NHL-Gastspiel: Das deutsche Eishockey nutzt seine Chance
Die Edmonton Oilers gastieren mit Leon Draisaitl in Köln bei den Haien und siegen 4:3 nach Verlängerung.
KÖLN Vier Minuten waren noch zu spielen im zweiten Drittel der Partie zwischen den Kölner Haien und den Edmonton Oilers, zwischen dem Team aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und dem Star-Ensemble aus der nordamerikanischen Profi-Liga NHL. Und plötzlich gab es ein paar Pfiffe von den Rängen. Der Unmut der Zuschauer resultierte nicht etwa aus dem Geschehen auf dem Eis, beide Teams lieferten beim 4:3-Erfolg der Oilers nach Verlängerung das erwartet packende Spiel. Der Grund war viel profaner – „Commercial Breaks“, Werbe-Unterbrechungen. Hierzulande gibt es davon, allgemein akzeptiert, eine pro Drittel. Nun waren es, wie auch im US-Fernsehen, pro Spielabschnitt gleich drei. Zu viel für den deutschen Fan, der offensichtlich nicht ganz so vermarktbar ist wie der durchschnittliche US-Amerikaner.
Es waren kleine Erkenntnisse am Rande. Denn der große Abend um den heimgekehrten Kölner Leon Draisaitl, der in der NHL zum Star geworden ist und vom Publikum lautstark bejubelt wurde, war für das deutsche Eishockey ein voller Erfolg. Die 18.400 Tickets für das Spiel im Rahmen der Europa-Tournee der NHL waren in fünf Minuten ausverkauft, die Fans verwandelten die Arena in ein Tollhaus. Und die Haie hielten erstaunlich gut gegen streckenweise allerdings müde wirkende Oilers mit.
Der Erfolg bewies: Das Interesse für Eishockey in Deutschland ist da. Erst recht nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. „Man wird schon anders angesprochen als vorher“, sagt Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). So bleibt auch für die NHL nur die Erkenntnis, häufiger nach Deutschland kommen zu müssen. „Wir können uns sehr gut ein reguläres NHL-Spiel hier vorstellen“, sagt Deputy Comissioner Bill Daly. Das letzte fand 2011 in Berlin statt.
„Wir können viel von der NHL lernen“, betont Bundertrainer Marco Sturm. „Das ganze Drumherum ist das Beste, was es gibt. Davon müssen wir lernen.“Der DEB nutzte die Gelegenheit: Rund um das Spiel gab es Schiedsrichter- und Trainerlehrgänge mit Beteiligten aus beiden Kontinenten und vor allem viele Gespräche.
Der Hype um Leon Draisaitl zeigt aber auch – eine Sportart braucht Stars. Der Kölner Junge, der es in der NHL geschafft hat, taugt zum Helden. „Er ist genau die Person, die man für so ein Spiel braucht“, stellt Franz Reindl fest. Doch auch das deutsche Eishockey gibt solche Stars durchaus her: In Felix Schütz und Moritz Müller standen zwei Kölner auf dem Eis, die an den Olympischen Spielen in Südkorea teilnahmen. Natürlich verblasst ihr Glanz etwas neben Leon Draisaitl. Eines haben sie ihm jedoch voraus: die olympische Silbermedaille.