie ihre Ausbildung als Sparkassen-Fachwirtin erfolgreich abgeschlossen, bekam im Abstand von drei Jahren zwei Söhne, ließ den Job ruhen. Ziemlich lange.
Die Betreuung der Jungen war fortan ihr Job. Was gar nicht mal schlecht ist. Aber auch Kinder von Müttern, die nicht berufstätig sind, sollen in den Kindergarten. Und das ging keinesfalls so stolperfrei wie sich die junge Mutter das gedacht hatte.
Bei der Suche nach einem freien Platz im Kindergarten Eggerscheidt geriet sie im Jahr 2005 in die Rankünen, fand sich aber gut angenommen durch den ehemaligen Bürgermeister Birkenkamp und entschloss sich – nachdem sie tatkräftige Hilfe erfahren hatte – dazu, auch als Elternvertreterin im Kindergarten Verantwortung zu übernehmen und letztlich auch in der Bürger- Union. Inzwischen ist sie nicht nur deren Mitglied, sondern auch Ratsfrau und glücklich mit ihrer Entscheidung, tatkräftig mitzumachen.
Alexander von der Groeben, Kollege im Rat, lobt vor allem ihre Zuverlässigkeit, ihren unermüdlichen Einsatz und die gute Vernetzung mit der Ratinger Schulszene. „Sie hat sich ihr Standing nicht mit Ellbogeneinsatz verschafft, sondern mit beharrlichem Kümmern“, sagt er über Nicole Mielke. Was will man denn da mehr hören?
Gelegentlich gibt es schräge Blicke auf diejenigen, die in politischen Gruppierungen, in Gremien mitmischen. Dahinter steht die unausgesprochene Frage: Ob die das brauchen? Bei der Person Nicole Mielke könnte man antworten, dass die Gremien diese Frau brauchen. Sie hat nämlich nach dem Ersteinsatz im Kindergarten mit dem Einund Mitmischen nicht aufgehört. Sie kann die Kuchen nicht mehr zählen, die sie für Klassenfeste gebacken, die Klassenräume auch nicht mehr zählen, die sie gestrichen und geputzt hat, die Fahrten, bei denen sie begleitende Verantwortliche war.
„Und alles habe ich gern gemacht“, sagt sie heute, und: „Es hat mir wirklichen Spaß bereitet.“An der kommunalpolitischen Arbeit gefällt ihr besonders, dass sie sich in dem überschaubaren Rahmen abspielt, in dem sich Erfolge, auch deren Gegenteil, direkt und spürbar vermitteln.
Die Söhne schwimmen sich inzwischen an einem Essener SportGymnasium frei. Und die Mutter hat mittlerweile einen Job im Oberschlesischen Landesmuseum und kümmert sich aktuell – was in Hösel wahrlich nicht weit weg liegt – um Rehe. Nicht etwa um das, was am Kreisverkehr immer wieder von frevlerischer Hand farblich umschattiert wird, sondern um 33 Stück in blanko-Version, die demnächst von unterschiedlichen Kleinkünstlern bemalt und dann bei der 800-Jahr-Feier versteigert werden.
Sie sagt es nicht voll Häme (weil das nicht jeder schafft), aber mit Begeisterung, dass sie zur Berufstätigkeit und zum Ehrenamt, zum Mutter-Sein und zu all ihren zeitgeistigen Interessen auch noch „läuft“, ins Theater geht, einen Freundeskreis pflegt und Saxophon spielt. Geht wohl doch.