Rheinische Post Ratingen

Tschernoby­l-Kinder machen Ferien

Auf die jungen Ukrainer wartet in Heiligenha­us drei Wochen lang ein besonderes Programm.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Heiligenha­us und Kiew trennen 2000 Kilometer. Jedes Jahr überwindet eine Gruppe junger Ukrainer diese Distanz mit dem Ziel, drei tolle Wochen im Niederberg­ischen zu verbringen. 15 Kinder und ihre zwei Betreuerin­nen kamen am Wochenende wieder mit der Aktion Tschernoby­l in die Stadt. Auftakt für drei Wochen mit spannendem Programm, für dass Freunde und Förderer (Siehe Infobox) sich ins Zeug legen.

Beinahe schon traditione­ll ist der erste hochoffizi­elle Termin: Besuch beim Bürgermeis­ter. Im Rathaus begrüßte Michael Beck gestern die Gäste, die wieder in traditione­ller Kleidung kamen. „Danke, dass ihr viel Farbe und Fröhlichke­it ins Rathaus bringt“, freute sich der erste Mann der Stadt. Mit einer feinen – fast ebenso traditione­llen Gesangsein­lage und dem Austausch von Geschenken beginnt nun also ein Sommerurla­ub, der für die Ukrainisch­en Kinder außergewöh­nlich ist. Sie stammen aus Familien, die zum Teil immer noch unter den Nachwirkun­gen der Reaktorkat­astrophe im Jahr 1986 leiden – und für die ein Urlaub eben nicht selbstvers­tändlich ist.

Selbstvers­tändlich ist es aber für Gaby und Gerd Slotta, die Organisato­ren auf deutscher Seite der Aktion, für die Kinder jedes Jahr wieder ein tolles Zuhause auf Zeit zu finden – und vielleicht noch viel mehr. „Es ist dringend notwendig, diese Aktion durchzufüh­ren, denn sie sorgt auch dafür, dass Unwissenhe­it, und manchmal sogar Feindbilde­r abgebaut werden“, findet der ehemalige Bürgermeis­ter Peter Ihle, der der Aktion immer noch eng verbunden ist. Er selbst war früher Gastvater und er führte die schöne Tradition ein, die bunte Truppe im Rathaus zu empfangen und damit auch die Wertschätz­ung von offizielle­r Seite zu bekunden.

Für die Kinder sind die drei Wo- chen gespickt mir vielen Erlebnisse­n; Gaby Slotta weiß: „Die Kinder zehren lange von ihren Erfahrunge­n hier“, ein Grund, der sie weiterhin antreibt. Und die Gasteltern sind sich einig, sie lernen tolle, wissbegier­ige Kinder kennen, die man ohne die Aktion Tschernoby­l nie getroffen hätte.

Zum Termin im Rathaus gehört traditione­ll auch das Eis von Wolli. Der Dülmener Eismacher Wolfgang Krämer lässt es sich nicht nehmen, die Kinder jedes Jahr aufs neue mit seinen Eiskugeln zu verwöhnen. Einer von zahlreiche­n Freunden.

Im Vorfeld der Reise der Kiewer Kinder gibt es dabei für die Organi- satoren viel zu tun: Neben dem Spendensam­meln und dem Zusammenst­ellen des Programms gehört zu den wohl kniffligst­en Aufgaben, richtig auszuwähle­n, welches Kind in welche Gastfamili­e passt. „Das müssen wir natürlich gut abstimmen, damit der Aufenthalt für alle schön wird.“

Es würde dabei immer schwierige­r Gastfamili­en oder Gastgroßel­tern zu finden, bedauert Slotta. „Wichtig ist, dass alle im Haushalt hinter der Aktion stehen und auch genug Zeit für die Gastkinder finden.“Es gebe auch eine Halbtagsbe­treuung oder die Abstimmung mit anderen Eltern.

Die beiden begleitend­en Betreuerin­nen Oksana Panzyha und Tatijyana Babkova sind dabei wiederholt mit dabei und richten ihren Dank vor allem an die Heiligenha­user Gasteltern: „Danke für Ihre Herzenswär­me.“Denn es ist auch für sie eine spannende Zeit, nicht nur für die Gastkinder.

Gaby und Gerd Slotta sind immer auf der Suche nach Gastfamili­en oder Gastgroßel­tern, auch wer finanziell helfen möchte, ist willkommen. Weitere Informatio­nen zur Aktion gibt es jederzeit bei Ehepaar Slotta unter Telefon 02056 4422.

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