Der Profi-Fußball stellt sich neu auf
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) will sich nach dem Abgang von Reinhard Rauball einen moderneren Anstrich geben. Als Vorbild für eine neue Struktur könnten die Profiligen in den USA dienen.
FRANKFURT/M. Der deutsche Fußball befindet sich derzeit im Umbruch. So richtig Ruhe will da nicht einkehren. Nun hat Reinhard Rauball seinen Rückzug vom Amt des Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für 2019 verkündet. Die DFL will den Zeitpunkt nutzen, um sich über ihre Strukturen Gedanken zu machen. Ein erstes Ergebnis ist bereits publik geworden.
Das Amt des DFL-Präsidenten soll künftig durch einen Aufsichtsratsvorsitzenden ersetzt werden. Der insgesamt neunköpfige Aufsichtsrat soll laut „Kicker“die Arbeit der DFL-GmbH um Geschäftsführer Christian Seifert kontrollieren. Das DFL-Präsidium soll demnach von einem Ständigen Ausschuss ersetzt werden, dessen Zuständigkeiten begrenzt sind. Die Klubs der Bundesliga und 2. Liga sollen künftig in „Teilversammlungen“zusammenkommen, um über Belange ihrer jeweiligen Liga zu entscheiden. Im Lizenzierungsausschuss soll eine stärkere personelle Unabhängigkeit gewährleistet werden, über die Verteilung der TV-Gelder ein erweitertes Gremium entscheiden.
Die DFL hat es bislang ganz im Stile einer verschwiegenen Familie geschafft, ihre Geschäfte voranzutreiben. Und im Gegensatz zum DFB halten sich die Proteste gegen die DFL in engen Grenzen. Es gibt keine Plakate, auf denen gegen die DFL skandiert wird. Gegen die DFL sein, heißt in letzter Konsequenz gegen „seinen“Verein sein. Schließlich sind alle Klubs der ersten beiden Profiligen in diesem Konstrukt organisiert.
Die DFL ist in der öffentlichen Wahrnehmung wenig schuld. Der Videobeweis. Die Anstoßzeiten. Die Kommerzialisierung. Allesamt Themen, die dem DFB angelastet werden. Das liegt vor allem daran, dass bei der DFL effizienter gearbeitet werden kann. Die Wege sind kürzer, die unterschiedlichen Befindlichkeiten nicht so groß, wie beim Dachverband, der aus dem Amateurlager gelenkt wird. Die DFL will nun weiter enteilen und den Fußball ähnlich wie bei den US-Sportarten organisieren. In den großen Ligen NFL (Football) und NBA (Basketball) gibt es an der Spitze einen Commissioner, der als Geschäftsführer das Unternehmen führt. Christian Seifert interpretiert seine Rolle ähnlich und kann auf herausragende Geschäftszahlen verweisen.
Es ist natürlich nicht ein ganz so schrecklich abwegiger Gedanke, dass sich auch die DFL irgendwann dazu entscheidet, auf Selbstständigkeit zu pochen. Andeutungen in diese Richtungen hat es immer mal wieder gegeben, manche haben es auch als Drohung verstanden. Bislang hat indes die Vernunft gesiegt, denn eine komplette Abkapselung der Profis von den Amateuren würde für eine grundlegende Verschiebung der Kräfte sorgen.
In England kann man sich ein gutes Bild davon machen, in welche Richtung der Fußball sich auch hierzulande entwickeln wird. Ein wesentlicher Bestandteil wird dabei die Abschaffung der 50+1-Regel sein, die Investoren die Mehrheit an einem Profiklub verbietet. Noch zögern eine Vielzahl von Vereinen damit, ihre Anhängerschaft mit diesem Szenario zu konfrontieren. Noch. Schon jetzt ist die finanzielle Kluft zwischen den Klubs enorm. Der Druck, Ergebnisse abzuliefern und mithalten zu können, wird dazu führen, dass noch intensiver über dieses Modell gestritten wird.
Eine Aufgabe, die künftig vom „Bundesliga-Commissioner“übernommen wird.
Ein Aufsichtsratsvorsitzender soll das Amt des Präsidenten künftig ersetzen.