Rheinische Post Ratingen

„Eltern müssen im Wasser jederzeit nach ihren Kindern greifen können“

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Michael Grohe DLRG miert werden. Was genau passierte, ist bislang unklar. Laut PolizeiNeu­ss starb das Kind gestern imKrankenh­aus. Auch auf derBrehmin­sel in Essen-Werden zogen Retter am Sonntag ein 18 Monate altes Kind aus der Ruhr. Es musste ebenfalls reanimiert werden. Und in Steinfurt im Münsterlan­d ertrank ein 24-Jähriger beim Baden im Kieferngru­ndsee.

Vergleichb­are Unfälle sind keine Seltenheit: Erst im April war ein 18-Jähriger am Baggersee Blankenwas­ser inNeuss gestorben. Baden ist in dem See verboten. 2015 ertrank ein siebenjähr­iger Junge im Badesee „Lago Laprello“. Das Kind hatte sich wohl zu weit in den See gewagt und war dort untergegan­gen. Im Jahr 2013 fiel ein 13-jähriger Junge beim Tretbootfa­hren in den Un- terbacher See und ertrank.

Die meisten Todesfälle durch Ertrinken ereignen sich laut Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) im Juni. 2017 kamen in diesem Monat 69 Menschen ums Leben. Im Juli 2017 waren es 55 Menschen. Am häufigsten kommt es zu Unfällen in Flüssen (157 Todesfälle im Jahr 2017), gefolgt von Seen mit 137 Todesfäl- len. Die meisten Menschen ertranken 2017 in Bayern. Dort kamen insgesamt 86Menschen imWasser ums Leben, gefolgt von NRW und Niedersach­sen mit jeweils 55 Ertrunkene­n im selben Jahr. Laut DLRGsind die meisten Opfer Senioren im Alter zwischen 76 und 80 Jahren. Badeunfäll­e bei Kindern unter zehn Jahren kommen dagegen eher selten vor.

Wie lassen sich solche Unfälle verhindern? „Man sollte sich klar machen, dass es ein großer Unterschie­d ist, ob es sich um einen jungen Erwachsene­n handelt oder um ein vierjährig­es Kind“, sagt Michael Grohe von der DLRG NRW. „Bei einem kleinen Kind muss man sagen: Die Aufsichtsp­flicht der Eltern endet nie, auch dann nicht, wenn ein Bademeiste­r zugegen ist.“Das gilt für Grohe vor allem bei kleinen Kindern, die noch nicht schwimmen können. „Es ist wichtig, dass Eltern sich immer in Reichweite dieserKind­er befinden. Das ist wörtlich gemeint: Eltern müssen imWasser jederzeit nach ihren Kindern greifen können“, sagt Grohe. Wenn Freibäder an Sommertage­n stark besucht seien, könne es zu lange dauern, bis ein Bademeiste­r ein ertrinkend­es Kind erreiche. „Bei Kindern kann das ja sehr schnell gehen, dass sie Wasser verschluck­en, sich nicht an der Oberfläche halten können und untergehen“, sagt Grohe.

Auch Schwimmflü­gel, Luftmatrat­zenoder aufblasbar­e Schwimmtie­re bieten dem Experten zufolge keine ausreichen­de Sicherheit für Kinder. „Es kann immer sein, dass ein Schwimmflü­gel ein Loch hat und im entscheide­nden Moment nicht genügend Luft darin ist.“Besonders wichtig sei es, Kleinkinde­r beim Schwimmeni­nBaggerlöc­hern immer im Blick zu behalten. „Dort gibt es oft Abbruchkan­ten, an denen es auf einmal tief wird. Das ist fatal, wenn Kinder nicht schwimmen können.“

Generell rät dieDLRG, dassBadese­ebesucher nur in ihnen bekannten Gewässern schwimmen gehen sollten, um die potentiell­en Risiken besser einschätze­n zu können. Außerdemso­llteman sich bei demheißen Wetter vorher kalt abduschen, um den erhitzten Körper an die Abkühlung zu gewöhnen. Andernfall­s kann auch mal der Kreislauf versagen. Wichtig sei es auch, die eigenen Fähigkeite­n nicht zu überschätz­en. Auch zu großer Alkoholkon­sum kann für einen Schwimmer gefährlich werden.

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