Rheinische Post Ratingen

Politik will Blauen See vor Verfall retten

Das einzigarti­ge Areal ist in die Jahre gekommen. Verwaltung und Rat wollen das Gelände behutsam sanieren.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Still ruht der Blaue See – Idylle pur. Doch hinter den Kulissen geht es mit Blick auf die Umgestaltu­ng des einzigarti­gen Areals in die entscheide­nde Phase. Wie CDU-Fraktionsc­hef Ewald Vielhaus im RP-Gespräch mitteilte, will die Stadt das Gelände kaufen, „die Verhandlun­gen laufen“. Angaben zum Kaufpreis bleiben geheim, doch es geht offenbar um einen Betrag zwischen drei und vier Millionen Euro. Bestätigen will das niemand, Fakt ist aber, dass die Stadt mit den Planungen erst dann richtig loslegen kann, wenn sie Eigentümer des Areals ist.

Und Tatsache ist auch, dass der Sanierungs- und Umgestaltu­ngsbedarf enorm ist. Vielhaus betont: „Wir möchten das Freizeitge­lände auf jeden Fall erhalten. Schließlic­h ist der Blaue See seit der Eröffnung im Jahr 1960 bei Familien attraktiv und beliebt. Aber in all den Jahren wurde nicht in die Grundsubst­anz investiert. Jetzt müssen die Gebäude, die Wege sowie die Versorgung­sund Infrastruk­tur komplett erneuert werden.“

Märchenzoo, Bootssteg und die Naturbühne sollen erhalten bleiben, aber eine Rundum-Sanierung und einige konzeption­elle Veränderun­gen seien auch in diesen Bereichen notwendig, unterstrei­cht Vielhaus. Die intensive Diskussion um die Zukunft des Freizeitpa­rks geht weiter. Es geht auch um das Sammeln von Unterschri­ften zum Erhalt der „Erlebniswe­lt“von Pächter Alexander Heinz. Einhellige Meinung der Besucher: Der Kinderbesp­aßung muss bleiben. Doch auf den Entwürfen der Stadt ist anstelle der „Erlebniswe­lt“offenbar nur ein Spielplatz eingezeich­net. Gegenüber soll ein Umweltbild­ungszentru­m (UBZ) geschaffen werden – obwohl es im näheren Umkreis gleich mehrere davon gibt. Die CDU-Fraktion hat unlängst eine weitere Idee ins Spiel gebracht: einen Waldkinder­garten.

Die Idee kommt Heinz aber sehr bekannt vor: Das habe er bereits vor sechs Jahren vorgeschla­gen. Die Stadt habe damals abgewunken. Das sei unnötig, außerdem gebe es Sicherheit­sbedenken, erinnert sich Heinz an die Ablehnungs­begründung. Nun also heißt es in dem CDU-Antrag wörtlich: „Kinder erleben zu viel Reizüberfl­utung, zu wenig Stille und leiden unter mangelnder Bewegung.“Daher solle die Verwaltung die Voraussetz­ungen für einen Waldkinder­kindergart­en am Blauen See prüfen.

Vielhaus betont: „Viele Kinder haben keine Gelegenhei­t, Natur zu erleben und zu erfahren. Das ganzheitli­che elementare Lernen in der Natur und im Wald ist für eine gesunde Persönlich­keitsentwi­cklung der Kinder sehr förderlich.“

Ein Waldkinder­garten unterstütz­e Kinder in ihrer „emotionale­n Stabilität und ihren sozialen Kompetenze­n“. Kinder entwickelt­en außerdem eine hohe Sensibilit­ät für Natur, Pflanzen und Tiere. „Auch Kinder mit Verhaltens­auffälligk­eiten profitiere­n von dem pädagogisc­hen Konzept des Waldkinder­gartens“, ergänzt er.

Auf dem Gelände des Blauen See böte sich die Einrichtun­g eines Waldkinder­gartens in Kombinatio­n mit dem Umweltbild­ungszentru­m besonders gut an. „Denn gerade diese Kombinatio­n bietet eine Reihe von Synergieef­fekten und ist im gesamtstäd­tischen Kontext ein Angebot, das sicherlich sehr gut nachgefrag­t wird.“

Um eine Betriebser­laubnis für einen Waldkinder­garten zu erhalten, müsse bei der Planung auch an einen Aufenthalt­sraum und eine Sanitärein­richtung gedacht werden. Das pädagogisc­he Konzept müsste mit dem Kindergart­enträger und Fachleuten abgestimmt werden. Im weiten Umkreis gibt es kaum jemanden, der nicht als Kind im Freizeitpa­rk herumtobte. Auch Eltern und Großeltern kommen mit dem Nachwuchs wieder. Die Reaktionen in den Netzwerken wie Facebook sind eindeutig: Für akademisch-pädagogisc­he Kinderbild­ung kann sich kaum jemand erwärmen, der Blaue See bedeutet für viele, mit den Kleinen einfach nur Spaß zu haben. Vielhaus sagt: „Inwieweit die Erlebniswe­lt in dem neuen Konzept erhalten bleiben kann, muss gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter geklärt werden.“Man habe mit dem Betreiber gesprochen, der sich Veränderun­gen vorstellen könnte.

Fakt ist: Der Stadtrat hat am 5. Juli 2018 einen Aufstellun­gsbeschlus­s zum Bebauungsp­lan sowie ein Änderungsv­erfahren zum Flächennut­zungsplan beschlosse­n – und das einstimmig.

Die ersten politische­n Weichen zur Umgestaltu­ng wurden also bereits gestellt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Der Blaue See bietet pure Idylle: Doch das weite Areal mit seinen alten Anlagen muss hergericht­et werden.

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