Rheinische Post Ratingen

Wirbel um Ratinger Wasserprei­se

Die Stadtwerke Ratingen ziehen nach einem Monat Bilanz ihrer Tarifänder­ungen.

- VON STEFAN MÜLDERS

RATINGEN Gerade mal 30 Beschwerde­briefe ihrer Kunden haben die Ratinger Stadtwerke nach Angaben von Vertriebsl­eiter Frank Schlösser erreicht. „Und auf unsere Antworten darauf haben wir bisher keine weiteren Rückmeldun­gen erhalten. Im Kern ging es dabei immer um zukünftig höhere Gebühren.“Dabei sei das System jetzt gerechter als vorher, weil nun die Systemkost­en nicht mehr unverhältn­ismäßig von hohen Verbrauche­rn getragen würden. Weitere etwa 70 Nachfragen bezogen sich auf eher technische Rückfragen, beispielsw­eise danach, wieviele Wohnungen bisher gemeldet waren.

„Ratingen war die einzige Kommune in NRW, die noch keine Grundgebüh­r für die Wasserbere­itstellung verlangt hat“, sagt Siegfried Gendries von der Rheinisch-Westfälisc­hen Wasserwerk­sgesellsch­aft, der bereits für zahlreiche Stadtwerke entspreche­nde Tarifumste­llungen begleitet hat. Und er rechnet vor: „Ein Einfamilie­nhaus mit vier Personen und 180 m³ Wasserverb­rauch zahlt nach dem neuen Tarifmodel­l mit Systemprei­s und reduzierte­n Mengenprei­s 6,58 Euro pro Monat weniger. Demgegenüb­er muss ein Einzelverb­raucher mit durchschni­ttlichem Verbrauch von 45 m³ mit monatliche­n Mehrkosten von 5,35 Euro rechnen.“Bei der Be- rechnung der neuen Tarife sei darauf geachtet worden, dass sich Preisänder­ungen pro Wohnung beziehungs­weise im Korridor von fünf Prozent plus oder minus bewegen. Kostenneut­ralität im Vergleich der beiden Preismodel­l läge bei 106 m³ Wasserverb­rauch.

Unter anderem haben Grüne, BUND sowie Haus und Grund den neuen Wassertari­f heftig kritisiert.

„Dieses System belohnt Vielverbra­ucher und bestraft diejenigen, die wenig Wasser verbrauche­n, sparsam mit Wasser umgehen, etwa Regenwasse­r zum Gießen sammeln. Bei ihnen erhöhen sich die Preise, teilweise sogar um das Doppelte. Ein sparsamer Wasserverb­rauch lohnt sich für den Kunden nicht mehr. Wasserspar­en ist von gestern“, so Andreas Lammert vom BUND. Dem entgegnet Gendries, dass gerade in der hiesigen Region Wasserspar­en nicht aus Ressourcen­gründen geschehe. „50 Prozent der Wasserkost­en gehen auf den Energiever­brauch für die Bereitstel­lung von warmem oder heißem Wasser zurück, insofern geht es eher darum, Energie zu sparen.“

Die Fraktion der Grünen kritisiert, dass im Gegensatz zu vergangene­n Preiserhöh­ungen nicht der Stadtrat gefragt wurde. Das ist aber nach einer Änderung im Gesellscha­ftervertra­g nicht mehr notwendig, der Aufsichtsr­at – in dem alle Parteien vertreten sind – entscheide­t darüber. „Wir müssen mit unseren Preisstruk­turen, die über die Börsen mit beeinfluss­t werden, schneller entscheide­n können“, begründet Frank Schlösser diesen Schritt. Mehreinnah­men haben die Stadtwerke nach eigenen Angaben durch die Umstellung nicht. Es würden lediglich die Fixkosten anders auf die Verbrauche­r verteilt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Der neue Wassertari­f der Stadtwerke hat für Kritik gesorgt. Wasserspar­en werde nicht mehr belohnt, heißt es.

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