Politik will Blauen See vor Verfall retten
Das einzigartige Areal ist in die Jahre gekommen. Verwaltung und Rat wollen das Gelände behutsam sanieren.
RATINGEN Still ruht der Blaue See – Idylle pur. Doch hinter den Kulissen geht es mit Blick auf die Umgestaltung des einzigartigen Areals in die entscheidende Phase. Wie CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus im RP-Gespräch mitteilte, will die Stadt das Gelände kaufen, „die Verhandlungen laufen“. Angaben zum Kaufpreis bleiben geheim, doch es geht offenbar um einen Betrag zwischen drei und vier Millionen Euro. Bestätigen will das niemand, Fakt ist aber, dass die Stadt mit den Planungen erst dann richtig loslegen kann, wenn sie Eigentümer des Areals ist.
Und Tatsache ist auch, dass der Sanierungs- und Umgestaltungsbedarf enorm ist. Vielhaus betont: „Wir möchten das Freizeitgelände auf jeden Fall erhalten. Schließlich ist der Blaue See seit der Eröffnung im Jahr 1960 bei Familien attraktiv und beliebt. Aber in all den Jahren wurde nicht in die Grundsubstanz investiert. Jetzt müssen die Gebäude, die Wege sowie die Versorgungsund Infrastruktur komplett erneuert werden.“
Märchenzoo, Bootssteg und die Naturbühne sollen erhalten bleiben, aber eine Rundum-Sanierung und einige konzeptionelle Veränderungen seien auch in diesen Bereichen notwendig, unterstreicht Vielhaus. Die intensive Diskussion um die Zukunft des Freizeitparks geht weiter. Es geht auch um das Sammeln von Unterschriften zum Erhalt der „Erlebniswelt“von Pächter Alexander Heinz. Einhellige Meinung der Besucher: Der Kinderbespaßung muss bleiben. Doch auf den Entwürfen der Stadt ist anstelle der „Erlebniswelt“offenbar nur ein Spielplatz eingezeichnet. Gegenüber soll ein Umweltbildungszentrum (UBZ) geschaffen werden – obwohl es im näheren Umkreis gleich mehrere davon gibt. Die CDU-Fraktion hat unlängst eine weitere Idee ins Spiel gebracht: einen Waldkindergarten.
Die Idee kommt Heinz aber sehr bekannt vor: Das habe er bereits vor sechs Jahren vorgeschlagen. Die Stadt habe damals abgewunken. Das sei unnötig, außerdem gebe es Sicherheitsbedenken, erinnert sich Heinz an die Ablehnungsbegründung. Nun also heißt es in dem CDU-Antrag wörtlich: „Kinder erleben zu viel Reizüberflutung, zu wenig Stille und leiden unter mangelnder Bewegung.“Daher solle die Verwaltung die Voraussetzungen für einen Waldkinderkindergarten am Blauen See prüfen.
Vielhaus betont: „Viele Kinder haben keine Gelegenheit, Natur zu erleben und zu erfahren. Das ganzheitliche elementare Lernen in der Natur und im Wald ist für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung der Kinder sehr förderlich.“
Ein Waldkindergarten unterstütze Kinder in ihrer „emotionalen Stabilität und ihren sozialen Kompetenzen“. Kinder entwickelten außerdem eine hohe Sensibilität für Natur, Pflanzen und Tiere. „Auch Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten profitieren von dem pädagogischen Konzept des Waldkindergartens“, ergänzt er.
Auf dem Gelände des Blauen See böte sich die Einrichtung eines Waldkindergartens in Kombination mit dem Umweltbildungszentrum besonders gut an. „Denn gerade diese Kombination bietet eine Reihe von Synergieeffekten und ist im gesamtstädtischen Kontext ein Angebot, das sicherlich sehr gut nachgefragt wird.“
Um eine Betriebserlaubnis für einen Waldkindergarten zu erhalten, müsse bei der Planung auch an einen Aufenthaltsraum und eine Sanitäreinrichtung gedacht werden. Das pädagogische Konzept müsste mit dem Kindergartenträger und Fachleuten abgestimmt werden. Im weiten Umkreis gibt es kaum jemanden, der nicht als Kind im Freizeitpark herumtobte. Auch Eltern und Großeltern kommen mit dem Nachwuchs wieder. Die Reaktionen in den Netzwerken wie Facebook sind eindeutig: Für akademisch-pädagogische Kinderbildung kann sich kaum jemand erwärmen, der Blaue See bedeutet für viele, mit den Kleinen einfach nur Spaß zu haben. Vielhaus sagt: „Inwieweit die Erlebniswelt in dem neuen Konzept erhalten bleiben kann, muss gemeinsam mit dem Bürgermeister geklärt werden.“Man habe mit dem Betreiber gesprochen, der sich Veränderungen vorstellen könnte.
Fakt ist: Der Stadtrat hat am 5. Juli 2018 einen Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan sowie ein Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan beschlossen – und das einstimmig.
Die ersten politischen Weichen zur Umgestaltung wurden also bereits gestellt.