Datenschutz: Lehrer greifen wieder zum Stift
Eine neue Dienstanweisung schreibt Lehrern vor, private Rechner besonders abzusichern. Viele weigern sich, Haftung zu übernehmen.
KREIS METTMANN Der Wirbel um die neue europäische DatenschutzGrundverordnung (DSGVO) hat sich bei fast allen Betroffenen wieder gelegt. Nur nicht bei Lehrern. Dort brodelt die Problematik Datenschutz munter weiter. Um zuhause ihre privaten Computer, Laptops und Smartphones für schulische Zwecke weiterhin nutzen zu können, sollen Pädagogen in NRW eine Vereinbarung mit der Schulleitung unterschreiben. Darin verpflichten sie sich, stets aktuelle Software- und Betriebssystem-Updates aufzuspielen, ihren Virenschutz auf dem neuesten Stand zu halten, gespeicherte Schülerdaten zuverlässig zu verschlüsseln und anderen Personen – z.B. Familienmitgliedern – den Zugang effektiv zu verwehren.
Das Problem: Unterschreiben die Lehrer die Vereinbarung, dann sind sie persönlich haftbar, wenn doch einmal eine Datenpanne auftreten sollte. Unterschreiben sie hingegen nicht und nutzen ihre Privatgeräte weiterhin für die Arbeit, kann dies dienstrechtliche Konsequenzen haben. Wollen sie ihre Privatrechner nicht mehr nutzen, müssten sie ihre Notizen wieder mit Papier und Bleistift machen – für viele ein immenser Mehraufwand.
In den Schulen herrscht die Ungewissheit. An der Grundschule St. Suitbertus in Ratingen ist die Sache so geregelt: „Entweder haben meine Kolleginnen die Datenschutzerklärung ausgefüllt und unterschrieben und die Erlaubnis, „personenbezogene Daten“zuhause zu verarbeiten erhalten, oder sie schreiben die Zeugnisse in der Schule auf den sicheren Verwaltungsrechnern der Stadt Ratingen“, erklärt Schulleiterin Monika Schmidt. „Wir richten uns nach den Informationen der Schulaufsicht und handeln nach bestem Wissen.“
An der Realschule in Heiligenhaus „haben wir bei der Überprüfung unserer Standards festgestellt, dass die Genehmigungen der Eltern zum Veröffentlichen von Fotos vorliegen. Handlungsbedarf ist noch bei der Schulhomepage, hier muss der Text des Impressums geändert werden“, teilt Schulleiterin Sonia Cohen mit. Mit den verschiedensten Kooperationspartnern wurden Verträge zur Datenspeicherung abgeschlossen. „Der Aktenordner ist mittlerweile ca. neu Zentimeter dick und steht im Aktenschrank“, so Cohen weiter. „Für das Zeugniserstellen konnten die Lehrer bisher USBSticks mit nach Hause nehmen und dort die Zeugnisnoten in Ruhe einpflegen. Dies geht nun nicht mehr, die Noten sollen in der Schule auf den Schulcomputern eingegeben werden.“
Auch am Dietrich-BonhoefferGymnasium in Hilden wird nicht mit Verzögerungen bei der Zeugniserstellung gerechnet. „Die Abläufe bei uns im Haus sind nicht gefährdet, sie verlaufen nach Plan“, bestätigt die stellvertretende Schulleiterin Petra Kammeier auf Anfrage. An der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule für Hilden und Langenfeld geht man einen ganz pragmatischen Weg: Bis die von der Bezirksregierung angekündigten neuen Ausführungsbestimmungen kommen, läuft dort alles so wie bisher, erklärt die stellvertretende Leiterin Sabine Weiden. Heißt: Die Lehrer unterschreiben nicht, verwenden aber ihre privaten Rechner weiter. An der Gesamtschule gibt es zehn Computer für 130 Lehrer und Referendare. Das sei viel zu wenig. „Leider haben wir keine Dienstrechner, das würde uns helfen“, sagt Weiden.
Die Lehrer-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rät ihren Mitgliedern, in Lehrerkonferenzen über das Thema zu diskutieren und zusammen Lösungen zu finden. Es sei „ratsam, ein gemeinsames Datenschutzkonzept zu entwickeln, das mit den behördlichen Datenschutzbeauftragten abgestimmt wird“. Die GEW fordert, dass „digitale Medien – sowohl Software und Hardware – in ausreichender Zahl für die Beschäftigten kostenfrei zur Verfügung stehen und dass die Datensicherheit über die IT des Schulträgers gewährleistet ist“. Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW setzt sich für mehr Dienstgeräte ein und fordert für die Nutzung von privaten Endgeräten „ein pragmatisches datenschutzkonformes Verfahren“.
Erledigen würden sich die Datenschutz-Probleme weitestgehend durch die Einführung der neuen Arbeitsplattform Logineo NRW, die eigentlich schon längst laufen sollte. Doch technische Probleme verhinderten, dass das Portal wie geplant an den Start gehen konnte.